"Private-Equity-Boom hält 2021 an"

Bank-of-America-Manager von Falkenhayn überrascht, dass "diese Krise zu Rekordaktienkursen führt"

"Private-Equity-Boom hält 2021 an"

Die globale Liquiditätsschwemme und anhaltend niedrige Finanzierungskosten führen dazu, dass der Private-Equity-Boom 2021 anhält. “Finanzinvestoren werden dank der deutlich größer werdenden Fonds eine immer relevantere Rolle bei M&A-Transaktionen spielen”, erwartet die Bank of America.cru Frankfurt – Im Februar ziehen die deutschen Investmentbanker der Bank of America in das Bürohochhaus Marienturm im Frankfurter Bankenviertel. Dann können sie zufrieden zurückblicken auf ein außergewöhnlich einträgliches Jahr 2020 mit vielen Fusionen, Börsengängen, Kapitalerhöhungen und Anleiheemissionen. Allein das Volumen der Aktienemissionen in Deutschland hat sich 2020 um 143 % auf 28 Mrd. Dollar erhöht. Gleichzeitig ist das M&A-Volumen hierzulande trotz Coronakrise nur um 4 % auf 123 Mrd. Dollar geschrumpft. Im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre haben die Investmentbanker ungewöhnlich viel an Fusionen verdient: 42 % von 1,7 Mrd. Dollar Gebühreneinnahmen stammten aus M&A.Die Schwemme an billigem Notenbankgeld mit 157 Zinssenkungen und die billionenschweren staatlichen Konjunkturprogrammen hat die Finanzmärkte und damit das Geschäft der Investmentbanker in Schwung gehalten. “Ich habe nicht damit gerechnet, dass diese Pandemie zu Rekordaktienkursen führen würde und wir trotz der Krise auch große, komplexe Transaktionen umsetzen konnten”, sagt Armin von Falkenhayn, Deutschlandchef der Bank of America.M&A-Deutschlandchef Birger Berendes hat eine schnelle Erholung der Aktienmärkte erwartet, nicht jedoch den Boom bei Fusionen und Aktienemissionen: “Ich war überrascht, wie stark M&A und ECM zurückgekommen sind”, sagt Berendes. “Auch die rein virtuelle Umsetzung der Deals war etwas Besonderes: Wir hätten uns schwergetan, so viele Transaktionen abzuarbeiten, wenn wir wie vor der Pandemie dafür ständig ins Flugzeug hätten steigen müssen.”In den Ranglisten der Investmentbanken liegt Bank of America in Deutschland gemessen an Gebühreneinnahmen von 132 Mill. Dollar 2020 bis dato auf Platz 4 hinter J.P. Morgan, Deutsche Bank und Goldman Sachs. Dahinter folgen Morgan Stanley, Credit Suisse und UBS. Insgesamt haben die Banken in Deutschland mit Investment Banking bis dato 2,3 Mrd. Dollar eingenommen.Bank of America war unter anderem federführend als Berater an den Carve-outs der Kraftwerkseinheit Siemens Energy und der Siemens-Windradgetriebesparte Flender beteiligt. Beim größten Deal in diesem Jahr, dem Verkauf der Thyssenkrupp-Aufzüge, war die Bank auf der Seite des abgeblitzten finnischen Bieters Kone engagiert. Bei Börsengängen betreute sie unter anderem die beiden prominenten deutschen Covid-Gewinner Biontech und Curevac. Noch vor Weihnachten werden Kaufangebote für den Fahrradhersteller Canyon aus Koblenz und für die Spezialchemie des Schweizer Pharmazulieferers Lonza erwartet.Laut Falkenhayn haben die Deals 2020 mehr Arbeit verursacht als in normalen Zeiten: “Es war intensiver als sonst. Man muss permanent ein sich schneller veränderndes Risikoumfeld im Auge behalten.”Mit dem Boom der Deals ist es noch längst nicht vorbei. Allein an drei Public-to-Private-Transaktionen arbeitet die Bank of America, bei denen Finanzinvestoren ein börsennotiertes Unternehmen kaufen und die Notierung beenden. “Vielleicht werden wir noch vor Ende des Jahres eine Public-to-Private-Transaktion ankündigen”, sagt Berendes. Im Gespräch für so einen Deal war laut Perella-Weinberg-Kreisen zuletzt der Industriedienstleister Bilfinger, an dem der Finanzinvestor Clayton Dubilier & Rice interessiert sein soll.Daneben haben Private-Equity-Investoren den Exit aus mehreren großen Unternehmen aus ihren Portfolios auf die Schiene gesetzt. Für den Labordienstleister Synlab aus dem Besitz von Cinven und für den Gebäudeverwalter Apleona, der EQT gehört – beide milliardenschwer -, sind bereits M&A-Prozesse gestartet worden. Formal handelt es sich um Dual-Track-Verfahren, bei denen ein Verkauf oder als Alternative dazu ein Börsengang gleichberechtigt vorbereitet werden. Doch gilt in beiden Fällen der Verkauf als die wahrscheinlichere Variante. Für die Finanzinvestoren hat das den Vorteil, dass sie auf einen Schlag ganz aussteigen können. “An der Börse lassen sich sehr hohe Bewertungen erzielen, weil die Aktienmärkte weiter stark sind und die Volatilität in den kommenden Monaten niedrig bleiben sollte”, schränkt Berendes ein.