Philips setzt Prognose weiter hoch
Philips setzt Prognose weiter hoch
Medizintechnikkonzern verdoppelt Marge im dritten Quartal – Stirnrunzeln unter Investoren über rückläufigen Auftragseingang
hek Frankfurt
Nach heftigen Rückschlägen im operativen Geschäft und dem kostspieligen Rückruf schadhafter Schlaftherapiegeräte nimmt beim Medizintechnikhersteller Philips der Optimismus wieder zu. Der niederländische Konzern hebt den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr abermals an. Das Management peilt nun eine bereinigte Gewinnmarge zwischen 10 und 11% sowie ein Umsatzplus auf vergleichbarer Basis von 6 bis 7% im Vergleich zu 2022 an. Der freie Cashflow soll an das obere Ende der Zielspanne von 0,7 Mrd. bis 0,9 Mrd. Euro herankommen.
Nach dem Prognose-Update im Juli standen ein Erlösplus im mittleren einstelligen Prozentbereich und eine hoch einstellige operative Umsatzrendite, bezogen auf das adjustierte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Goodwillabschreibungen (Ebita), auf dem Zettel.
Marge verdoppelt
Im dritten Quartal habe sich das bereinigte Ebita auf 457 Mill. Euro mehr als verdoppelt, teilt Philips mit. Ausschlaggebend dafür seien Umsatzsteigerungen, Preisanhebungen und eine höhere Produktivität. Im Vorjahreszeitraum belief sich der Kerngewinn auf 209 Mill. Euro. Die operative Marge kletterte von 4,8% auf 10,2%. Analysten hatten mit 389 Mill. Euro Adjusted Ebita und einer Marge von 8,8% gerechnet.
Unter dem Strich stehen 90 Mill. Euro Nettogewinn, nach einem Verlust von 1,33 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz kam auf vergleichbarer Basis um 11% auf 4,5 Mrd. Euro voran. Rückläufig entwickelte sich der Auftragseingang, der im dritten Jahresviertel um 9% schrumpfte. Der Orderbestand bleibe aber stark, betont das Management.
Stirnrunzeln über Auftragseingang
Investoren zeigten sich wenig beeindruckt von der Prognoseanhebung. Die Aktie sackte am Montag zunächst 5% ab, baute ihre Verluste im Handelsverlauf aber ab. Philips habe die Erwartungen zwar übertroffen, doch der abermals gesunkene Auftragseingang werfe Fragen hinsichtlich der Nachhaltigkeit dieser Entwicklung auf, gibt die Schweizer Großbank UBS zu bedenken. Zudem impliziere der angehobene Ausblick immer noch eine deutliche Wachstumsverlangsamung im Schlussquartal. Die US-Bank J.P. Morgan meint, dass die erhöhte Prognose angesichts des Wachstums seit Jahresbeginn absehbar gewesen und am Markt erwartet worden sei.
Den wachsenden Optimismus führt Philips auf stabilere Lieferketten und ein vereinfachtes Betriebsmodell zurück, das der seit Oktober 2022 amtierende CEO Roy Jakobs auf den Weg brachte und das einen verschärften Stellenabbau einschloss. Geplant ist, 10.000 Arbeitsplätze bis 2025 zu streichen. Bisher sind 7.500 Stellen weggefallen. Die Einsparungen durch das Produktivitätsprogramm gibt der Konkurrent von Siemens Healthineers und GE Healthcare mit 258 Mill. Euro im Berichtsquartal an.
China-Geschäft schwächer
Den rückläufigen Bestelleingang führt Philips auf eine hohe Vergleichsbasis, geringere Aufträge in China, wo sich die Nachfrage weiter abkühlte, sowie auf längere Auftragsvorlaufzeiten zurück. Es seien Schritte eingeleitet worden, um die Lieferzeiten zu verkürzen und den Ordereingang zu verbessern, sagt Jakobs. Der Auftragsbestand sei nach wie vor 20% höher als vor den globalen Lieferkettenstörungen. Er deckt 40% des Gruppenumsatzes ab.
Wenig Neues gibt es zu dem kostspieligen Rückruf von Geräten zur Behandlung von Atemaussetzern im Schlaf, mit dem die Niederländer nach wie vor kämpfen. Die Ermittlungen des US-Justizministeriums dauern an. Mit der US-Arzneimittelbehörde FDA seien zusätzliche Tests vereinbart worden, um die aktuellen Daten zu ergänzen, heißt es. Die FDA hatte Zweifel geäußert, dass die von Philips vorgelegten Tests und Analysen ausreichen, um die von den Geräten ausgehenden Risiken für Nutzer vollständig zu bewerten. Laut Konzernauffassung zeigen die bisherigen Ergebnisse, dass die Verwendung der Schlaftherapiegeräte voraussichtlich keine nennenswerten Gesundheitsschäden bei Patienten verursacht.
Stabilere Lieferketten und verbesserte operative Abläufe machen Philips zuversichtlicher. Der Medizintechnikkonzern übertrifft im dritten Quartal die Markterwartungen und hebt die Prognose für das laufende Geschäftsjahr an. Der rückläufige Auftragseingang stößt an der Börse aber auf Missfallen.