Philips zahlt für Volcano eine Milliarde

Niederländischer Konzern bietet für US-Medizintechnikspezialist satte Prämie - Aktie verliert zeitweise mehr als 4 Prozent

Philips zahlt für Volcano eine Milliarde

Philips meldet sich nach Jahren im Zeichen der Portfoliobereinigung auf der Käuferseite zurück im M&A-Geschehen. Das Angebot für Volcano bewertet den US-Spezialisten für die Diagnose von Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit rund 1,2 Mrd. Dollar. Die Niederländer zahlen eine stolze Prämie von rund 57%.sp Frankfurt – Der Technologiekonzern Philips stärkt sich im Zukunftsgeschäft mit bildgebenden Diagnoseverfahren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Für Volcano, einen amerikanischen Spezialisten für Venenkatheter, die unter anderem in diesem Feld zum Einsatz kommen, bezahlt das niederländische Traditionsunternehmen rund 1 Mrd. Dollar. Inklusive Schulden und Cash ist der Deal 1,2 Mrd. Dollar wert.Das Angebot von 18 Dollar je Aktie enthält eine Prämie von 57 % auf den Schlusskurs vom Dienstag bei 11,49 Dollar. Nach dem Angebot von Philips, das der Aufsichtsrat von Volcano laut Mitteilung einstimmig angenommen hat und den Aktionären zur Annahme empfiehlt, sprang die Aktie um gut 55 % auf 17,82 Dollar. Philips verloren zeitweise mehr als 4 % und gingen in Amsterdam bei 22,52 Euro rund 2,5 % schwächer aus dem Handel.Philips bezahle das dreifache des Umsatzes von Volcano im vergangenen Jahr, merken die Analysten von UBS in einer ersten Reaktion auf die Übernahme kritisch an. Das sei trotz der erwartbaren Synergien ein sattes Multiple für ein Unternehmen, das im laufenden Jahr nach Einschätzung der Marktbeobachter unter dem Strich erneut einen Verlust schreiben wird. Die Analysten von Kepler Cheuvreux, die die Aktie von Philips ebenso wie UBS neutral einstufen, pflichten bei. Auch wenn die Übernahme Philips in einem überdurchschnittlich profitablen Geschäft stärke, sei der Preis hoch, heißt es in der Researchabteilung.Philips ist wohl auch deshalb großzügig, weil der Konzern bei Volcano nicht alleine vorsprechen konnte. Über den Sommer habe es gesteigertes Interesse gegeben, sagte Philips-Chef Frans van Houten in einer Telefonkonferenz. Die Aktie des US-Unternehmens war im Herbst dennoch zum ersten Mal seit dem IPO vor acht Jahren unter die Marke von 10 Dollar gefallen (siehe Chart).Volcano wäre die größte Übernahme für Philips seit sieben Jahren, als der Konzern unter der Führung von CEO Gerard Kleisterlee für Respironics fast 5 Mrd. Dollar auf den Tisch legte, um das Geschäft mit Medizintechnik anzuschieben (siehe Tabelle). Doch die Finanz- und Wirtschaftskrise mit den Folgen für die öffentlichen Haushalte und das Gesundheitswesen machte dem Management einen Strich durch die Rechnung. Zuletzt kamen zu der operativ enttäuschenden Entwicklung der Sparte Abschreibungen auf das Inventar in einem Werk in Cleveland hinzu und das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen rutschte in die roten Zahlen (siehe Grafik). Großes ReinemachenDem Nachfolger von Kleisterlee, Frans van Houten, ging es seit dem Amtsantritt 2011 bisher vor allem um die Bereinigung des Portfolios. Philips verkaufte unter dem Restrukturierungsexperten ihr Geschäft mit Fernsehern und auch weite Teile der restlichen Unterhaltungselektronik. Vor drei Monaten gab van Houten schließlich bekannt, dass er sich bis spätestens 2016 von der gesamten Beleuchtungssparte trennen will, die die mehr als 120 Jahre alte Unternehmensgeschichte von Philips maßgeblich bestimmt hat. Übrig bleiben wird eine Rest-Philips mit Fokus auf Medizintechnik und einigen Haushaltsgeräten für die Körperpflege.Volcano soll in dieser Philips Healthtech eine wichtige Rolle spielen. Angesichts der immer älter werdenden Bevölkerung wolle sich Philips auf die Behandlung von Herz-Kreislauf-Problemen und chronischen Erkrankungen konzentrieren, lässt sich Vorstandschef van Houten in einer Mitteilung zitieren. Die Einweggeräte des Unternehmens aus Rancho Cordova in Kalifornien, etwa für Ultraschall-Bilder von Blutgefäßen, seien eine passende Ergänzung zum Angebot von Philips.Das Geschäft von Volcano und ihre 1 800 Mitarbeiter werden mit der Sparte für bildgebende Diagnostik und Therapie bei Philips zusammengelegt, die zuletzt gut ein Drittel der Umsätze in dem Segment Medizintechnik beigetragen hat. Nach Abschluss der Transaktion, mit der im ersten Quartal 2015 gerechnet wird, werde die neue Geschäftseinheit von Bert van Meurs geleitet, der derzeit als Chief Marketing Officer von Philips Healthcare Imaging Systems firmiert. Der Manager wird über den Integrationserfolg wohl direkt an van Houten berichten, der das Segment Healthcare nach dem Abschied von Spartenchefin Deborah DiSanzo im Sommer unter die eigenen Fittiche genommen hat. DiSanzo musste nach nur zwei Jahren gehen, weil das Segment im ersten Halbjahr eine “enttäuschende Entwicklung” zeigte, wie van Houten damals urteilte.—– Wertberichtigt Seite 6