PC-Flaute trifft Lenovo hart
PC-Flaute trifft Lenovo hart
Sparte verliert 28 Prozent Umsatz – Konzern baut Service-Geschäft aus und investiert 1 Mrd. Dollar in KI – Aktie fällt
hei Frankfurt
Der chinesische Computerriese Lenovo ist im ersten Geschäftsquartal von der schwachen PC-Nachfrage hart getroffen worden. Der Konzernumsatz sackte um ein Viertel auf 12,9 Mrd. Dollar ab, während der Gewinn sogar um zwei Drittel auf 191 Mill. Dollar einbrach. Von Refinitiv befragte Analysten hatten bei den Einnahmen mit 13,84 Mrd. Dollar gerechnet.
Es war für Lenovo das vierte Quartal in Folge mit sinkenden Umsätzen. Die Lenovo-Aktie stürzte im frühen Handel in Hongkong bis zu 6% ab, grenzte die Verluste im Verlauf aber noch auf −3% ein. Seit Jahresbeginn hat das Papier trotz der anhaltenden Misere auf dem PC-Markt 18% zugelegt. Die Anleger setzen unter anderem auf neue Geräte für den schnell wachsenden Gaming-Bereich und den Ausbau des Servicegeschäfts.
Lenovo selbst setzt ebenfalls große Hoffnungen in seine Solutions and Services Group (SSG), die auf eine skalierbare Plattform als Service setzt und im Berichtsquartal um 18% auf 1,7 Mrd. Euro gewachsen ist. Die operative Marge von 21% gilt im Service-Bereich als beachtlich. Die Infrastructure Solutions Group (ISG), wo Lenovo mit Schwergewichten wie Amazon Web Services und Microsoft Azure konkurriert, wurde ebenfalls wie die US-Riesen von konjunktureller Schwäche getroffen und büßte insgesamt 8% Umsatz ein. Die Sparte steht damit für Quartalseinnahmen von 1,9 Mrd. Dollar, wobei neue Geschäftsbereiche wie insbesondere Cloud Storage große Sprünge machten.
Hoffen auf zweite Jahreshälfte
Allerdings stehen die neuen Service-Geschäfte, die Lenovo mit Investitionen in künstliche Intelligenz (KI) über 1 Mrd. Dollar weiter voranbringen will, derzeit erst für 18% des Konzerns. Das Gros der Umsätze hängt noch vom PC-Markt ab, wo Lenovo Weltmarktführer ist, mit gut 23% Marktanteil. Der anhaltende Nachfragerückgang bei PC führte in der Sparte zu einem Umsatzeinbruch um 28%. Während Chairman und CEO Yuanqing Yang in der zweiten Jahreshälfte auf eine Erholung hofft, bleiben Marktforscher bisher eher skeptisch.
Gartner geht davon aus, dass der PC-Absatz im laufenden Jahr stärker rückläufig sein wird als der Hardware-Devices-Markt inklusive Tablets und Smartphones insgesamt. Zusammen ist ein Absatzrückgang um 9% avisiert, während die PC-Nachfrage um 12,3% fallen dürfte. Im zurückliegenden Quartal ist der PC-Absatz laut IDS unterdessen sogar um 18% eingebrochen. Die Analysten verweisen auf hohe Lagerbestände und ein schwaches Konsumklima, das durch die global hohe Inflation getrübt werde. Sie rechnen erst 2024 wieder mit einem substanziellen Wachstum sowohl bei PC als auch bei Smartphones. Impulsgeber wie die weltgrößte Gaming-Messe Gamescom oder die Unterhaltungsmesse IFA, die Anfang September in Berlin die Pforten öffnet, dürften sich erst mit Verzögerung auf die Nachfrage auswirken.