BERICHTE VON DER AUTO CHINA

Positive Trendwende in China

Massenhersteller mit unterschiedlichen Strategien - Premiumanbieter erwarten einheitlich leichtes Plus

Positive Trendwende in China

China ist das Mekka der Autoindustrie. Kein anderer Markt hat ähnliches Potenzial wie das Reich der Mitte. Die Automesse in Peking ist daher mittlerweile eines der wichtigsten Schaufenster für die Hersteller und ihre Wagen. Doch die Aussichten für den Markt sind in diesem Jahr äußerst unterschiedlich.Von Isabel Gomez,zurzeit PekingDie internationalen Autokonzerne haben auf der Auto China in Peking eine ganze Bandbreite an Prognosen für ihr Wachstum im weltweit größten Automarkt abgegeben. Nach den Börsenturbulenzen im vergangenen Jahr, die bei Herstellern wie BMW oder Audi zu Absatzrückgängen geführt haben, ist der Markt zu einem im historischen Vergleich zwar geringen, aber im internationalen Vergleich vielversprechenden Wachstum zurückgekehrt. Für das laufende Jahr erwartet der chinesische Autoverband im Premiumbereich ein Plus von knapp 8 %. Toyota-Ziele wackelnAuch die Hersteller gehen von einem weiteren, aber langsameren Wachstum für das Jahr aus. Bremsende Effekte sind Preissenkungen, die im zunehmenden Wettbewerb immer häufiger werden, und striktere Emissionsvorschriften.Toyota ist sich aus diesem Grund nicht mehr sicher, das Absatzziel von 2 Millionen Pkw bis 2025 erreichen zu können. “Die zusätzlichen Anforderungen an Verbrauch und Emissionen haben zugenommen”, sagte Hiroji Onishi, China-Chef des japanischen Herstellers in Peking. Der Konzern überprüfe daher seine Modellpalette und will eine Strategie entwickeln, mit der sich Absatz- und Gewinnziele trotz der verschärften Rahmenbedingungen erreichen lassen. Kleinwagen werden in China mit Steuererleichterungen gefördert, wodurch der Toyota-Absatz im März um mehr als 40 % stieg. VW hält an Investitionen festDamit geht Toyota einen anderen Weg als Dauerrivale Volkswagen. Der vom Abgasskandal angeschlagene Konzern will in China mit einer SUV-Offensive wachsen, wie China-Chef Jochem Heizmann sagte. Volkswagen rechnet in diesem Jahr mit einem Absatzwachstum von mehr als 6 % und spricht von einer “Trendwende” seit Jahresbeginn, nach der sich der Markt wieder positiv entwickle. 2015 hatte die Gruppe in China ein Minus von 3,4 % hinnehmen müssen. Obwohl VW wegen des Abgasskandals Rückstellungen von 16 Mrd. Euro vornehmen will, sollen weiterhin hohe Investitionen nach China fließen. Alleine im Jahr 2016 sollen es 4 Mrd. Euro sein. Mit der Umstrukturierung im Konzern werde künftig mehr Verantwortung in die Regionen gelegt, so Heizmann.Fiat Chrysler Automobiles (FCA) will in China mit Jeep gar zweistellig wachsen, wie Mike Manley, operativer Chef der Region Asien-Pazifik des Konzerns sagte. Allerdings rechne auch er mit steigendem Preisdruck im breiten Markt, also auch im Premiumsegment, wo sich vor allem die deutschen Hersteller Audi, BMW und Daimler tummeln.Dietmar Voggenreiter, Vertriebsvorstand von Audi und bis vor einem halben Jahr noch Chef der chinesischen Landesgesellschaft, sieht die Preisentwicklung entspannt. Audi habe ihre Preispolitik kaum anpassen müssen, sagte er der Börsen-Zeitung. Er rechnet für das Restjahr mit einem “robusten Wachstum”, ohne konkreter zu werden. Im ersten Quartal hatte das Oberklassesegment um mehr als 10 % zugelegt, eine Entwicklung, die sich Voggenreiter zufolge langfristig fortsetzen wird.Er macht dabei die gleiche Rechnung auf wie Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche. Während in Deutschland auf 100 Haushalte 150 Pkw kommen, sind es in China lediglich 35. Dieser Nachholeffekt hat dazu geführt, dass der Absatz von Mercedes-Benz im ersten Quartal in China um 39 % gewachsen ist. Diese Dynamik sei jedoch kaum zu halten, so Zetsche. “In vielen Großstädten verlangsamt sich das Wachstum signifikant”, ergänzte China-Vorstand Hubertus Troska. Ziel sei es, stärker zu wachsen als der Markt.Dabei unterstützen soll vor allem die neue E-Klasse, die Daimler in Peking erstmals als Langversion speziell für den chinesischen Markt vorgestellt hat. Der Konzern plant weitere Produkte, die speziell an den chinesischen Markt angepasst werden. Zu Details wollte sich Troska jedoch nicht äußern.Ähnliche Ziele wie Daimler hat auch BMW-Vertriebschef Ian Robertson, der mit einem kleinen Absatzplus rechnet. “Wir erwarten ein einstelliges Wachstum”, sagte er in Peking. 2015 hatte der Konzern ein Plus von 1,7 % erreicht, gebremst wurde BMW von der Absatzflaute im Sommer vergangenen Jahres. Grund für das verlangsamte Wachstum sei bei BMW auch die Umstellung der Produktion auf den neuen Geländewagen X1, so Robertson.