Medizintechnik

Philips hebt Jahresziele an

Der Medizintechnikhersteller ist nach einem deutlichen Umsatz- und Ergebniszuwachs im zweiten Quartal zuversichtlicher geworden. Der kostspielige Rückruf von fehlerhaften Beatmungsgeräten und Geräten für die Schlaftherapie sind jedoch eine Belastung.

Philips hebt Jahresziele an

Philips hebt
Umsatz- und Margenziel an

Rückruf von Beatmungsgeräten belastet – Aktie gibt nach

dpa-afx Amsterdam

Die Geschäfte des Medizintechnikkonzerns Philips laufen nach eher mauen Quartalen wieder besser. Umsatz und Ergebnisse zogen im zweiten Quartal deutlich an, wie der Konzern am Montag mitteilte. Für das Gesamtjahr wird das Unternehmen aufgrund geringerer Lieferkettenprobleme, einer höheren Nachfrage in China und des Konzernumbaus zuversichtlicher. Derweil belastet Philips weiterhin der kostspielige Rückruf von Beatmungsgeräten und Geräten für die Schlaftherapie. Die zuletzt gut gelaufenen Papiere fielen am Montag um mehr als 5% auf 19,71 Euro.

2023 steht damit zwar immer noch ein Kursplus von 38% auf dem Zettel. Im April 2021 kosteten die Aktien aber noch fast 51 Euro, dann sorgten Probleme mit fehlerhaften Beatmungsgeräten und Geräten für die Schlaftherapie für einen sukzessiven Kursrutsch, ehe sich die Aktien erst Ende 2022 stabilisierten.

Prognoseerhöhung bereits erwartet

Im laufenden Jahr soll der Umsatz nun auf vergleichbarer Basis im mittleren einstelligen Prozentbereich im Vergleich zum Vorjahr wachsen. Zuvor hatte Philips ein Plus im niedrigen einstelligen Bereich im Visier. Die operative Gewinnmarge (bereinigte Ebita-Marge) soll nun am oberen Ende des hohen einstelligen Bereichs liegen, nachdem bisher ein hoher einstelliger Prozentsatz avisiert worden war.

Im zweiten Quartal zog der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7% auf knapp 4,5 Mrd. Euro an. Analysten hatten mit weniger gerechnet. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) kletterte auf mehr als das Doppelte bei 453 Mill. Euro – hier hatten Experten mit einem weit niedrigeren Wert gerechnet.

Die entsprechende Marge verbesserte sich von 5,2 auf 10,1%. Unter dem Strich blieb ein Nettogewinn von 74 Mill. Euro hängen, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Verlust von 20 Mill. Euro angefallen war.

Die Kosten für den Konzernumbau, vor allem für den Stellenabbau, stiegen im zweiten Jahresviertel von 125 Mill. Euro im Vorjahr auf 161 Mill. Euro.

Austauschgeräte fast vollständig produziert

“Wir kommen bei unseren drei Prioritäten planmäßig voran, um Patientensicherheit und Qualität zu verbessern, die Zuverlässigkeit der Lieferkette zu stärken und unsere Arbeitsweise zu vereinfachen”, sagte Unternehmenschef Roy Jakobs laut Mitteilung. Jakobs hatte im Oktober die Leitung des Unternehmens übernommen und ein Sparprogramm aufgelegt, bei dem 10.000 Stellen bis 2025 abgebaut werden sollen. Der Abschluss der Probleme mit den Geräten für die Schlaftherapie habe höchste Priorität.

Bisher sind etwa 99% der Austauschgeräte und Ersatzteile nach Angaben von Philips produziert und der größte Teil davon bereits an Kunden und Patienten geliefert worden.

In den betroffenen Beatmungsgeräten wurde ein Dämmschaumstoff verarbeitet, von dem sich Partikel lösten. Der darin verwendete Schaumstoff steht im Verdacht, im Laufe der Zeit giftig zu werden. Das Unternehmen hat rund 1 Mrd. Euro für einen Rückruf von rund 5,5 Millionen Geräten weltweit eingeplant und zusätzlich 575 Mill. Euro als Teil eines geplanten Vergleichs in den USA zur Entschädigung von Patienten zurückgestellt.

Allerdings laufen weiterhin Sammelklagen gegen das Unternehmen in den USA. Deren mögliche Auswirkungen sind nicht im Ausblick von Philips enthalten.