IM GESPRÄCH: KLAUS WEINMANN

Primepulse hält an Börsenplan fest

Der Vorstandsvorsitzende der Beteiligungsgesellschaft lässt sich vom schwachen Dax nicht abschrecken

Primepulse hält an Börsenplan fest

Von Joachim Herr, MünchenKlaus Weinmann gibt zu, dass er etwas genervt ist: “Solange der Dax so schlecht steht, ist das doof für uns.” Der Vorsitzende von Vorstand und Verwaltungsrat sowie Mitgründer der Münchner Beteiligungsgesellschaft Primepulse hält trotz der abgekühlten Stimmung am Zeitplan für den Börsengang fest. Das Initial Public Offering (IPO) wie Govecs um sechs Wochen zu verschieben oder wie Exyte auf unbestimmte Zeit, kommt für ihn nicht in Frage.Ende September hatte Primepulse das Vorhaben angekündigt: Mit einer Kapitalerhöhung will das Unternehmen 250 Mill. Euro einnehmen. Zusätzlich streben die drei Gründer und Altaktionäre einen Erlös von 37,5 Mill. Euro an. In den nächsten Tagen ist mit der Veröffentlichung der Zeichnungsfrist, der Preisspanne und des Börsenprospekts zu rechnen. Etwa zwei Wochen später könnte die Erstnotiz im Prime Standard in Frankfurt folgen.Weinmann bedauert, dass die aktuell schlechte Stimmung an der Börse in das Aktienangebot von Primepulse eingepreist wird: “Die Aktionäre bekommen die Anteile etwas billiger.” Angesprochen auf den Vergleich mit den wenig erfolgreichen Börsenkandidaten in diesen Tagen wirbt der Vorstandschef für Primepulse: “Wir haben ein sehr fundiertes Geschäft.” Zudem verweist er auf die Kapitalerhöhung. Im Fall von Exyte sollte der Emissionserlös allein an den Gesellschafter fließen. Auch Knorr-Bremse erhöht das Kapital nicht.Das Fundierte des Geschäfts begründet Weinmann mit der Erfahrung als Unternehmer und auf dem Kapitalmarkt, mit dem Zugang zum deutschen Mittelstand und dem Fachwissen auf dem Gebiet der Digitalisierung. Weinmann (Jahrgang 1969) hatte mit den Brüdern Raymond (1965) und Stefan Kober (1970) den IT-Dienstleister Cancom gegründet. 1999 ging das Münchner Unternehmen an die Börse, wuchs kräftig dank Akquisitionen und steigerte den Aktienkurs seit dem Tiefpunkt 2008 um 2 000 %. Im Februar dieses Jahres gelang Stemmer Imaging der Schritt an die Börse. An dem Unternehmen in Puchheim bei München, das Bildverarbeitungstechnik für Industrie und Wissenschaft anbietet, hält Primepulse einen Anteil von 54 %.Die Kober-Brüder brachten in Primepulse ihre Augsburger Alko-Gruppe ein, ein Familienunternehmen in dritter Generation. Es ist auf den Gebieten Automobiltechnik, Lufttechnik und Gartengeräte (Rasenmäher) tätig. “Das ist unser Zugang zu mittelständischen Unternehmen”, sagt Weinmann. Die Kobers hätten bewiesen, dass die Nachfolge in einer mittelständischen Firma gelingen kann. “So kommt man schneller ins Gespräch”, fügt Benjamin Klein hinzu, der Finanzvorstand von Primepulse. Das komme in der Investmentmetropole London gut an, berichtet Weinmann: “Dort wird verstanden, dass wir Zugang zum Mittelstand haben.” Langfristiges EngagementPrimepulse ist auf acht Geschäftsfeldern aktiv mit insgesamt 88 Tochter- und Enkelgesellschaften. Im ersten Halbjahr erzielte die Holding einen Umsatz von 394 Mill. Euro und ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 40 Mill. Euro. Mehr Geschäftszahlen wurden noch nicht veröffentlicht.Finanzchef Klein nennt drei gemeinsame Elemente des weit gefächerten Geschäfts von Elektronikbauteilen bis zu Rasenmähern: ein industrielles Basisgeschäft mit Handel und Logistik, das Erweitern um Serviceangebote und das Schaffen von Mehrwert dank Software. Mit dem Emissionserlös soll das Portfolio gestärkt und ausgebaut werden. Weinmanns Rezept für Akquisitionen: “Man muss sich die aussuchen, die Gewinner werden.” Und Primepulse engagiere sich langfristig.