Private-Equity-Fonds investieren Rekordsumme

BVK: 2019 mehr als 14 Mrd. Euro für deutsche Unternehmen - Thyssenkrupp-Deal wird größte Übernahme des Jahrzehnts

Private-Equity-Fonds investieren Rekordsumme

cru Frankfurt – Einst von Politikern geschmäht, werden Private-Equity-Firmen in Deutschland nun willkommen geheißen und stehen sogar kurz davor, mit der Übernahme der 16 Mrd. Euro schweren Thyssenkrupp-Aufzugssparte den größten Deal seit zehn Jahren zu machen. Finanzinvestoren haben schon 2019 so viel Geld in deutsche Unternehmen gesteckt wie noch nie. Derzeit tummeln sich die Manager von Fonds wie Advent und Blackstone, die beide für die Thyssenkrupp-Aufzugssparte bieten, beim internationalen Branchentreffen “Super Return” in Berlin.Beteiligungsgesellschaften investierten 2019 insgesamt 14,3 Mrd. Euro in knapp 1 000 deutsche Firmen und damit gut ein Viertel mehr als im Vorjahr, wie der Branchenverband BVK am Dienstag mitteilte. Wenn der Thyssenkrupp-Deal am Donnerstag in der Aufsichtsratssitzung durchgeht, dürfte die Summe sich 2020 verdoppeln. Im Jahr 2017 waren es 11,7 Mrd. Euro und 2018 rund 12 Mrd. Euro.Der Thyssenkrupp-Deal könnte einer der weltweit größten Private-Equity-Deals in diesem Jahr werden – und dazu beitragen, Deutschland als Zielort für Private-Equity-Investments noch stärker zu etablieren. “Wir sind optimistisch mit Blick auf 2020”, sagte Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK). Käufer wie KKR & Co. haben in den vergangenen Jahren mehr als 30 Mrd. Euro in das Land gepumpt und einige der größten und bekanntesten Unternehmen wie die Springer SE übernommen. “Umfeld bleibt robust””Das wirtschaftliche Umfeld zeigt sich trotz konjunktureller Bedenken und der Wirtschaftskonflikte robust”, sagte Hinrichs. Gleichzeitig bleibe die Nachfrage nach Beteiligungskapital stabil. Das ist eine bemerkenswerte Wende gegenüber den 2000er Jahren, als der damalige SPD-Chef Franz Müntefering die Private-Equity-Fonds mit Heuschrecken verglich, die angeblich die von ihnen übernommenen Unternehmen ihres Werts beraubten und eine leere Hülle hinterließen.Im Jahr 2019 floss nun deutlich mehr Geld in Firmenübernahmen (Buy-outs). Hier gab es ein Plus von rund 28 % auf 10,6 Mrd. Euro. Selbst die Gewerkschaften haben eine Wende gegenüber den Finanzinvestoren vollzogen, und die IG Metall unterstützt sogar Thyssenkrupp dabei, an Private Equity statt an den Konkurrenten Kone zu verkaufen, weil die Gewerkschafter glauben, dass Finanzinvestoren besser geeignet sind, die Arbeitsplätze zu sichern.Grund für den Private-Equity-Boom 2019 waren viele große Deals wie die Übernahmen des Anzeigenportals Autoscout24 durch den US-Finanzinvestor Hellman & Friedman oder der Einstieg des US-Investors KKR beim Medienkonzern Axel Springer. Die Beteiligungsgesellschaften erhöhten 2019 auch ihre Ausgaben in Start-ups auf 1,7 Mrd. Euro. “Allerdings ist der Abstand zu den USA oder Asien weiterhin immens”, betonte BVK-Vorstandssprecherin Regina Hodits. “Zudem sind es nach wie vor ausländische Venture-Capital-Gesellschaften, die das Gros der Mittel in Deutschland bereitstellen.” 5 Mrd. Euro eingesammeltBei Investoren sammelten deutsche Beteiligungsfirmen die Rekordsumme von 5,2 Mrd. Euro an frischem Geld ein. “Das Fundraising-Umfeld ist aktuell so vorteilhaft wie nie”, sagte Hinrichs. Denn nicht nur international, sondern auch in Deutschland gebe es wegen der niedrigen Zinsen einen starken Zufluss vor allem von institutionellem Kapital in alternative Anlageklassen wie Private Equity und Venture Capital.