Philips kappt die Wurzeln

Elektronikkonzern stößt Audio- und Videosparte an japanische Funai ab - Sonderlasten färben Schlussquartal tiefrot - Aktie steigt

Philips kappt die Wurzeln

hei Frankfurt – Angesichts der preisaggressiven Konkurrenz aus Asien, die dem Geschäft mit der Unterhaltungselektronik seit Jahren zusetzt, hat Philips die Reißleine gezogen. Der niederländische Konzern treibt seinen Umbau mit dem Verkauf der Audio- und Videosparte an den japanischen Partner Funai voran. Die Japaner übernehmen das Geschäft gegen eine einmalige Barzahlung von 150 Mill. Euro sowie Lizenzzahlungen für die Marke, für die zunächst eine fünfjährige Laufzeit vereinbart wurde. Damit schließe Philips den Ausstieg aus der Unterhaltungselektronik ab, so Konzernchef Frans van Houten. Erst vor einem Jahr war das defizitäre TV-Geschäft in ein Joint Venture mit TPV aus Hongkong ausgegliedert.Für die Niederländer bedeutet die Trennung vom sogenannten Home Entertainment eine Zäsur. Seit den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hatte das Unternehmen alle wesentlichen Entwicklungen bei Radio, Fernsehern und Musikträgern (CD, DVD) mitgeprägt, konnte aber in den vergangenen Jahren wie andere europäische Hersteller auch im Preiswettbewerb mit der fernöstlichen Konkurrenz nicht mithalten. Künftig soll der Konsumgüterbereich, der im Schlussquartal auf vergleichbarer Basis 2 % und damit halb so viel zulegen konnte wie die Sparten Medizintechnik und Beleuchtung, stärker auf Lifestyle und Pflegeprodukte fokussieren.Van Houten zeigte sich mit der operativen Performance im Schlussquartal zufrieden. Dank gesunkener Kosten und höherer Rohmarge gelang es, einen 3-prozentigen Umsatzanstieg im Konzern in einen Gewinnsprung umzumünzen. Das operative Ergebnis vor Amortisation und Sonderposten (bereinigtes Ebita) schnellte um die Hälfte auf 875 Mill. Euro nach oben und übertraf damit den Analystenkonsens. Die Marge lag bei 12,2 %. Die Philips-Aktie kletterte um 2 ,3% auf 22,43 Euro. Cash-flow sprudeltUnterm Strich färbten allerdings hohe Sonderlasten das Quartalsresultat tiefrot. Neben den von Philips bereits avisierten Restrukturierungslasten von 358 Mill. Euro, schlug sich eine EU-Kartellstrafe netto mit 509 Mill. Euro nieder, so dass der Verlust auf 355 (i. V. 160) Mill. Euro ausgeweitet wurde. Der betriebliche Cash-flow blieb mit 1,21 Mrd. Euro in etwa auf Vorjahreshöhe. Im Gesamtjahr schloss Philips noch mit Gewinn ab. Die Ebita-Marge erreicht auch nach Sonderlasten noch 6,1 %. Der operative Cash-flow schwoll im Gesamtjahr auf nahezu das Dreifache an. Philips will daher auch die Dividende mit 0,75 Euro je Aktie immerhin stabil halten. Im laufenden Turnus rechnet van Houten angesichts des “schwierigen Umfelds” in Europa und den USA, das die Auftragslage beeinträchtigt habe, mit einem eher verhaltenen ersten Halbjahr. In der zweiten Jahreshälfte soll es dann besser laufen. Ziel bleibt eine Ebita-Marge von 10 bis 12 % im Gesamtjahr.Wachstumsimpulse liefern bei Philips vor allem die BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China), wo die Konzernumsätze im vierten Quartal um 10 % ausgeweitet werden konnten. Dagegen waren die Geschäfte in Nordamerika, insbesondere in der Medizintechnik rückläufig, dass über alle Sparten dort ein Umsatzminus von 3 % auflief. In Europa standen die Erlöse in der Medizintechnik ebenfalls unter Druck, während der Umsatz mit Lifestyle-Produkten gegen den Trend ausgebaut werden konnte. Allerdings liefert die Medizintechnik weiterhin konzernweit die höchsten Margen mit 14,9 % , im Vergleich zu Konsumgütern (9,5 %) und Beleuchtung (- 0,6 %).Das laufende Restrukturierungsprogramm hat bisher kumulierte Einsparungen von 471 Mill. Euro gebracht. Bis 2014 sollen die Kosten um 1,1 Mrd. Euro gesenkt werden.—– Wertberichtigt Seite 8