Portugal Telecom hängt in der Luft

Aktionäre stellen Verkauf an Altice und Fusion mit Oi in Frage

Portugal Telecom hängt in der Luft

ths Madrid – Die Zukunft von Portugal Telecom (PT) und die bereits vollzogene Fusion mit der brasilianischen Oi hängen in der Luft, nachdem die Hauptversammlung in Lissabon ohne Ergebnis blieb. 90 % der Aktionäre stimmten für eine Verschiebung des Aktionärstreffens auf den 22. Januar. Eine Ablehnung würde unweigerlich das Ende der Fusion mit Oi bedeuten.Der einzige Punkt auf der Tagesordnung der börsennotierten PT SGPS war die Entscheidung über den umstrittenen Verkauf des Portugal-Geschäfts der Gruppe an die französische Altice für 7,4 Mrd. Euro. Einige Aktionäre, darunter die Vertreter der Mitarbeiter, stellen sich gegen die Veräußerung von Portugals führendem Telekommunikationsanbieter und stellen die gesamte Fusion mit Oi in Frage. Die Börsenaufsicht CMVM befand, dass die Anteilshaber nicht genug Informationen haben, um entscheiden zu können.PT SGPS ist nach der Fusion eine reine Finanzholding und mit 25,6 % größter Aktionär von Oi, einem der führenden Telekomkonzerne Brasiliens. Beide Unternehmen beschlossen 2013 die Verschmelzung mit dem Ziel, den weltweit führenden Telekomanbieter in portugiesischer Sprache zu bilden. Anfangs führte der ehemalige Vorsitzende Zeinal Bava die Geschäfte gar in Personalunion. Dann strauchelte PT über die langjährigen engen Verbindungen zur Espírito-Santo-Familie, deren Firmen-Imperium letzten Sommer bankrottging. PT hatte der Industrieholding des Clans, Rioforte, Schuldscheine für fast 900 Mill. Euro abgekauft, die diese nicht mehr begleichen konnte. Dabei soll es nicht ordnungsgemäß zugegangen sein. Bavas Nachfolger Henrique Granadeiro, enger Vertrauter der Espírito Santo, nahm im Sommer seinen Hut. Letzte Woche untersuchten Polizei und Finanzamt die PT-Zentrale.Die brasilianischen Vorstände von Oi beteuern, dass sie von den Portugiesen übergangen wurden. Die Bedingungen der Fusion wurden im Sommer neu verhandelt, und PT SGPS musste sich mit einem niedrigeren Anteil als den ursprünglich vorgesehenen 37% begnügen. Danach wollten sich die Brasilianer nicht mehr an den eigentlichen Fahrplan halten und verhandelten den Verkauf der Aktiva von PT in Portugal an Altice. Oi braucht dringend Geld, um daheim mit der starken Konkurrenz von der spanischen Telefónica und América Móvil des Mexikaners Carlos Slim mithalten zu können. Sturm der EntrüstungIn Portugal lösten die Verkaufsabsichten dagegen einen Sturm der Entrüstung aus. Politiker, Gewerkschaften und viele Kommentatoren fürchten einen schmerzlichen Verlust für Portugal als Technologiestandort, wenn PT von der international tätigen Altice geführt werden sollte. Die Gruppe des Unternehmers Patrick Drahi, die in Portugal bereits ein Kabelunternehmen betreibt, reagierte auf die Bedenken. Sie nahm ein paar strategische Partner aus Portugal ins Boot und stellte in Aussicht, dass PT SGPS zukünftig einen Anteil von 20 % an dem Unternehmen haben könne.