Prime Capital setzt auf Windräder
In Deutschland ist der Ausbau der Windkraft wegen der Bürokratie fast zum Erliegen gekommen. Großinvestoren wie der Frankfurter Assetmanager Prime Capital wenden sich deshalb lieber nach Nordeuropa. Dort gibt es mehr Platz für Windräder, es weht mehr Wind – und die Renditen fallen höher aus. cru Frankfurt – Prime Capital, die insgesamt 17,7 Mrd. Euro für institutionelle Investoren verwaltet, investiert jetzt erstmals Kapital aus dem neu aufgelegten grünen Infrastrukturfonds Prime Green Energy Infrastructure Fund mit 500 Mill. Euro Volumen. Das Projekt Björnberget in Mittelschweden sei eines der größten Onshore-Windprojekte in Europa und wurde von RES entwickelt, dem größten unabhängigen Entwickler von Erneuerbare-Energien-Anlagen, teilt Prime Capital mit. Nach Angaben aus Finanzkreisen werden 420 Mill. Euro investiert.Der Baubeginn ist noch 2020 geplant. Prime Capital hat das Projekt mit Technologien von Siemens Gamesa Renewable Energy (SGRE) ausgestattet und den Co-Investor Enlight Renewable Energy ins Boot geholt, einen börsennotierten, unabhängigen Energieerzeuger mit Sitz in Israel. Der Windpark soll Anfang 2023 in Betrieb genommen werden und jährlich über 1,1 Terawattstunden Windenergie produzieren.Das Projekt ist ein weiteres Beispiel für die Strategie von Prime Capitals, Projekte in einem frühen – und damit sowohl riskanteren als auch gewinnträchtigeren – Stadium zu identifizieren und zu vermarkten. Microsoft als StromkundeDer Windpark erhöht mit Siemens Gamesas größtem Rotor die Produktion. RES stellt die Infrastruktur für das Projekt bereit sowie das kaufmännische und technische Management während der Betriebsphase.Der Prime-Capital-Fonds fokussiert sich auf Windenergieanlagen in Skandinavien, die nicht von staatlicher Unterstützung abhängen. Prime Capital befindet sich nach eigenen Angaben in exklusiven Verhandlungen mit einem globalen Technologie-Konzern über ein 10- bis 12-Jahres-Power Purchase Agreement (PPA), das rund die Hälfte der Energieproduktion des Projektes umfasst. Im Markt ist von Microsoft als dem Stromabnehmer die Rede.Immer mehr Großkunden decken ihren Strombedarf mit Grünstrom über feste Abnahmeverträge (PPA) ab. Zu den Größten solcher Abnehmer zählen in Skandinavien Google, Norsk Hydro und Alcoa.”Mit dem Projekt Björnberget steigt Prime Capitals Erneuerbare-Energie-Portfolio in Skandinavien auf über 1 GW, was uns zum zweitgrößten Investor in der Region macht”, sagt Infrastrukturchef Mathias Bimberg. Prime Capital wurde von DLA Piper (Rechtsberatung) sowie durch den TÜV SÜD (technische Beratung) und PwC (Steuer- und Strukturierungsfragen) beraten. 1,5 Mrd. für ErneuerbareZusammen mit der DekaBank als Fremdkapitalfinanzierer hat Prime Capital seit 2015 rund 1,5 Mrd. Euro in große europäische Wind-, Solar- und Wasserkraft-Projekte investiert. Die beiden Finanzhäuser haben Windenergie-Projekte – trotz wechselnder Rahmenbedingungen – mit langfristiger Cash-flow-Planung so aufgesetzt, dass sie auch für Investoren wie Pensionsfonds oder Versicherungen attraktiv werden. Zu den Eigenkapitalgebern zählen der Versicherer Alte Leipziger, die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe und andere berufsständische Versorgungswerke.Großinvestoren suchen bei Prime Capital langfristige “grüne” Investments, die sichere Cash-flows abwerfen. Es geht teilweise um einen Ersatz für die Positionen, die früher Pfandbriefe und Staatsanleihen im Portfolio hatten. In Skandinavien erhalten Windparks keine Einspeisevergütung. Dennoch lohnt sich das Geschäft, weil die Stromgestehungskosten niedriger ausfallen. Anders als in Deutschland muss etwa der Turbinentyp nicht drei Jahre im Voraus für die Genehmigung festgelegt werden, so dass die Betreiber vom technischen Fortschritt auf dem jüngsten Stand profitieren. Bis 2030 soll sich beispielsweise die Onshore-Windkraftkapazität in Norwegen verachtfachen auf 9 Gigawatt.