Pret A Manger im Krisenmodus

Von Andreas Hippin, London Börsen-Zeitung, 24.6.2020 Das Private-Equity-Portfoliounternehmen Pret A Manger ist eine der Vorzeigefirmen gewesen, mit denen Schatzkanzler Rishi Sunak zu Beginn der Coronakrise sein Lohnsubventionierungsprogramm bewarb....

Pret A Manger im Krisenmodus

Von Andreas Hippin, LondonDas Private-Equity-Portfoliounternehmen Pret A Manger ist eine der Vorzeigefirmen gewesen, mit denen Schatzkanzler Rishi Sunak zu Beginn der Coronakrise sein Lohnsubventionierungsprogramm bewarb. Das Coronavirus Job Retention Scheme sollte Arbeitsplätze sichern. Dafür übernahm der Staat 80 % der Gehälter bis 2 500 Pfund pro Kopf und Monat sowie die Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber. Eine ganze Reihe teilnehmender Unternehmen kündigte jedoch bereits Massenentlassungen an, weil sich ihr Geschäft infolge der Pandemie dauerhaft verkleinert, darunter bekannte Namen wie British Airways oder Rolls-Royce.Nun zeichnet sich ab, dass auch Pret A Manger wohl nicht darum herumkommen wird, Stellen zu streichen. Die Kaffeehauskette ist in Großbritannien weithin bekannt. Wer einen Kaffee zum Mitnehmen braucht, bekommt ihn hier billiger als bei Caffè Nero, Costa Coffee oder Starbucks. Volkswirte haben den Umstand, dass belegte Baguettes bei gleichbleibenden Preisen kleiner werden, bereits scherzhaft als “Pret A Manger-Effekt” bezeichnet. Die Marke muss nicht mehr groß beworben werden. Doch obwohl bereits rund 300 Niederlassungen für Takeaway und Lieferungen wiedereröffnet wurden, erreicht der wöchentliche Umsatz CEO Pano Christou zufolge derzeit mit 3 Mill. Pfund gerade einmal 15 % des üblichen Niveaus. Medienberichten zufolge versucht das Unternehmen nun, die Mieten nachzuverhandeln. Am 8. Juli soll die Belegschaft darüber informiert werden, wie es weitergeht. Viele fürchten, dass es dann “Pret a Virer” heißen könnte: Bereit zum Feuern.Pret A Manger droht ein Opfer des Trends zum Homeoffice zu werden. Wer in seinem Wohnzimmer oder Garten arbeitet, braucht keinen Coffee to go und keine abgepackten Salate oder Sandwiches. Die Standorte nahe wichtiger Verkehrsverbindungen bringen Pret a Manger in solchen Zeiten keine Laufkundschaft, sondern hohe Mietkosten.Die Zeiten, in denen in der Londoner Square Mile jeden Tag eine halbe Million Menschen die Flure bevölkerten, sind vermutlich vorbei. Auch im Bankenviertel Canary Wharf und an anderen Standorten geht es ruhig zu. Die Vorgaben zur sozialen Distanz machen es schon wegen der Warteschlangen vor den Aufzügen nahezu unmöglich, Bürohochhäuser effizient zu betreiben. Bei der Großbank Barclays arbeiten 70 000 von 80 000 Beschäftigten von zuhause aus. Im Juli und August sollen gerade einmal 700 in die Büros zurückkehren, ihre Kollegen werden noch mindestens bis Ende September aus dem Homeoffice arbeiten. Auch bei J.P. Morgan dürfte die Rückkehr in die Normalität Monate dauern. Beim Vermögensverwalter Standard Life Aberdeen hat man sich auf einen noch längeren Zeitraum eingestellt. “Wir haben beschlossen, dass die Mehrheit der britischen Kollegen bis Ende des Jahres aus der Ferne arbeiten sollen, sagt Chief Operating Officer Mike Tumilty. Pret A Manger ist nicht das einzige Unternehmen, das vor diesem Hintergrund schnell umdenken muss.——Schatzkanzler Sunaks Vorzeigefirma kommt um Entlassungen wohl nicht herum.——