Permira macht auch in Designermode

Ardian gelingt mit Verkauf von Schustermann & Borenstein für über 700 Mill. Euro ein lukrativer Ausstieg

Permira macht auch in Designermode

Von Walther Becker, FrankfurtDie Auktion für Schustermann & Borenstein ist gelaufen. Den “Omnichannel-Einzelhändler für Designermode” reicht Finanzinvestor Ardian an die Beteiligungsgesellschaft Permira weiter. Es handelt sich um eine sehr attraktive Rendite für den Verkäufer. Die Bewertung wird auf 700 Mill. bis 750 Mill. Euro taxiert. Beim Einstieg 2012 lag sie bei 270 Mill. Euro. Beide Seiten nennen keine Beträge. Mit der Auktion war J.P. Morgan betraut. Barclays steht Permira zur Seite. Es ist nach dem jüngsten Deal in Polen das zweite Investment aus dem neuen Fonds, der mit mehr als 7 Mrd. Euro geschlossen wird.Die Gründerfamilien Schustermann und Borenstein bleiben an dem Unternehmen beteiligt. Beobachter schätzen den Anteil auf unter 10 %. Die 1924 gegründete, in München ansässige Schustermann & Borenstein (S & B) vertreibt über ihre Website sowie drei Läden in München und Wien mehr als 3 000 Designermarken zu “attraktiven Konditionen”, heißt es. Ausschließlich Mitglieder gehören zum ausgewählten Kundenkreis von S & B. Die Mitgliedschaft kann nur auf Einladung erworben werden, was zu einer hohen Kundenbindung und -treue führe. In den vergangenen Jahren wuchs S & B prozentual zweistellig. Für 2015 wurde der Umsatz auf 300 Mill. Euro und das operative Ergebnis (Ebitda) auf 50 Mill. Euro veranschlagt, für 2016 mit 370 Mill. bzw. 60 Mill. Euro. Für 2017 werden 70 Mill. Euro Ebitda angepeilt, so dass der Kaufpreis dem gut 10-Fachen des Enterprise Value entspricht. Binnen zehn Jahren habe sich S & B zur führenden E-Commerce-Plattform für Designermode im deutschsprachigen Raum entwickelt und expandierte nach Großbritannien, Schweden und Frankreich. Börsen-Potenzial”Permira wird das Management in den nächsten Jahren bei seiner Wachstumsstrategie voll unterstützen. Grundsätzlich hat das Unternehmen durchaus das Potenzial zur Börsenreife, aber das ist heute Zukunftsmusik”, sagte Permira-Deutschlandchef Jörg Rockenhäuser im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. “Das ist ein Investment, das genau zu uns passt: An der Schnittstelle von Software und Big Data auf der einen Seite und Konsumgüter- und Markengeschäft auf der anderen.” S & B profitiere vom starken Wachstum des E-Commerce – der Anteil liegt aktuell bei 60 % – und soll zum führenden “Omnichannel-Mode-Einzelhändler für Mitglieder in Europa” werden. “Dazu gehört die Nutzung von Expansionschancen in Deutschland und den Nachbarländern im Online-Geschäft und die mögliche Eröffnung weiterer Flaggschiff-Läden,” sagt Rockenhäuser. Dies gehe einher mit Verbesserungen des Online-Angebots durch Nutzung von Datenanalysen, automatisierter Marketing-Instrumente und mobiler Plattformen. “Organisches Wachstum steht dabei im Fokus, aber das Management hält auch Akquisitionen für denkbar.”Laut Rockenhäuser ist es die erste Investition von Permira in deutsche Consumer-Technologie. Der Sektor sei wichtig für Permira, wie die jüngsten Investitionen in den E-Commerce-Software-Spezialisten Magento und den polnischen Amazon-Rivalen Allegro zeigten. Die Beteiligungsgesellschaft hatte in Marken wie Hugo Boss, Valentino und Dr. Martens investiert. Zuletzt wurde das Softwarehaus P & I von HgCapital für über 80 Mill. Euro erworben.