Praxair verkauft Europageschäft

Japanischer Konkurrent Taiyo zahlt 5 Mrd. Euro - Zugeständnis an EU für Zusammenschluss mit Linde

Praxair verkauft Europageschäft

Linde und Praxair sind auf dem Weg zur geplanten Fusion einen wichtigen Schritt weiter: Der größte Teil des Europageschäfts von Praxair soll an den japanischen Konkurrenten Taiyo verkauft werden. So wollen sich die Fusionspartner für ihr Vorhaben die Genehmigung der Europäischen Kommission sichern. jh München – Nach dem deutschen Wertpapierrecht haben Linde und Praxair noch bis zum 24. Oktober Zeit, um die fehlenden Genehmigungen von neun Kartellbehörden zu erhalten. Neben drei kleineren Ländern in Südamerika geht es um sechs der neun wichtigsten Regionen für die beiden Industriegasekonzerne: die USA, Europa, Brasilien, China, Indien und Südkorea. Bisher hat die Wettbewerbsaufsicht in 15 Ländern dem Vorhaben zugestimmt, darunter in den drei bedeutenden Regionen Russland, Kanada und Mexiko.Um das Ja der EU-Kommission zu bekommen, verkauft Praxair den größten Teil seines Europageschäfts an den japanischen Konkurrenten Taiyo Nippon Sanso. Den Preis bezifferten die Unternehmen mit 5 Mrd. Euro. Die genaue Höhe wird zum Vollzug ermittelt. Voraussetzung ist auch dafür ein Okay der Kartellbehörden. Taiyo ist ein börsennotiertes Tochterunternehmen von Mitsubishi Chemical Holdings (Anteil: 50,57 %) und steigt nun in den europäischen Markt ein. Praxair trennt sich von einem Geschäft mit 2 500 Mitarbeitern, einem Jahresumsatz von zuletzt 1,27 Mrd. Euro und einem operativen Ergebnis (Ebitda) von 401 Mill. Euro, wie Taiyo mitteilt. Es umfasst die Industriegasesparte in Deutschland und acht anderen europäischen Ländern von Norwegen bis Italien, das Kohlendioxidgeschäft in Großbritannien, Irland, den Niederlanden und Frankreich sowie das Heliumsegment. Nach Einschätzung der Analysten von J.P. Morgan ist die Zustimmung der EU zur Fusion nun sehr wahrscheinlich. Linde und Praxair seien auf Nummer sicher gegangen und verkauften in Europa mehr als gedacht. Praxair gebe hier 97 % seines operativen Gewinns ab. Den Verkaufspreis hält J.P. Morgan für deutlich attraktiver als zunächst gedacht.Linde bekräftigte am Donnerstag, auch in anderen Regionen sei voraussichtlich der Verkauf von Konzernteilen erforderlich, um die ausstehenden Freigaben zu erhalten. “Linde und Praxair befinden sich in Gesprächen mit den zuständigen Behörden und in Verhandlungen mit potenziellen Bietern mit dem Ziel, den Zusammenschluss in der zweiten Jahreshälfte 2018 vollziehen zu können.” Thermoskannen von TaiyoMit Auflagen der Wettbewerbsaufsicht rechnen die Fusionspartner vor allem auch in Nordamerika. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters besitzt dort der Finanzinvestor Carlyle die besten Chancen, Teile der Konzerne zu ergattern. Andere Bieter könnten noch zum Zug kommen, wenn sie ihre Offerten verbessern. Das Familienunternehmen Messer in Bad Soden hatte schon vor einem Jahr sein Interesse bekundet, vor allem an Anlagen in Nordamerika. Damals hieß es, die Gruppe sei dafür im Gespräch mit dem Finanzinvestor CVC Capital Partners.Taiyo, der designierte Käufer des Europageschäfts von Praxair, konzentriert sich bisher auf das Gasegeschäft in Japan, anderen Ländern in Asien und Ozeanien sowie in den USA. Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte der Konzern, zu dem auch eine kleine Sparte mit Thermoskannen gehört, einen Umsatz von umgerechnet rund 5 Mrd. Euro, davon etwas mehr als die Hälfte in Japan. Das operative Ergebnis betrug 460 Mill. Euro, der Nettogewinn 280 Mill. Euro.—– Wertberichtigt Seite 8