Post fährt mit Streetscooter nach China
wb Frankfurt – Die Deutsche Post will mit ihrem elektrisch angetriebenen Streetscooter den chinesischen Markt entern. Im Rahmen der Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel in die Volksrepublik wurde eine Absichtserklärung zur Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens mit dem dortigen Autohersteller Chery Holding unterzeichnet. Es geht um Investitionen bis 500 Mill. Euro 2021, die chinesische Investoren unter industrieller Führung von Chery aufbringen sollen. Damit nicht genug: Den US-Markt hat Streetscooter ebenfalls mit Kooperationen vor Augen. In zwei, drei Jahren könne die Post-Tochter dort einsteigen, dann auch mit lokaler Produktion.Streetscooter versteht sich nicht nur als Produzent, sondern strebt auch die Weiterentwicklung zur Energielösungsplattform an – mit Speichern, “2nd-Life-Batterien” und Ladeinfrastruktur.Für die Post wurden bisher 10 000 Streetscooter hergestellt. Der Konzern hatte sich 2014 alle Anteile an dem Start-up aus Aachen gesichert. Vorstandschef Frank Appel hat mehrfach geäußert, der Konzern sei für Streetscooter zu Kooperationen mit Autokonzernen bereit, schließe aber auch Börsengang oder Einstieg von Finanzinvestoren nicht aus.Der chinesische Markt für Kleintransporter wird für 2025 auf 2,3 Millionen Fahrzeuge prognostiziert, wovon sich der E-Anteil auf über 900 000 belaufen soll. Mit diesem Wachstum werde China vor Europa und den USA zum weltgrößten Markt für elektrische Nutzfahrzeuge.Ziel der Zusammenarbeit mit Chery sei es, ein elektrisches Nutzfahrzeug für den internationalen Markt in ausgewählten Ländern zu entwickeln. Dazu gehörten lokale Fertigung und Beschaffung sowie Vertrieb und Service. Vereinbart ist den weiteren Angaben zufolge der schrittweise Einstieg in den chinesischen Markt für elektrische Nutzfahrzeuge. Für 2021 ist die Serienproduktion mit Produktionskapazitäten von bis zu 100 000 E-Fahrzeugen pro anno geplant. Die staatliche Chery komme im Reich der Mitte auf einen Marktanteil von 20 % bei Nutzfahrzeugen mit Elektroantrieb. Sie baut vor allem leichte E-Transporter und arbeitet an E-Mobilität für die letzte Meile.Der Markteintritt in China setze nach der strategischen Kooperation mit dem japanischen Logistikunternehmen Yamato die Internationalisierung des Unternehmens fort. Ein Ziel des Joint Venture sei der Aufbau eines Entwicklungsstandorts in der Volksrepublik. Treiber für das Marktwachstum in China seien Urbanisierung, steigende Transportvolumina im innerstädtischen Lieferverkehr und damit einhergehende Emissionsvorschriften und -regularien der Städte. Als potenzielle Kunden soll sich das Joint Venture an Flottenbetreiber in “Last-Mile-Delivery” und E-Commerce wenden. Zuletzt gab es vermehrt Probleme und kritische Stimmen. So mussten Fahrzeuge wegen Brandgefahr vorübergehend aus dem Verkehr gezogen werden. Noch ist die Reichweite nicht allzu hoch und die Ladezeiten sind lang.