Portalbetreiber Scout24 wagt den Sprung aufs Parkett
wb Frankfurt – Auch Scout24 hat den Börsengang gestartet. Nach Covestro, dem Kunststoffgeschäft von Bayer, hat das Online-Anzeigenportal für Immobilien und Autos seine Pläne kundgetan, den Kurszettel in Frankfurt zu verlängern. Beabsichtigt ist in dem ersten größeren Internet-Börsengang seit Zalando vor einem Jahr, dass das Unternehmen aus München 200 Mill. Euro über eine Kapitalerhöhung einnimmt, die zum Schuldenabbau verwendet werden sollen. Wie hoch die Umplatzierung ausfällt, ist noch unklar. Das gesamte Volumen wird in Finanzkreisen grob auf etwa 1 Mrd. Euro, die Marktkapitalisierung nach dem IPO in rund vier Wochen auf circa 4 Mrd. Euro geschätzt. Angenommen wird, dass etwa ein Viertel des Kapitals in Streubesitz kommt.Mehrheitsgesellschafter sind seit Anfang 2014 mit zusammen 67 % Hellman & Friedman und Blackstone. Die Deutsche Telekom hatte erst im vorigen Jahr 70 % für 1,5 Mrd. Euro an beiden US-Finanzinvestoren veräußert. Der Bonner Konzern hält noch 29 % und das Management 4 %. Die Anteilseigner wollen zwar Kasse machen, aber zunächst signifikant beteiligt bleiben. Sie hatten sich in diesem Jahr über eine fremdfinanzierte Dividendenausschüttung schon 350 Mill. Euro abgezweigt und damit die Verschuldung von Scout24 erhöht. “Der geplante Börsengang ist der nächste logische Schritt in der Entwicklung des Unternehmens, und jetzt ist der richtige Zeitpunkt, diesen Schritt zu gehen”, sagt CEO Gregory Ellis. Credit Suisse und Goldman Sachs International begleiten das IPO an führender Stelle; Barclays, Jefferies und Morgan Stanley sind ebenfalls als Bookrunner mandatiert.Zuletzt hatte es Spekulationen über ein anhaltendes Interesse von ProSieben an Scout24 gegeben, die vor allem für Immobilienscout24 und Autoscout24 bekannt ist. Auf diese beiden Geschäftsfelder will sich der Börsenaspirant konzentrieren. Bei Autos führt hierzulande die zu Ebay zählende Mobile.de, bei Immobilienanzeigen ist Scout24 die Nummer 1 vor Immowelt/Immonet, die der Verlag Axel Springer zusammengelegt hat. Im vorigen Jahr setzte Scout24 rund 342 Mill. Euro um und verdiente operativ (auf Ebitda-Ebene) 149 Mill. Euro, was einer Marge von 44 % entspricht.Als weitere in naher Zukunft anstehende Deals gelten der Lkw-Zulieferer Jost-Werke, den Finanzinvestor Cinven bringen will. Der Autoentwickler Edag, das Gewerbeimmobilienunternehmen Aurelis und der Baustoffhersteller Xella gelten als weitere Kandidaten. Die Containerreederei Hapag-Lloyd hält sich für börsenfit, hängt aber anders als andere Kandidaten stark von der Konjunktur in China ab. Der schwedische Online-Konsumfinanzierer TF Bank will mit seinem Börsengang in Frankfurt bis zu 200 Mill. Euro einnehmen.—– Nebenstehender Kommentar- Bericht Seite 7- Personen Seite 12