Powerland entlässt Finanzchef

Chinesischer Handtaschenhersteller deckt Kontrollmängel auf - Aktie bricht ein

Powerland entlässt Finanzchef

hip Frankfurt – Der chinesische Handtaschenhersteller Powerland kann seinen Jahresabschluss nicht wie geplant am 30. April vorlegen. Wie das in Frankfurt notierte Unternehmen mitteilt, übernimmt Finanzchef Kelvin Ho dafür die Verantwortung und scheidet mit sofortiger Wirkung “in gegenseitigem Einvernehmen” aus dem Unternehmen aus. Seine Aufgaben werden übergangsweise vonáChief Accounting Officer Qingsheng Cai wahrgenommen.Die Aktie brach am Dienstag um 28 % auf 6,80 Euro ein. Das Papier war vor zwei Jahren zu 15 Euro platziert worden.Die Abschlussprüfung durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO erfordere mehr Zeit als vorgesehen, “da sich zusätzliche Überprüfungshandlungen in Bezug auf interne Kontrollverfahren als erforderlich herausgestellt haben”, wird mitgeteilt. Dabei geht es dem Vernehmen nach um das Ausfuhrgeschäft. Während die Luxusgüter-Sparte ihre Produkte ausschließlich in der Volksrepublik vermarktet, gehen die Produkte der Casual-Sparte wie Rucksäcke, Reise- oder Kühltaschen in den Export, unter anderem nach Australien, Südafrika und die Vereinigten Arabischen Emirate. Sie werden unter der Marke “Sotto” vertrieben, als White-Label-Produkte oder unter Drittmarken. Die ganze Absatzkette zu prüfen, also alle involvierten Großhändler, erfordert offenbar mehr Zeit.Powerland geht derzeit davon aus, dass die Prüfungstätigkeiten nicht vor dem 30. Juni abgeschlossen sein werden. Aus diesem Grund werde die ordentliche Hauptversammlung der Gesellschaft voraussichtlich nicht vor Ende August stattfinden. An den Ende Februar veröffentlichten vorläufigen Geschäftszahlen für 2012 hält Powerland fest. Demnach stieg der Umsatz um 30 % auf 191 Mill. Euro. Das von höheren Vertriebs- und Marketingaufwendungen belastete Betriebsergebnis stieg um lediglich 9,4 % auf 35 Mill. Euro. Rüge der “Bilanzpolizei”Bereits im vergangenen Jahr hatte die “Bilanzpolizei” das Unternehmen (Börsenwert: 100 Mill. Euro) gerügt. Powerland hatte sein Konzernergebnis im verkürzten Abschluss vom 30. Juni 2011 um etwa 2,4 Mill. Euro zu hoch ausgewiesen (vgl. BZ vom 2. 8. 2012). Im Sommer 2011 schoss sich eine Website namens Claimpicker Research auf Powerland und andere chinesische Unternehmen ein. Angaben im Emissionsprospekt wichen angeblich von denen in chinesischen Dokumenten ab, hieß es. Powerland wies die Vorwürfe zurück. Die Claimpicker AG hat ihren Geschäftsbetrieb mittlerweile eingestellt.Die in Frankfurt aufgesetzte AG hält 100 % an der Powerland International Holdings Ltd. in Hongkong. In dieser Holding wurden die operativen Gesellschaften in der Volksrepublik gebündelt, die Powerland Fujian Suitcase and Leather Goods Co. Ltd. und die Guangzhou Powerland Suitcase and Leather Goods Co. Ltd. Aufsichtsratschef ist der ehemalige Tchibo-Finanzvorstand Peter Diesch. Als sein Stellvertreter fungiert der bei CMS Hasche Sigle tätige Anwalt Volker Potthoff. Die Kanzlei hatte im April 2011 den Börsengang begleitet. Auf Bankenseite führte Macquarie das Initial Public Offering. Berenberg fungierte als Joint Lead Manager.