Logistikkonzern

Post hebt Prognose leicht an

Nach der Sonderkonjunktur in der Pandemie ist die Deutsche Post mit herben Rückgängen bei Umsatz und Ergebnis konfrontiert, die im zweiten Quartal deutlicher ausfallen als zu Jahresbeginn.

Post hebt Prognose leicht an

“Asien ist für uns mehr als China”

Post wagt nur leichte Prognoseanpassung – Schwaches Umfeld und sinkende Frachtraten belasten

Nach der Sonderkonjunktur in der Pandemie ist die Deutsche Post mit herben Rückgängen bei Umsatz und Ergebnis konfrontiert, die im zweiten Quartal deutlicher ausfallen als zu Jahresbeginn. Vor allem die Schwäche in China, wo die Konjunktur nicht wie erwartet angesprungen ist, macht dem Konzern zu schaffen.

hei Frankfurt

Die Deutsche Post kämpft mit einem schwachen konjunkturellen Umfeld und hat einen eher verhaltenen Start ins laufende dritte Quartal erwischt. Er war, wie Finanzchefin Melanie Kreis bei der Vorlage der Halbjahreszahlen vor Journalisten sagte, „von der Sommerpause geprägt“. Eine Wiederbelebung des Geschäfts sei frühestens „Richtung September und Oktober“ zu erwarten, erklärte die Managerin.

Angesichts der Unsicherheit geht der Logistikriese bei der Ergebnisplanung im laufenden Jahr weiterhin von drei Szenarien mit einer unterschiedlich deutlichen Konjunkturerholung aus und will im besten Falle ein operatives Ergebnis (Ebit) von 7 Mrd. Euro erzielen. Das untere Ende der avisierten breiten Spanne hebt der Bonner Konzern um 200 Mill. Euro auf 6,2 Mrd. Euro an. Im vergangenen Jahr hatte die Post ein Ebit von 8,4 Mrd. Euro ausgewiesen, so dass der Gewinn im schlechtesten Fall um gut ein Viertel abrutscht.

“Sehr teurer Tarifabschluss”

Die Anleger zeigten sich von den Aussichten nicht begeistert. Die Aktie verlor im Xetra-Handel 4,7%. Von April bis Juni belasteten sinkende Frachtraten, weniger Express-Sendungen und vor allem ein deutlicher Rückgang im Geschäft mit China den Konzern. Der Konzernumsatz gab um 16,4% auf 20 Mrd. Euro nach, das Ebit sackte sogar um 27,2% auf 1,69 Mrd. Euro ab. Kreis verwies auf eine „herausfordernde Ergebnisentwicklung“ im Kerngeschäft Post und Paket, wo sich die Volumina von Briefen und Paketen grundsätzlich gegenläufig entwickeln: Der Briefbereich schmilzt stark ab, die Zahl der Pakete wächst. Insgesamt habe der Bereich ein Ebit von 260 Mill. Euro beigesteuert, weniger als die Hälfte des Vorjahreswerts, wobei zu beachten sei, dass Maßnahmen auf der Kostenseite „regulatorisch gehemmt“ würden und außerdem ein „sehr teurer Tarifabschluss“ sowie der Verzicht auf eine Portoerhöhung zu Buche schlugen. Kreis betonte, dass bei Post und Paket lediglich davon auszugehen sei, dass der Bereich sich selbst finanziere. „Einen Beitrag zur Dividende erwarten wir hier nicht.“ Kreis machte darüber hinaus deutlich, dass auch die geplante Reform des Postgesetzes sicherstellen sollte, dass der Bereich seine benötigten Investitionen selbst stemmen kann.

Neben einer „fortschreitenden Normalisierung der Frachtraten und einer schwächeren Marktdynamik“ im Vergleich zu den Pandemiejahren, die vor allem das Speditionsgeschäft (Global Forwarding Freight) dämpfte, was maßgeblich zum Umsatzrückgang geführt habe, macht der Post besonders die Schwäche in China zu schaffen. „Asien ist für uns mehr als China“, unterstrich Kreis dennoch und wies daraufhin, dass es der Logistikgruppe aufgrund der breiten globalen Aufstellung auch möglich sei, Kunden bei einer Diversifizierung und Verlagerung von Aktivitäten nach Vietnam oder Indien zu unterstützen. Kunden wollten bei ihren Lieferketten resilienter werden und eine bestehende Abhängigkeit von China reduzieren, so die Managerin. Hauptgrund für den Rückgang im Geschäft mit dem Reich der Mitte sei allerdings, dass dort die Konjunktur nicht dem Schwung angesprungen sei, den man sich nach Ende des pandemiebedingten Lockdowns erwartet habe.

Express-Sparte begrenzt Erlösrückgang

In der Folge sackten die Umsätze im Berichtsquartal sowohl in der Luftfracht (−46,8%) als auch in der Seefracht (−55,8%) stark ab. Die Sparte Global Forwarding Freight musste insgesamt einen Umsatzrückgang von 40,7% und ein um 47,2% abgeschmolzenes Ebit verkraften. Im Halbjahr ist ein Umsatzrückstand von 33,5% aufgelaufen. Das Ebit fiel von 1,34 Mrd. Euro auf 777 Mill. Euro zurück. Dies entsprach einer Ebit-Marge von 7,5% und damit „einem guten Niveau“, heißt es.

Dagegen konnte der nach Umsätzen größte Konzerngeschäftsbereich Express den Erlösrückgang auf 12,5% begrenzen. Trotz des „effektiven Kosten- und Ertragsmanagements“ sackte das Ergebnis mit 18,2% stärker ab. Damit zeigen die beiden großen Sparten im zweiten Quartal eine deutliche Abwärtsdynamik. Dass die Post im Startquartal insgesamt noch besser unterwegs war, zeigt sich in der Halbjahresbetrachtung.

In den ersten sechs Monaten konnte der Umsatzverfall auf 11% begrenzt werden, das Ebit sackte um ein Viertel auf 3,33 Mrd. Euro ab. Unterm Strich blieben 1,9 Mrd. Euro hängen nach 2,8 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum. Je Aktie ergaben von 1,58 (2,29) Euro.

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