Philips verordnet sich komplexe Behandlung

Wegen US-Zollschranken baut der Medizintechnikkonzern die Lieferkette um - Quartalsgewinn enttäuscht - Aktienkurs stürzt ab

Philips verordnet sich komplexe Behandlung

Mit einer schwachen Ergebnisentwicklung sowie einer überraschend deutlichen Warnung vor den Folgen der Handelsschranken zwischen den USA und China hat Philips ihre Anleger nervös gemacht. Nach Vorlage des Zwischenberichts zum dritten Quartal büßte die Philips-Aktie fast ein Zehntel an Wert ein.scd Frankfurt – Der niederländische Medizintechnikkonzern Philips hat die Anleger mit dem Zwischenbericht zum dritten Quartal gleich in mehrfacher Hinsicht auf dem falschen Fuß erwischt. Zum einen blieben Umsatz und operatives Ergebnis der vergangenen drei Monate hinter den Erwartungen der Anleger zurück. Zum anderen wurden dem Ausblick einige Fragezeichen hinzugefügt. Zwar behielt das Unternehmen sein Ziel, bis 2020 jährlich auf vergleichbarer Basis um 4 bis 6 % zu wachsen, bei.Zugleich wurde allerdings angekündigt, dass wegen der internationalen Handelsauseinandersetzungen die Lieferkette umfangreich umgebaut werden müsse, was im kommenden Jahr eine Ergebnisbelastung von 60 Mill. Euro bringen könne, wie Konzernchef Frans van Houten ausführt (siehe Interview). Von den just ausgeweiteten Handelsbeschränkungen zwischen den USA und China ist Philips betroffen, und zwar in beide Richtungen. Deshalb werde man Teile der Produktion in andere Werke verschieben, um die Zölle zu umgehen. Laut van Houten wird das einige Monate in Anspruch nehmen. Auch die Rentabilität des einzigen Werks in Großbritannien hänge noch vom Ausgang der Brexit-Verhandlungen ab. Die Aktie von Philips fiel am Montag an der Börse in Amsterdam um mehr als 9,1 % auf 31,60 Euro. Der laufende Monat bleibt damit ein schwarzer für die Philips-Investoren. Ende September notierten die Titel bei rund 40 Euro.Im dritten Quartal legte der Umsatz um 4 % auf 4,3 Mrd. Euro zu. Anders als im Vorjahr gab es 2018 keinen wesentlichen Gegenwind auf der Währungsseite bzw. durch Ver- und Zukäufe. Auch auf vergleichbarer Basis legten die Erlöse um 4 % zu, wie Philips mitteilte. Damit trafen die Niederländer zwar die selbst gesteckte Zielvorgabe, nicht aber die Erwartung der meisten Analysten. Diese hatten laut Bloomberg im Schnitt einen Anstieg um mehr als 5 % prognostiziert. Van Houten räumte ein, dass die leichte Steigerung der Wachstumsrate zum zweiten Quartal geringer ausfiel, als er sich erhofft hatte, verwies aber auf das kräftige Orderwachstum, das für die kommenden Quartale eine gute Basis bilde. Mit 11 % legte der Auftragseingang im dritten Quartal noch einmal kräftiger zu als im ersten Halbjahr, als dieser um 10 % geklettert war. Gesundheits-IT erlöst wenigerDas Geschäft mit Diagnose- und Behandlungsgeräten lief besser als im Vorjahr, wohingegen die Vernetzte-Pflege- sowie Gesundheits-IT-Sparte weniger Umsatz abwarf. Die Diagnose-Erlöse zogen auf vergleichbarer Basis um 6 % an, der Gesundheits-IT-Umsatz schrumpfte um knapp 2 %. Derweil ist die margenstärkste Geschäftseinheit mit persönlicher Gesundheitspflege, zu der etwa Elektrozahnbürsten oder Rasierapparate zählen, nur um knapp 4 % gewachsen und damit weniger als erwartet.CEO Frans van Houten hat in der Vergangenheit vereinzelten Rufen nach einer Abspaltung der nicht ganz zur professionellen Medizintechnik zu passenden Sparte eine klare Absage erteilt und dies am Montag auf Anfrage noch einmal bekräftigt. Die Gesundheitsdatenerhebung im privaten Umfeld des Kunden gewinne für behandelnde Ärzte enorm an Bedeutung, ist er überzeugt.Das Ergebnis legte konzernweit stärker als der Umsatz zu, blieb aber unterhalb der durchschnittlichen Analystenschätzung. Das operative Ergebnis zog um rund 50 % auf 451 Mill. Euro an. Die operative Marge kletterte so um mehr als drei Prozentpunkte auf 10,5 %. Netto wiederum schrumpfte der Gewinn, um mehr als ein Drittel auf 292 Mill. Euro – im Wesentlichen wegen des Verkaufs der Mehrheit an der Lichttechnologietochter Signify, an der Philips nur noch weniger als ein Fünftel der Anteile hält. Den Mittelfristausblick bis 2020 bestätigte Philips.