Portfolio-Bereinigung geht zu Ende
md Frankfurt – Bastei Lübbe geht es nicht gut. Dieser Aussage will selbst der Vorstandschef des Verlagshauses, Carel Halff, nicht widersprechen. Aber ein operatives Ergebnis (Ebit) von -18 Mill. Euro im Geschäftsjahr 2017/18 (31. März) bei einem Umsatz von 140 Mill. Euro, das kann man nicht schönreden. Aber relativieren. Das tut Halff im Gespräch mit der Börsen-Zeitung und weist darauf hin, dass der hohe Verlust – unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von 16 Mill. Euro – aus Einmaleffekten resultierte, etwa für das laufende Effizienzprogramm und die Bereinigung des Portfolios. Viel zu ambitioniertUm das zu verstehen, muss man einige Jahre zurückgehen: Nach dem Börsengang im Oktober 2013 – Ausgabepreis der Aktie war 7,50 Euro, aktuell: 2 Euro – hat das damalige Management die Strategie verfolgt, aus dem Publikumsbuchverlag ein internationales Medienhaus zu machen. Wie man heute weiß, war dieses Ansinnen viel zu ambitioniert. Der Versuch, die Digitalisierung über Tochtergesellschaften zu stemmen, sei weder strategisch noch wirtschaftlich erfolgreich gewesen, und die Vernachlässigung des Kerngeschäfts habe zu erheblichen Fehlallokationen geführt, analysiert Halff.Im September vorigen Jahres wurde die Reißleine gezogen: Der langjährige Vorstandschef Thomas Schierack musste Knall auf Fall gehen. Vorausgegangen waren die komplette Auswechslung des Aufsichtsrats, eine vom Wirtschaftsprüfer KPMG erzwungene Bilanzkorrektur sowie ein Nettoverlust von 3 Mill. Euro im Geschäftsjahr 2016/17. Die Einsicht, dass es dabei nicht bleiben würde, hatte die Großaktionäre – allen voran Birgit Lübbe (33,1 %) – wohl zum Handeln gezwungen.Im Oktober 2017 wurde Halff, der zuvor Mitglied der Geschäftsführung des Textilhändlers Walbusch und davor viele Jahre Vorsitzender der Geschäftsführung der Weltbild-Verlagsgruppe gewesen war, überraschend neuer Chef von Bastei Lübbe. Seither heißt es: zurück zu den Wurzeln mit einem einfachen Geschäftsmodell, einfachen Strukturen und Prozessen.Wichtiger Teil der Restrukturierung war die Bereinigung des Portfolios. Die Töchter hatten die Bilanz durch erhebliche Verluste oder außerplanmäßige Abschreibungen stark belastet, etwa der inzwischen für rund 6 Mill. Euro verkaufte Darmstädter Buchgroßhändler Buchpartner (Geschäftsbereich Retail), die im März 2017 mit großem Tamtam gestartete Berliner Storytelling- und Streaming-Plattform Oolipo oder die Hobbyautoren-Community-Plattform Bookrix. Der Verkauf der Anteile an den vollkonsolidierten Beteiligungen Oolipo, Bookrix und Beam Shop sei inzwischen weitestgehend abgeschlossen, heißt es.Auf der anderen Seite werden Kosten eingespart, auch durch Personalabbau. So seien auf Jahressicht 60 Stellen gestrichen worden; etwa 25 Mitarbeitern sei gekündigt worden. Zudem sei eine Änderung der Bewertung von eingekauften Buchtiteln vorgenommen worden, weg von einer individuellen, hin zu einer mathematisch-statistischen. Dies hat laut Halff zur Folge, dass “das Prinzip Hoffnung herausgenommen wurde”, und Bastei Lübbe nun auf dem “harten Erfahrungswert” aufbaue. Das habe zu einer Wertminderung der vorhandenen Rechtebestände und Autorenvorschüsse geführt. Hier gehe es im Einzelfall manchmal um sechs- bis siebenstellige Beträge, die zu bewerten seien. Bilanziert würden diese Posten unter Materialaufwand.Nun steht noch Daedalic zur Disposition. “Die strategischen Optionen für unseren Spieleentwickler Daedalic werden aktuell geprüft”, sagt Halff. Man habe dafür einer M&A-Agentur den Auftrag erteilt. Der Prozess, der im August begann, werde sicher noch einige Monate andauern. “Ein Verkauf ist nicht ausgeschlossen”, gibt sich Halff betont zurückhaltend. Unter Beobachtern gilt eine Veräußerung aber als bei weitem wahrscheinlichste Variante, auch wenn der Vorstandschef, der Daedalic mehrmals als “einzig werthaltiges Asset aus dem Beteiligungsportfolio” bezeichnet hatte, auch andere Optionen anführt, etwa die Aufnahme eines neuen Gesellschafters bei dem Spieleentwickler oder die Zusammenarbeit bei einzelnen Projekten mit anderen Unternehmen. Kurz: “Wir gehen alle Varianten von Verbindungen mit starken Partnern durch.””Die Liquiditätslage ist gut”, versucht Halff trotz der zuletzt hohen Verluste – im Halbjahresbericht standen unter dem Strich 0,7 (i.V. 2,0) Mill. Euro in rot – zu beruhigen. Mitte Juli war der Konsortialkredit über 30 Mill. Euro bis Ende März 2020 verlängert worden. Commerzbank, Deutsche Bank und die Sparkasse KölnBonn hatten trotz Bruchs der Covenants auf ihr Sonderkündigungsrecht verzichtet. “Wir zahlen jetzt einen höheren Zins als vorher”, räumt Halff ein, “aber ich würde die Höhe immer noch als in der üblichen Bandbreite liegend bezeichnen.” Planung wohl übertroffen”Wir sind dabei, die Verschuldung zu reduzieren”, sagt der Niederländer. Allerdings habe er am Ende 2017/18 bei 30 Mill. Euro gelegen, und dies sei auch der Planwert für Ende 2018/19. Doch Halff ist zuversichtlich, dass der Abbau schneller vonstattengeht als geplant und die Verschuldung bis zum Geschäftsjahresende bereits auf 25 Mill. Euro gesunken sein wird.