Logistikbranche

Post stemmt Milliardenzukauf

Die Deutsche Post verstärkt sich im stark wachsenden Seefracht-Geschäft mit dem Mainzer Getränkelogistiker Hillebrand. Dafür legt der Dax-Konzern 1,5 Mrd. Euro auf den Tisch − und stemmt so den größten Zukauf seit 2005. Mit dem Deal will das Management die Frachtsparte schnell noch profitabler machen.

Post stemmt Milliardenzukauf

kro Frankfurt

− Die Gruppe Deutsche Post DHL hat den Zuschlag für den Mainzer Seefracht-Spezialisten Hillebrand erhalten. Der Bonner Konzern habe eine Vereinbarung zur Übernahme von bis zu 100% der J.F. Hillebrand Group und deren Tochtergesellschaften für rund 1,5 Mrd. Euro unterzeichnet, teilte das Dax-Unternehmen am Dienstag mit. Damit handelt es sich um den größten Zukauf seit dem Jahr 2005, als der Logistikriese den britischen Frachtkonzern Exel für etwa 7 Mrd. Dollar geschluckt hatte. Verkäufer ist der belgische Finanzinvestor Cobepa, der seit 2006 an dem Unternehmen beteiligt und seit 2016 Mehrheitseigner ist.

„Angesichts der erreichten Stärke unseres Speditionsgeschäfts stellt die Übernahme von Hillebrand eine hervorragende Ergänzung unseres bestehenden Portfolios dar“, sagte Post-Chef Frank Appel laut Mitteilung. „Im Einklang mit unserer Konzernstrategie stärken wir unser logistisches Kerngeschäft und sorgen für langfristiges profitables Wachstum.“ Die Verhandlungen waren bereits vor gut einer Woche bekannt geworden. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg waren auch andere Parteien an Hillebrand interessiert. Der Spirituosen- und Getränkelogistiker wurde bereits im Jahr 1844 gegründet und ist heute in mehr als 90 Ländern aktiv. Weltweit beschäftigt das Unternehmen mehr als 2700 Mitarbeiter. Beim Jahresumsatz kam es zuletzt auf 1,4 Mrd. Euro. Unter dem Dach der Deutschen Post soll es künftig der Frachtsparte Global Forwarding, Freight zugeordnet werden, die derzeit von einem wieder anziehenden Welthandel, speziell zwischen Asien, Nordamerika und Europa, profitiert. So legte der Umsatz der Division im ersten Halbjahr um gut 29% zu. Im Bereich Seefracht stiegen die Erlöse sogar um über 60%.

„Die Übernahme von Hillebrand ist eine einmalige Gelegenheit für Deutsche Post DHL Group, das Geschäft um hochwertige Seefrachtdienstleistungen mit starken Margen und hohem Cash-flow zu erweitern“, sagte Finanzchefin Melanie Kreis. „Wir gehen davon aus, dass sich diese Transaktion vom ersten Tag an positiv auf das Ergebnis und den Cash-flow auswirken wird.“ Die Bonner wollen den Kauf mit eigenen verfügbaren liquiden Mitteln finanzieren. Die noch ausstehenden Genehmigungen verschiedener Kartellbehörden werden in den kommenden Monaten erwartet.

In den vergangenen Jahren hatte sich die Deutsche Post vor allem auf Wachstum aus eigener Kraft konzentriert. Im Rahmen der Strategie 2025, mit der sich der Konzern vor allem auf sein Logistik-Kerngeschäft fokussieren will, liege die Priorität für ausgewähltes anorganisches Wachstum auf spezifischen, strategisch relevanten Aktivitäten, hieß es nun.

An der Börse legte die Aktie in einem insgesamt ruhigen Handel um 1,4% zu und setzte sich damit an die Dax-Spitze. Seit Jahresbeginn hat das Papier damit mehr als 44% an Wert gewonnen. Anfang Juli hatte es zudem mit knapp unter 60 Euro ein Allzeithoch markiert, nachdem der Konzern infolge des anhaltenden Bestellbooms im Internet über ein Rekord-Quartalsergebnis berichtet und seine Ergebnisziele für das laufende Jahr sowie seine Mittelfristprognose hochgeschraubt hatte. Für 2021 stellt das Management nunmehr ein operatives Ergebnis von über 7 Mrd. Euro in Aussicht. 2020 hatte der Konzern hier 4,8 Mrd. Euro erzielt. 2023 sollen es mehr als 7,4 Mrd. Euro sein.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.