Post baut Streetscooter mindestens noch zwei Jahre
md Frankfurt – Nach dem Rauswurf des für den hauseigenen Elektrotransporter Streetscooter zuständigen Vorstandsmitglieds Jürgen Gerdes hat Deutsche-Post-Chef Frank Appel klargestellt, dass es an den mittelfristigen Planungen rund um den Elektrolieferwagen keine Änderungen gibt. Der Streetscooter werde weiter von der Post produziert. “Mindestens in den nächsten zwei Jahren”, sagte Appel der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung”. Die Post wolle auf Dauer aber kein Autohersteller sein. “Es gibt da alle möglichen Optionen”, sagte Appel. Neben einem Börsengang des Bereichs komme auch ein Verkauf an strategische Investoren oder die Beteiligung von Partnern in Frage. Damit bestätigte Appel Aussagen von Gerdes Ende Mai. (vgl. BZ vom 1. Juni). Ursprünglich hatte man das Fahrzeug mit einem Autokonzern zusammen entwickeln wollen, aber keine Partner gefunden. Appel zufolge soll das Innovationsressort (“Corporate Incubations”), in dem der Streetscooter geführt wird, von 2020 an Gewinne abwerfen. Wegen der hohen Nachfrage anderer Firmen hatte die Post die Produktion des Elektrotransporters erst Ende Mai hochgefahren und ein zweites Werk im nordrhein-westfälischen Düren eröffnet. Dort und am ersten Standort in Aachen sollen künftig bis zu 20 000 Fahrzeuge pro Jahr gebaut werden.Die Post ist bislang Hauptabnehmer der Streetscooter, von denen bis Ende Mai 6 000 Stück produziert wurden – zu Stückpreisen zwischen 30 000 und 40 000 Euro, wie Gerdes seinerzeit sagte. Spätestens bis 2050 will die Post ohne Kohlendioxidemissionen arbeiten und tauscht deshalb schrittweise ihre Fahrzeugflotte von rund 50 000 Autos gegen Elektrowagen aus. 2018 wird die Post nach früheren Angaben rund 5 000 Streetscooter kaufen. Zu den externen Kunden zählen Kommunen, Handwerker, Bäcker und Gärtnereien. Von Vergangenheit eingeholtGerdes hatte die Post Anfang voriger Woche mit sofortiger Wirkung verlassen (vgl. BZ vom 13. Juni). Grund seien “unterschiedliche Auffassungen über die strategische Schwerpunktsetzung des Unternehmens” gewesen. Tatsächlich dürften den Post-Manager Versäumnisse in seiner langen Zeit als Chef des Unternehmensbereichs Post, E-Commerce, Pakete (PeP) eingeholt haben. Erst Anfang April hatte Gerdes das neu geschaffene Innovationsressort übernommen (vgl. BZ vom 5. April). Vor zehn Tagen hatte die Post ihre Jahresprognose zusammengestrichen (vgl. BZ vom 9. Juni). Der Logistikkonzern peilt für dieses Jahr nur noch einen operativen Gewinn (Ebit) von 3,2 (i.V. 3,74) Mrd. Euro an. Zuvor waren 4,15 Mrd. Euro in Aussicht gestellt worden. Als Ursachen der Gewinnwarnung lassen sich der kostspielige Boom im Paketgeschäft, frühere Versäumnisse und die nun daraus folgende Sanierung des PeP-Bereichs identifizieren. Die Post hat u.a. damit zu kämpfen, dass durch den stark zunehmenden Online-Handel zwar ihr Paket-Service floriert, die dafür notwendigen Zusteller und ihre Fahrten aber auch immer mehr kosten. Zudem schrumpft seit Jahren das Briefgeschäft durch den Siegeszug von E-Mail und anderen elektronischen Kommunikationsmitteln. Nun soll der Bereich PeP umgebaut werden. Das verursacht zunächst einmal weitere Kosten, die für die Kürzung der Gewinnprognose mitverantwortlich sind. Am umstrittenen E-Postbrief – vor sieben Jahren von Gerdes auf den Weg gebracht – will Appel festhalten. “Die E-Post werden wir nicht einstellen, sondern weiterentwickeln.” Der E-Postbrief mache mehr als 600 Mill. Euro Umsatz und trage eine Milliarde Briefe zum jährlichen Gesamtvolumen von 16 Milliarden Briefen bei.Von Paket-Großkunden wie Amazon und Zalando will der Post-Chef die Einhaltung der Vertragsbedingungen einfordern. Es würden mitunter höhere Gewichte geliefert und andere Zielregionen angesteuert als vereinbart. Appel bezeichnet die Deutsche Post DHL als leistungsfähigsten Anbieter in Deutschland. “Da gibt es eine gegenseitige Abhängigkeit, die beiden Seiten bewusst ist.”