PC-Markt kollabiert
Der PC-Markt rutscht wegen der wachsenden Nachfrage für Smartphones und Tablet-Rechner immer tiefer in die Krise. Schuld ist offenbar auch Microsofts neues Betriebssystem Windows 8. Zu diesem Schluss kommen jedenfalls die Marktforscher von Gartner und IDC. Beide haben für das erste Quartal einen prozentual zweistelligen Absatzrückgang gemessen. Gemäß IDC war es das höchste Minus seit Beginn der Aufzeichnungen.scd New York – Zwei Marktforschungsberichte zum ersten Quartal haben die Aktien von Unternehmen der PC-Industrie abstürzen lassen. Laut IDC sind die weltweiten Auslieferungen klassischer Personalcomputer in den ersten drei Monaten 2013 um knapp 14 % auf 76 Millionen Stück gefallen, womit sich der Absturz der vergangenen Quartale noch einmal beschleunigt hat (siehe Grafik). Konkurrent Gartner ermittelte ein Minus von “nur” gut 11 % auf 79 Millionen Rechner. Laut IDC war es der stärkste Absatzrückgang seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1994. Die Marktforscher führten das auch auf das neue Microsoft-Betriebssystem Windows 8 zurück, dessen zusätzliche Touchscreen-Funktionen bislang keinen Nachfrageanstieg bei den Kunden ausgelöst hätten. Die Microsoft-Aktie gab am Donnerstag im Verlauf gut 5 % auf 28,73 Dollar nach. HP fielen gar um 7,5 %.Unter den Hardwareherstellern war Acer den Erhebungen von Gartner und IDC zufolge mit jeweils rund 30 % Auslieferungsrückgang der größte Verlierer. Auch der noch immer weltgrößte Hersteller Hewlett-Packard fiel mit einem Absatzminus von jeweils mehr als einem Fünftel negativ auf. Die Auslieferungen der in Übernahmegesprächen befindlichen Dell gaben rund ein Zehntel nach. Das war zwar etwas besser als die Entwicklung des Gesamtmarktes. Preistreibend dürften sich die jüngsten Zahlen indes nicht auswirken. Zumal die vage formulierten Hoffnungen der Branchenexperten von Gartner, Touchscreen-PCs würden den Absatz im zweiten Halbjahr ankurbeln, bislang jeder Grundlage entbehren. “Zum jetzigen Zeitpunkt sieht es unglücklicherweise so aus, als ob Windows 8 nicht nur keinen Erfolg darin hatte, dem PC-Absatz einen Schub zu verleihen”, urteilte IDC-Manager Bob O’Donnell. Es scheine sogar so zu sein, dass der Absatz durch die neue Software gebremst wurde. IDC: Alles auf den PrüfstandDavid Daoud, für das PC-Geschäft zuständiger Chefanalyst bei IDC, erklärte, die Hersteller müssten nun alle Strategieelemente auf den Prüfstand stellen: Von Organisation und Vertrieb bis zum Produktportfolio. O’Donnell zufolge stehe Microsoft vor schweren Entscheidungen, wenn der Softwarekonzern den PC-Markt wiederbeleben wolle.Gartner ist etwas weniger pessimistisch und glaubt noch immer daran, dass leichtgewichtige Notebooks mit berührungsempfindlichem Bildschirm den sogenannten Medien-Tablets wie Apples iPad oder Samsungs Galaxy Tab im zweiten Halbjahr Marktanteile abjagen können. Anzeichen einer solchen Verschiebung der Konsumentennachfrage lassen sich aus den Daten bislang noch nicht ablesen. Touchscreen-PCs machten nur einen winzigen Anteil der PC-Verkäufe im Quartal aus.Zu den wenigen Gewinnern unter den PC-Herstellern zählt die chinesische Lenovo, deren Absatz in etwa auf Vorjahresniveau gehalten wurde (siehe Grafik). Uneinigkeit herrschte zwischen Gartner und IDC in Bezug auf die Entwicklung von Apple. Der iPhone-Anbieter hatte den Niedergang des PC-Geschäfts mit dem Tablet-Rechner iPad zwar selbst eingeläutet. Das Unternehmen aus Cupertino (Kalifornien) leidet nun aber selbst darunter und ist von früheren Wachstumsraten weit entfernt. Laut IDC ist der Konzern, der in den USA zu den fünf größten PC-Anbietern zählt, im Heimatmarkt um 7,5 % geschrumpft. Gartner kommt hingegen auf ein Wachstum von 7,4 %.