Politik mischt sich bei Kaiser's ein
Während Tengelmann am Montag erste Listen mit zum Verkauf stehenden Filialen verschickt hat, appelliert die Politik an die Konkurrenten, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.ab Düsseldorf – Nach Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) mischt sich nun auch das Kanzleramt in die Causa Kaiser’s Tengelmann ein. Die beteiligten Unternehmen – neben den Fusionspartnern Edeka und Tengelmann sind das Rewe, Markant und Norma – sollten nichts unversucht lassen, um doch noch eine einvernehmliche Lösung herbeizuführen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Darin sei sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit dem Wirtschaftsminister “vollkommen einig”.Die Bundesregierung habe sehr bedauert, dass die Gespräche in der vorigen Woche gescheitert seien. Inhaltlich zuständig ist das Bundeswirtschaftsministerium. Gabriel hatte die Übernahme der angeschlagenen Supermarktkette durch Edeka im März im Rahmen einer Ministererlaubnis ermöglicht. Gegen diese hatten die Wettbewerber jedoch Beschwerde vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf eingelegt und recht bekommen: Das OLG setzte die Sondererlaubnis außer Kraft.Hatte es vor zwei Wochen noch so ausgesehen, als gebe es die Möglichkeit einer einvernehmlichen Lösung, erklärten die Kontrahenten am vergangenen Donnerstag das Scheitern der Gespräche. Ganz geschlossen ist die Tür für eine Einigung jedoch noch nicht. Der Aufforderung Gabriels, einen neutralen Schlichter einzuschalten, schloss sich Rewe-Chef Alain Caparros an. Er brachte Gabriel oder Matthias Platzeck, den ehemaligen brandenburgischen Ministerpräsidenten, als Mediatoren ins Spiel. Die Frage eines Schlichters müsse von den Unternehmen geklärt werden, sagte Gabriel.Derweil hat Tengelmann die Zerschlagung der Supermarktkette eingeleitet. Erste Listen mit zum Verkauf stehenden Märkten in der Vertriebsregion Nordrhein seien verschickt worden, zitiert dpa eine Firmensprecherin. Die Vertriebsregion umfasst nach den Angaben 107 Standorte. “Ich wäre froh, wenn wir für 30 bis 40 Filialen Supermarktbetreiber finden könnten”, hatte Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub kürzlich in einem Zeitungsgespräch gesagt. Die Vertriebsregion Nordrhein ist das Sorgenkind der Supermarktkette, die derzeit noch knapp 420 Märkte betreibt. Das Standortnetz in den Großräumen Berlin und München wird als weitaus attraktiver eingeschätzt. Hier will Haub erst zu einem späteren Zeitpunkt mit der Einzelverwertung beginnen.Dessen ungeachtet sei eine Verhandlungslösung weiterhin möglich. Erst mit dem Verkauf einzelner Filialen werde der Ministererlaubnis der Boden entzogen. Ursprünglich hatten sich die Konkurrenten darauf verständigt, die Filialen von Kaiser’s Tengelmann untereinander aufzuteilen. Warum daraus nichts wurde, dazu gibt es unterschiedliche Darstellungen. Während Edeka und Tengelmann Caparros vorwerfen, zu Terminen nicht erschienen zu sein, wirft der Rewe-Chef der Gegenseite vor, erforderliche Informationen nicht herausgegeben zu haben.