Preisverfall setzt ArcelorMittal zu
ab Düsseldorf – ArcelorMittal zollt dem widrigen Marktumfeld Tribut. Nachdem in dritten Quartal des Jahres erneut ein hoher Verlust zu Buche stand, wird die Prognose für 2015 erneut gekappt. Sollte bislang ein operatives Ergebnis zwischen 6 Mrd. und 7 Mrd. Dollar erwirtschaftet werden, lautet die neue Vorgabe für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 5,2 Mrd. bis 5,4 Mrd. Dollar.”Die ohnehin herausfordernden Rahmenbedingungen haben sich in den letzten Monaten weiter verschlechtert”, wird CEO Lakshmi Mittal zitiert. Ursächlich dafür seien vor allem die Billigimporte aus China, welche die Stahlpreise noch zusätzlich drückten. Von daher fordert Mittal die Politik ganz offen auf, Antidumping-Maßnahmen zu ergreifen.Die vom Unternehmen eingeleiteten Sparmaßnahmen zeigten erste Früchte, so Mittal. Von daher sei er zuversichtlich, dass es gelinge, das operative Ergebnis 2016 auf ein höheres Niveau zu heben, ungeachtet der Tatsache, dass die Marktbedingungen schwierig blieben. Konkret will ArcelorMittal das Ebitda im kommenden Geschäftsjahr um 1 Mrd. Dollar steigern. Dividende wird gestrichenDarüber hinaus soll der Cash-Bedarf im kommenden Jahr um 1 Mrd. Dollar verringert werden. Dazu beitragen sollen niedrigere Investitionen – insbesondere in Brasilien hat Arcelor inzwischen schon zahlreiche Projekte auf Eis gelegt – und geringere Zinsausgaben. Außerdem soll die Dividende für 2015 gestrichen werden. Die Nettoverschuldung will ArcelorMittal bis zum Jahresende auf unter 15,8 Mrd. Dollar verringern. Mit einer Nettoverschuldung von aktuell 16,8 Mrd. Dollar ist der Schuldenhebel aber ohnehin am Anschlag.Von den schlechten Nachrichten ließen sich die Investoren allerdings nicht verdrießen. Nach einem Kurssturz um 5 % im morgendlichen Handel erholte sich das Papier sehr schnell und schloss mit einem Plus von 0,4 %. Seit Jahresbeginn hat der Titel jedoch schon 45 % an Wert eingebüßt. So gut wie alle Kennzahlen verschlechterten sich im Berichtsquartal. Mit 15,6 Mrd. Euro rangierte der Konzernumsatz um 7,7 % unter dem Wert des zweiten Quartals und um mehr als ein Fünftel unter dem Vorjahreswert. Hintergrund dafür waren die im Vergleich zum Vorjahr deutlich niedrigeren Stahlpreise (-21 %), die geringeren Absatzmengen (-2 %) sowie die niedrigeren Eisenerzpreise (-39 %). Um das Stahlgeschäft von der Rohstoffseite abzusichern, war ArcelorMittal vor Jahren groß ins Minengeschäft eingestiegen. Das erweist sich aufgrund des anhaltenden Preisverfalls bei Rohstoffen als Pferdefuß.Das Ebitda brach im Berichtsquartal um 30 % auf 1,4 Mrd. Dollar ein. Abschreibungen auf Vorräte im Umfang von 0,5 Mrd. Dollar belasteten zusätzlich und ließen das Ergebnis vor Zinsen und Steuern auf 20 (i.V. 959) Mill. Dollar schrumpfen. Dadurch wurden auch in Europa wieder rote Zahlen geschrieben. Unter dem Strich wies der Stahlkonzern einen Verlust von 711 Mill. Euro aus. Vor Jahresfrist stand hier noch ein kleiner Gewinn von 22 Mill. Euro. Düstere AussichtenAngesichts der jüngsten Entwicklungen passt ArcelorMittal den Ausblick für die einzelnen Regionen an. Weltweit wird für 2015 mit einem Rückgang der Stahlnachfrage um 1,5 % bis 2 % gerechnet. Dabei wird in den USA aufgrund der durch den niedrigen Ölpreis verursachten Probleme in der Öl- und Gasindustrie mit Einbußen von 6 % gerechnet. In Europa wird dagegen weiterhin mit einer um 2 % höheren Nachfrage kalkuliert, auch wenn sich das Wachstum zum Jahresende hin abschwächen dürfte. Unverändert düster sind die Perspektiven für die Schwellenländer. In Brasilien wird mit einem Nachfrageeinbruch um 15 %, in den GUS-Staaten um – 9 % und in China um – 3,5 % gerechnet.