Private-Equity-Kasse voller denn je
cru Frankfurt – Seit vierzig Jahren kennt die Private-Equity-Branche nur den Weg nach oben. Im Jahr 1980 wurde KKR gegründet, im Jahr 2000 mehr als 200 neue Fonds lanciert und 2007 begann die Ära der Mega-Buy-outs. Mittlerweile werden von den großen Beteiligungsgesellschaften mehr als 4 Bill. Dollar an Geldern (Assets under Management) verwaltet. Rund 1,5 Bill. Dollar an freiem Kapital, das für neue Investments zur Verfügung steht, befinden sich aktuell im Markt – so viel wie niemals zuvor. Das geht aus einer Studie der Unternehmensberatung BCG (Boston Consulting Group) hervor, die der Börsen-Zeitung vorliegt.Dennoch bestehe noch deutliches Wachstumspotenzial. Weniger als 5 % der Assets under Management werden derzeit von Private-Equity-Gesellschaften verwaltet, bei freiem Kapital sind es gar weniger als 2 %.Private Equity hat in den letzten drei Jahren mehr als 1 Bill. Dollar an Kapital eingesammelt und nimmt verstärkt Einfluss auf wichtige Sektoren der Wirtschaft. Riesenfonds mit einem Volumen von mehr als 10 Mrd. Dollar an verwaltetem Vermögen sind mittlerweile die Regel, eher geht es in Richtung 25 Mrd. Dollar.In den 2020er Jahren rechnet BCG mit einem Anstieg des verwalteten Kapitals auf 5 Bill. Dollar, einer zunehmenden Konsolidierung des Marktes – aktuell gibt es 16 000 Private-Equity-Büros weltweit -, einem größer werdenden Abstand zwischen den Großen der Branche und dem Rest, der vor allem durch Spezialisierung noch wachsen kann, sowie einem größeren Einfluss von anderen Stakeholdern als den Anteilseignern, etwa der Öffentlichkeit, auf Investitionen von Private-Equity-Firmen. Fast alles wird GoldSeit 1990 haben sich fast alle Investments der Private-Equity-Fonds in Gold verwandelt. Und obwohl sich die wirtschaftliche Entwicklung abkühlt, liegen die Renditen der Finanzinvestoren deutlich über derjenigen des S&P-500-Index.Nach Einschätzung von BCG-Analyst Prabhpal Grewal wird die “Geschossbahn” des Private-Equity-Wachstums in den kommenden Jahren sogar noch stärker “vergoldet”. Die Kräfte, die zum Erfolg der Branche beitragen, hätten sich eher noch verstärkt. Die gut gefüllten Kapitalspeicher, die überlegenen Renditen und Fonds, deren Größe das Bruttosozialprodukt kleinerer Volkswirtschaften in den Schatten stellt, hätten als Beschleuniger für den Wachstumskurs gewirkt. “Es ist nicht weit hergeholt, sich vorzustellen, dass Private Equity in zehn Jahren im Zentrum vieler Finanz- und Handelsökosysteme agieren wird und mit den Börsen auf Augenhöhe um Masse und Geltung konkurrieren wird.” Solche Vorhersagen könnten übertrieben wirken, gäbe es nicht nach Einschätzung der Autoren ein Zusammenfließen mehrerer Trends, die unmittelbar zu den Stärken der Branche beitragen. Zu diesen Trends gehören Verschiebungen innerhalb der Unternehmenslandschaft, die denjenigen einen Vorteil verschaffen, die bereit sind, große Wetten auf Wertschöpfungshebel wie die Digitalisierung abzuschließen und die erforderlichen Investitionen in Größenvorteile dauerhaft vorzunehmen. Private Equity steuere das Zusammenspiel dieser Kräfte. Große LangfristplanerAls großer branchenübergreifender Investor mit der Fähigkeit zur Planung von Investitionen mit einem größeren Zeithorizont habe Private Equity die Möglichkeit, Ressourcen und Einfluss nutzen, um ein Akteur des Wandels und ein Motor für langfristigen Wohlstand zu werden. Doch um das Wachstumspotenzial anzuzapfen, müssten sich die Finanzinvestoren auf eine Art ändern, die den Kern ihrer Geschäftsmodelle betreffe. “Was in der Vergangenheit funktioniert hat, wird in der Zukunft nicht mehr funktionieren”, warnen die BCG-Autoren. Führungskräfte könnten “sich entweder für Gold entscheiden oder sich mit Schrott zufriedengeben”.