Life Science

Pharmageschäft stützt Merck zum Jahresauftakt

Der Pharma- und Technologiekonzern Merck ist wie erwartet schwach ins Jahr gestartet, hat die Erwartungen im Markt aber übertroffen. CEO Belén Garijo spricht mit Blick auf die Herausforderungen 2023 von einem Übergangsjahr.

Pharmageschäft stützt Merck zum Jahresauftakt

Pharmageschäft stützt Merck zum Jahresauftakt

Schwache Nachfrage aus der Halbleiterindustrie belastet Ergebnis – Corona-Umsatz geht zurück

swa Frankfurt

Ein rückläufiges Corona-Geschäft und Einbußen im Halbleitersegment haben den Gewinn von Merck in den ersten drei Monaten gedrückt. Eine starke Dynamik im Pharmageschäft hat die Schwäche in anderen Segmenten nicht kompensieren können. Bei einem Umsatzplus von 1,8% auf 5,3 Mrd. Euro im Konzern schrumpfte das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) um 2,6% auf 1,6 Mrd. Euro. Die Marge kürzte sich von 31,3% auf 30,0% ein. Noch deutlicher war der Rückgang im Betriebsergebnis (Ebit), wo höhere Abschreibungen und Restrukturierungskosten belasteten. Es brach um fast 12% auf 1,04 Mrd. Euro ein. Analysten hatten indes mit einer noch schwächeren Ergebnisentwicklung gerechnet. Die Aktie legte bis Donnerstagnachmittag fast 3% zu.

Merck-Chefin Belén Garijo spricht mit Blick auf 2023 von einem Übergangsjahr. Healthcare soll der Wachstumstreiber bleiben. Ein hohes Kostenniveau und weiter abflauendes pandemiebedingtes Geschäft trüben den Ausblick. Darüber hinaus läuft die Erholung im Markt für Halbleitermaterialien langsamer als erhofft. Merck rechnet nach den Worten von Finanzchef Marcus Kuhnert nun erst mit einer Belebung gegen Jahresende. Auch der Gegenwind von der Währungsseite habe im angelaufenen zweiten Quartal mit Blick auf Dollar und Renminbi stärker aufgefrischt als erwartet. Doch die Wachstumstreiber seien intakt, die Prognose für 2025 stehe, betont Kuhnert, der kürzlich seinen Rücktritt von der CFO-Position angekündigt hat. Nach neun Jahren im Amt sei es für ihn an der Zeit, weiterzuziehen, erklärte er zu seiner Entscheidung – ohne zu sagen, wo es ihn hinzieht.

Negative Währungseffekte

In der nun quantifizierten Prognose stellt Merck für 2023 einem Rückgang des bereinigten Ebitda von organisch bis zu 5% und nicht währungsbereinigt bis zu 10% auf 6,1 Mrd. bis 6,7 Mrd. Euro in Aussicht nach 6,8 Mrd. im Vorjahr. Beim Umsatz peilt Merck 21,2 Mrd. bis 22,7 Mrd. Euro an nach 22,2 Mrd. im Turnus 2022. Dabei wird ein organisches Wachstum von 1% bis 4% erwartet, bereinigt um Covid-Effekte wäre das ein Plus zwischen 4 und 7%. Die negativen Währungseffekte werden mit minus 2 bis minus 5% etwas gravierender eingeschätzt als noch zu Jahresanfang. Sie dürften nach Angaben von Merck vor allem im Segment Healthcare auftreten. Mit Blick auf das erste Quartal hebt Merck die Vorzüge des diversifizierten Geschäftsmodells hervor. Der umsatzstärkste Bereich Life Science ist gebeutelt vom abflauenden Corona-Geschäft. Das Segment Science & Lab Solutions, das Produkte und Dienstleistungen zur Unterstützung von Forschungseinrichtungen anbietet, zeigt jedoch ein kräftiges Umsatzplus, was Einbußen der Einheit Process Solutions mehr als kompensiert, deren Sortiment auf die Arzneimittelherstellung ausgerichtet ist. So weist die Sparte Life Science insgesamt ein leichtes organisches Wachstum aus. Im Ergebnis ist dagegen aufgrund höherer Kosten und des deutlich verlangsamten Wachstums ein Rückgang zu verzeichnen.

Die zweitgrößte Sparte Healthcare meldet dagegen ein starkes organisches Wachstum und einen überproportionalen Anstieg des operativen Ergebnisses. Treiber waren das Krebsmedikament Bavencio sowie das Multiple-Sklerose-Mittel Mavenclad, beides neuere Produkte. Aber auch im angestammten Sortiment steigen die Erlöse, wobei Merck in der Produktlinie Fertilität nicht nur von höherer Nachfrage, sondern auch von Lieferengpässen bei einem Konkurrenten profitierte.

In Umsatz und Ergebnis spürbar bergab ging es dagegen im Segment Electronics. Das begründet Merck vor allem mit deutlichen Einbußen im Geschäft mit Flüssigkristallen für Bildschirme, wo Absatzmengen und Preise rückläufig sind, im Zusammenspiel mit anhaltend niedriger Auslastung bei wichtigen Kunden.

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