AUTOINDUSTRIE

Prämien willkommen

Es sollte nicht überraschen, wenn der Staat in der Krise mit neuen Anreizen auch beim Autokauf wieder nachhilft. Deutschlands Schlüsselindustrie sieht sich mit drastisch einbrechenden Neuzulassungszahlen konfrontiert. Die Folgen der...

Prämien willkommen

Es sollte nicht überraschen, wenn der Staat in der Krise mit neuen Anreizen auch beim Autokauf wieder nachhilft. Deutschlands Schlüsselindustrie sieht sich mit drastisch einbrechenden Neuzulassungszahlen konfrontiert. Die Folgen der Coronavirus-Pandemie lassen sich nach wie vor nicht abschätzen, auch wenn sich Zeichen der Erholung im weltgrößten Automarkt China mehren, Anleger ihren Fokus auf eine langsame Rückkehr zur Normalität richten und die Hersteller Pläne für den Hochlauf der in den vergangenen Wochen weitgehend ausgesetzten Fahrzeugproduktion schmieden.Mit ihren Liquiditätspolstern halten die großen deutschen Automobilkonzerne den gegenwärtigen Fertigungsstopp vergleichsweise stabil aus – stabil genug, um Dividenden zu zahlen. Hersteller wie Fiat Chrysler, Ford und Renault befinden sich mit Bonitätsnoten, die sie als spekulative Anlagen einstufen, in einer deutlich ungünstigeren Lage. Doch sicher planen können auch BMW, Daimler und Volkswagen nicht: Vor allem müssen die weltweiten Lieferketten halten, wenn die Produktion nicht nach einer Woche schon wieder unterbrochen werden soll, weil eine wichtige Schraube fehlt. Zudem müssen Gesundheitsschutzmaßnahmen weltweit umgesetzt werden, um nicht zu riskieren, dass das Virus die Fertigung rasch wieder lahmlegt.Aber auch ein schnell wieder stabil funktionierendes Lieferantennetz sowie – wenn es denn gelingt – einheitliche internationale Schutzstandards böten noch keine Gewähr dafür, dass die Fahrzeugverkäufe an das Niveau vor der Coronakrise anschließen. Folgen der Pandemie wie die Insolvenz von Unternehmen und die sinkende Kaufkraft privater Haushalte werden die Nachfrage möglicherweise gravierender beeinträchtigen als die Auswirkungen der internationalen Finanzmarktkrise vor gut einer Dekade. Das trifft die Autokonzerne hart, die sich anders als damals in der Phase eines teuren Technologiewechsels befinden.Um den Übergang zur Elektromobilität zu schaffen, darf es für die Hersteller keinen lang andauernden Rückgang der Absatzzahlen geben. Ihr Ruf nach staatlichen Kaufanreizen, die wie die Abwrackprämie im Jahr 2009 neben Kurzarbeit die Krise überwinden helfen sollen, ist nachvollziehbar. “Innovationsprämien” oder “Investitionen in das Konsumverhalten” wären auch Mittel, um den notwendigen Absatz von Elektroautos zu forcieren und um unter nun erschwerten Bedingungen verschärfte EU-Klimaschutzvorgaben zu erfüllen.