Private Equity in Europa überwindet den Tiefpunkt
Private Equity in Europa überwindet den Tiefpunkt
Analysehaus Pitchbook: Große Cleantech-Deals und mehr Exits im zweiten Quartal − Fundraising geht 2024 auf Rekordkurs
cru Frankfurt
Private Equity ist nach der zwei Jahre dauernden Flaute in Hochzinszeiten im zweiten Quartal dieses Jahres wieder in Fahrt gekommen. Beim Volumen der Deals zeichnet sich eine kräftige Erholung ab, die Exits haben sich knapp verdoppelt - und im Fundraising steuert die Private-Equity-Branche in Europa sogar auf ein neues Rekordjahr zu. Das geht aus dem neuesten Report des Analysehauses Pitchbook hervor.
Die durchschnittliche Größe der Transaktionen steigt wieder an. Das zeigt laut Pitchbook-Analyst Nicolas Moura die gewachsene Zuversicht der Investoren: „Nach Sektoren betrachtet steuern die Investments in Cleantech - genauer gesagt, in die erneuerbaren Energien - auf ein Rekordjahr in Europa zu, nachdem im ersten Halbjahr zahlreiche große Transaktionen abgeschlossen wurden: Anfang März hatte KKR knapp 3 Mrd. Euro für den Hamburger Windparkbetreiber Encavis geboten. Bald darauf folgte Brookfield aus Kanada mit einer 6 Mrd. Euro schweren Offerte für den französischen Solarparkbetreiber Neoen. Masdar aus den Vereinigten Arabischen Emiraten legte sich die griechische Terna Energy für 3,2 Mrd. Euro zu. Und der Londoner Solarkraftwerksbetreiber Atlantica ging für 2,6 Mrd. Dollar an den Finanzinvestors Energy Capital Partners.
Ausstiegsvolumen verdoppelt
Auch der Wert der Exits – also der Ausstiege aus Unternehmensbeteiligungen – stieg im zweiten Quartal wieder an und lässt erwarten, dass der Tiefpunkt des ersten Quartals überwunden wurde. Im zweiten Quartal stieg der Wert der Exits im Vergleich zum Vorquartal um 90,3% auf 72,8 Mrd. Euro. Getragen wurde die Verdoppelung von 23 besonders großen Mega-Exits, die mehr als die Hälfte des gesamten Exit-Wertes ausmachten. Von diesen 23 Mega-Exits waren zehn IPOs. „Das bringt endlich Bewegung in die überfüllte Pipeline für Börsengänge“, atmet Pitchbook-Analyst Moura auf. „2024
dürfte das beste Jahr für Private-Equity-gestützte Börsengänge seit 2021 werden – sowohl in Bezug auf die Anzahl der Exits als auch auf den Wert.“
Die Dynamik verschiebe sich hin zu einem Verkäufermarkt. „Wir haben gesehen, wie die Investmentgesellschaft Hargreaves Lansdown drei Angebote ablehnte, bevor sie schließlich ein Übernahmeangebot eines Private-Equity-Konsortiums unter der Führung von CVC Capital Partners annahm“, liefert Moura den Beleg. In der Tat liegt der Median der Unternehmensbewertungen, die bei Deals in den vergangenen zwölf Monaten bezahlt wurden, derzeit beim 12,1fachen des operativen Gewinns (Ebitda). Das entspricht einem deutlichen Anstieg im Vergleich zum Jahr 2023, als die Bewertungen nur beim 10,2fachen des Ebitda lagen. Laut Pitchbook haben die Multiplikatoren wegen der Anzeichen einer Lockerung der Geldpolitik zugelegt.
Megafonds für Partners Group
Noch besser läuft die Beschaffung neuer Kapitalzusagen der Investoren mit schon 92 Mrd. Euro zur Jahresmitte: „Das Fundraising im ersten Halbjahr 2024 zeigt, dass Europa auf ein weiteres Rekordjahr der Kapitalbeschaffung zusteuert, da das europäische Private-Equity-Geschäft wächst“, prognostiziert Pitchbook-Analyst Moura. „Da das erste Quartal ein Rekordquartal war, war es normal, dass im zweiten Quartal weniger neue Fonds starteten.“
Zu den bemerkenswerten Megafonds, die im zweiten Quartal geschlossen wurden, gehören der Partners Group Direct Equity V mit 14,2 Mrd. Euro, Bregal Unternehmerkapital IV mit 2,7 Mrd. Euro, Latour Capital IV mit 1,6 Mrd. Euro und der EQT Mid-Market Growth Partnership Fund mit 1,5 Mrd. Euro. „Allerdings ist das Bild nicht für alle GPs (General Partners), die Kapital beschaffen, so rosig, und wir haben gesehen, dass sich die Dauer des Fundraisings ausweitet - von durchschnittlich 12,1 Monaten 2022 auf 18,4 Monate zum Ende des ersten Halbjahres 2024“, fasst Analyst Moura zusammen. „Der größte Fonds des Jahres, der EQT X mit 22 Mrd. Euro, sollte eigentlich 2023 schließen, wurde aber um sechs Monate auf Februar 2024 verschoben.“ Da die Zentralbanken jedoch auf Geldmengenausweitung umschwenken, erwarten die Pitchbook-Analysten, dass Engpässe bei der Mittelbeschaffung abnehmen.