Permira schluckt Neuraxpharm

Finanzinvestor zahlt 1,7 Mrd. Euro für nordrhein-westfälischen Hersteller von Epilepsie-Arzneien - Rothschild und Ferber als Berater

Permira schluckt Neuraxpharm

Die Übernahme von Teamviewer und der spätere Börsengang sowie das bevorstehende IPO von Allegro in Polen haben sich für Permira als wahre Goldgrube erwiesen. Jetzt stemmt das Private-Equity-Haus einen Milliarden-Deal in Deutschland. Die Briten legen sich das nordrhein-westfälische Pharmaunternehmen Neuraxpharm zu.cru Frankfurt – Der britische Finanzinvestor Permira übernimmt das nordrhein-westfälische Pharmaunternehmen Neuraxpharm aus Langenfeld von der Beteiligungsgesellschaft Apax. Noch im vierten Quartal soll der Zukauf abgeschlossen werden, Angaben zum Kaufpreis machte Permira nicht. Nach Angaben aus Finanzkreisen wird Neuraxpharm bei dem Deal mit knapp 1,7 Mrd. Euro bewertet, das entspreche etwa dem 13-Fachen des für 2021 erwarteten Betriebsgewinns.Apax hatte Neuraxpharm 2016 übernommen, mit Invent Farma zusammengelegt und das Unternehmen später durch Zukäufe wie FB Health und Farmax ausgebaut.Neuraxpharm hat sich auf Arzneien für neurologische und psychiatrische Erkrankungen wie Epilepsie, Parkinson, Alzheimer oder Depressionen spezialisiert und gilt auf Basis der 115 Wirkstoffe umfassenden Produkte als einer der Marktführer in Europa, insbesondere im Kernmarkt Deutschland. Produziert wird in Spanien. Das mehr als 35 Jahre alte Unternehmen erzielt mit rund 850 Mitarbeitern mehr als 460 Mill. Euro Umsatz und ist infolge der Übernahmen schnell gewachsen.Permira-Deutschlandchef Jörg Rockenhäuser will die Akquisitionstour zur geografischen Expansion mit Neuraxpharm-CEO Jörg-Thomas Dierks fortsetzen: “Wir haben ein klares gemeinsames Ziel: das Unternehmen durch weitere Akquisitionen und starkes organisches Wachstum zur führenden europäischen Plattform für die Behandlung von Krankheiten des zentralen Nervensystems auszubauen. Die Transaktion bildet zudem eine ausgezeichnete Ausgangsbasis für unser Healthcare-Team unter der Leitung von Florian Kreuzer, der erst vor einem Jahr zu Permira gestoßen ist.”Für Permira waren bei dem Deal Rothschild sowie Ferber & Co im Einsatz. Apax engagierte Jefferies. 44 Mrd. Euro VermögenPermira berät Fonds mit einem Gesamtvolumen von rund 48 Mrd. Dollar (44 Mrd. Euro), die über Mehrheitsbeteiligungen sowie strategische Minderheitsbeteiligungen in 250 Deals in Technologie-, Konsumgüter- und Dienstleistungsunternehmen investiert haben. Der Finanzinvestor beschäftigt mehr als 250 Mitarbeiter an 14 Standorten in Europa, Nordamerika und Asien.Zu den wenigen Technologie-Leuchttürmen an der Frankfurter Börse zählt Permiras Teamviewer-Beteiligung. Sie hat ihren Wert seit dem IPO um zwei Drittel gesteigert. Teamviewer-Großaktionär Permira, der vor einem Jahr zunächst rund 40 % der Anteile verkauft hatte, nutzte den Kursanstieg für zwei weitere Platzierungen und hält noch 39 %. Für Permira war es wohl die lukrativste Private-Equity-Transaktion ihrer Geschichte – der Einsatz von 870 Mill. Euro wurde verzehnfacht.Darüber hinaus zählt Permira – neben Cinven und Mid Europa Partners – zu den Private-Equity-Eigentümern des polnischen Amazon-Konkurrenten Allegro, der ebenfalls an die Börse strebt. Allegro plant, rund 1 Mrd. Zloty (266 Mill. Dollar) mit neuen Aktien in Warschau aufzubringen; die Firma wäre damit das jüngste europäische Beispiel für ein webbasiertes Unternehmen, das vom lebhaften Interesse der Investoren am Technologiesektor profitiert. Der Emissionserlös soll die finanzielle Position durch die Rückzahlung ausstehender Schulden stärken und das öffentliche Profil und die Markenbekanntheit erhöhen. “Unsere Verschuldung wird nach dem IPO bei weniger als dem Dreifachen des operativen Gewinns liegen”, sagte Allegro-Vorstandschef François Nuyts der Börsen-Zeitung.Im August hatte Permira zusammen mit Silver Lake und Spectrum Equity die Ahnenforschungsplattform Ancestry für 4,7 Mrd. Dollar an Blackstone verkauft. In Großbritannien polierte Permira kürzlich den Ruf von Private Equity auf, als die Schuhmarke Dr. Martens die staatlichen Lohnsubventionen, die sie zwischen März und Juni von der Regierung unter dem Coronavirus Job Retention Scheme erhalten hatte, nach einem Jahr mit “außerordentlichem Wachstum” zurückzahlte. Bei Ebay abgeblitztEs gab auch einzelne Rückschläge: Im Bieterwettbewerb um die 9 Mrd. Dollar schwere Ebay-Kleinanzeigensparte wurde das Konsortium rund um Permira vom norwegischen Adevinta-Konzern ausgestochen.