Personalmangel bremst Gebäudedienstleister
Die Gebäudedienstleister in Deutschland blicken trotz volatiler Rahmenbedingungen verhalten optimistisch in die Zukunft. Das zeigt eine aktuelle Branchenanalyse des Beratungshauses Lünendonk & Hossenfelder, in die 65 Unternehmen einbezogen wurden. Demnach glauben 82% der Facility-Service-Anbieter, dass die Zukunft herausfordernd werde, sie aber gut aufgestellt seien. 8% zeigen sich sehr optimistisch, 10% haben dagegen gemischte Gefühle.
Das Jahr 2022 haben die 25 nach Inlandsumsatz stärksten Unternehmen mit einem deutlichen Umsatzplus von 9,3% abgeschlossen. Darin seien Preiseffekte durch die Inflation enthalten, aber auch eine steigende Nachfrage, erklärte Thomas Ball, der als Partner bei Lünendonk & Hossenfelder für den Facility-Management-Markt verantwortlich ist, am Dienstag bei der Präsentation der Ergebnisse vor Journalisten. Viele Unternehmen würden ihre Gebäudedienstleister langfristig an Bord halten. Auch die Prognose für die Jahre 2024 bis 2028 geht von jährlichen Wachstumsraten um die 8% aus. Als Treiber für die Branche erweisen sich zwei Wachstumstrends: Neben der voranschreitenden Digitalisierung sorgt die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Services für Wachstum bei den Dienstleistern.
Nachhaltigkeit treibt Facility-Service-Branche
Als größte Hindernisse für weiteres Wachstum stufen die Branchenunternehmen Personalmangel (55%) sowie Preisdruck (36%) und Inflation (20%) ein. Die Zahl der Mitarbeiter legte im vergangenen Jahr bei den betrachteten Unternehmen insgesamt um 2,4% zu. Die Branche ist personalintensiv; allein die 25 umsatzstärksten Gebäudedienstleister in Deutschland beschäftigten zuletzt mehr als 274.000 Menschen.
Der Anfang des Engpasses
„Es wird immer schwieriger, Personal zu bekommen“, kommentierte Arnulf Piepenbrock, Geschäftsführender Gesellschafter der gleichnamigen Unternehmensgruppe. Die Situation könnte sich in den kommenden Jahren weiter zuspitzen: „Wir sind erst am Anfang des Engpasses“, meint er.
Laut Marion Henschel, Vorsitzende der Geschäftsführung bei Strabag Property and Facility Services, ist die Verfügbarkeit von qualifizierten und motivierten Mitarbeitern auch für die Kunden ein zentrales Kriterium bei der Auftragsvergabe. Häufig müsse man mittlerweile bereits bei der Bewerbung um einen Auftrag gegenüber dem Kunden darlegen, das Personal für die Ausführung des Auftrags auch an Bord zu haben.
Um gestiegene Kosten zumindest teilweise weiterreichen zu können, arbeiten immer mehr Unternehmen mit Preisgleitklauseln. Unter den 25 umsatzstärksten Unternehmen nutzen 82% Preisgleitklauseln. Jeweils 73% koppeln Stundensätze an tarifliche Lohnerhöhungen und gehen mit Kunden regelmäßig die Verträge durch, um Anpassungen auszuloten.
Flexiblere Verträge
Perspektivisch gehen die Branchenvertreter davon aus, dass der auf Energieeffizienz ausgerichtete Umbau von Bestandsgebäuden sowie die Wartung von Solaranlagen oder Ladesäulen für Wachstum sorgen kann. Allerdings gibt es auch Stimmen, die damit rechnen, dass die Volumina bei Neubauten eher rückläufig sein werden.
Branche konsolidiert sich
Mit acht Unternehmen, die allein in Deutschland mehr als 700 Mill. Euro umsetzen, ist die Marktspitze für Facility-Service-Unternehmen sehr breit, betont Thomas Ball von Lünendonk. Das Tableau wird sich allerdings im kommenden Jahr noch einmal verändern, da sich die Branche zurzeit auch durch M&A-Transaktionen neu sortiert.
Spie Deutschland & Zentraleuropa hat in der aktuellen Analyse als erstes Facility-Service-Unternehmen in Deutschland einen Jahresumsatz von mehr als 2 Mrd. Euro mit seinen Dienstleistungen erzielt. Dabei wuchs Spie auch anorganisch mit den Zukäufen von PTC sowie SRE/FMS.
Die im Portfolio des Private-Equity-Investors PAI Partners liegende Apleona, die in Deutschland zuletzt 1,88 Mrd. Euro umsetzte, dürfte bald die Spitze übernehmen. Apleona hat im Frühjahr die Übernahme des Wettbewerbers Gegenbauer angekündigt, der hierzulande zuletzt rund 860 Mill. Euro umsetzte. Die zehn größten Facility-Service-Unternehmen haben in Deutschland 2022 insgesamt 10,5 Mrd. Euro umgesetzt.
Gebäudedienstleister spüren Personalmangel
Facility-Service-Unternehmen zeigen weiteres Wachstum – Flexiblere Verträge – M&A-Aktivität verändert die Branche
Die Facility-Service-Unternehmen in Deutschland sind im vergangenen Jahr gewachsen, schauen aber etwas verhaltener in die Zukunft. Eine große Herausforderung ist die Personalsuche. Bei Vertragsverhandlungen mit Kunden kommen mittlerweile häufiger flexible Regelungen zum Einsatz.