Private Equity läuft heiß
Beteiligungsgesellschaften pumpen so viel Mittel in deutsche Unternehmen wie seit zehn Jahren nicht. Im ersten Halbjahr stieg der Gesamtwert der Käufe auf 10,7 Mrd. Euro. Allerdings entfallen davon allein 4,6 Mrd. Euro auf den Secondary Buy-out des Heizkostenablesers Techem, der an Partners Group ging.wb Frankfurt – Finanzinvestoren sind in Deutschland sehr aktiv. Getragen von drei Deals von jeweils über 1 Mrd. Euro kletterte das Gesamtvolumen auf 10,7 Mrd. Euro und damit auf den höchsten Stand für ein erstes Halbjahr seit der Finanzkrise. In der Vorjahreszeit waren es lediglich 5,3 Mrd. Euro; damals gab es nicht eine Transaktion über 1 Mrd. Euro gegeben. Allein die drei Milliardendeals in den ersten sechs Monaten bringen es auf zusammen 7,3 Mrd. Euro. Am meisten brachte der Verkauf des Eschborner Energiedienstleisters Techem ein, den Macquarie für 4,6 Mrd. Euro an ein Konsortium unter Führung der Schweizer Partners Group ging. Die Reederei Scandlines wechselte für 1,7 Mrd. Euro größtenteils den Besitzer, wobei 3i-Vehikel Kasse machten. Auch der Verkauf der HSH Nordbank für 1 Mrd. Euro an Cerberus, J.C. Flowers, Golden Tree und Centaurus trug zu der hohen Gesamtsumme bei. In dieser enthalten sind allein Transaktionen, deren Bewertung auch veröffentlicht wird. Die “Grauzone” aus Deals mit nicht beziffertem finanziellem Volumen treibt den Betrag noch deutlich.Die Zahl der Transaktionen ging zwar gegenüber dem Vorjahreszeitraum minimal von 97 auf 96 zurück. Allerdings wurde damit immer noch die zweithöchste seit zehn Jahren gemessen. Das sind Ergebnisse einer Analyse des deutschen Private-Equity-Marktes durch das Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY.”Der Markt läuft weiter sehr heiß”, beobachtet Michael Kunz, EY-Partner und Leiter Private Equity im deutschsprachigen Raum. Es gebe zahlreiche Deals, die noch in der Mache seien. Das liege gerade auch an der Unsicherheit wegen möglicher geopolitischer Änderungen: “Die Unternehmen müssen sich neu aufstellen, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Auch die Digitalisierung verändert die Geschäftsmodelle und führt dazu, dass sich Unternehmen von Bereichen trennen und andere zukaufen.” Vom einen zum anderenZwar können die handelspolitischen Verwerfungen auch Deals von Finanzinvestoren beeinträchtigen, doch zeige sich das Stimmungsbild am deutschen Markt robust. “Allerdings ist es nach wie vor schwierig, geeignete Zielunternehmen für Finanzinvestoren zu finden. Und die Kaufpreise sind unverändert hoch”, schätzt Hartmut Krause, M&A-Partner der Kanzlei Allen & Overy. Der Trend zu Secondaries – bei denen Beteiligungen von einem Private Equity-Investor zum nächsten weitergegeben werden – halte an, so dass nur rund 10 % aller Transaktionen erstmalige Verkäufe an Finanzinvestoren seien. Das hohe Interesse von Finanzinvestoren an Anlagemöglichkeiten zeigt sich laut EY unter anderem daran, dass die Zahl der Secondary Buy-outs mit 26 den höchsten Wert überhaupt für ein erstes Halbjahr darstellt. Dennoch geht Krause von einer weiteren Belebung aus, denn circa 1 Bill. Dollar sind derzeit nicht investiert und erzeugten im Zusammenspiel mit der anhaltenden Niedrigzinsphase einen enormen Investitionsdruck innerhalb der Beteiligungsbranche. An neuen Fonds sind etwa der EQT VIII mit 10,7 Mrd. Euro, BC Partners European X mit 7 Mrd, Equistone VI mit 2,8 Mrd. Euro, Bain Capital Europe V mit 4,35 Mrd. und Nordic Capital IX mit 4,3 Mrd. Euro hinzugekommen.Laut Mergermarket wurde auch europaweit ein Nachkrisenrekord aufgestellt mit 80,7 (i.V. 72,8) Mrd. Dollar in 635 (717) Deals. Die europäischen Buy-out-Aktivitäten seien auf dem besten Weg, die Marke von 100 Mrd. Dollar im fünften Jahr in Folge zur überschreiten. Auch in Europa war der Verkauf von Techem im zweiten Quartal einer der dicksten Fische. Aber auch der Buy-out der dänischen TDC (10,7 Mrd. Dollar), Akzo Nobel-Spezialchemie für 12,5 Mrd. und Gas Natural an CVC gehören dazu. In Europa werden 23 Deals über 1 Mrd. Dollar gezählt. Derzeit investiert CVC gemeinsam mit der Messer in die US-Industriegaseaktivitäten von Linde für 2,8 Mrd. Euro.Die Exits deutscher Unternehmensbeteiligungen erreichten ebenfalls ein Topniveau. So haben laut EY Finanzinvestoren 50 Beteiligungen für 11,3 Mrd. Euro losgeschlagen. Dies sei der höchste Gesamtwert sei der ersten Hälfte 2013. Nur 22 Beteiligungen verkauften Finanzinvestoren an Unternehmen. Dafür griffen diese vergleichsweise tief in die Tasche und zahlten 2,7 Mrd. Euro – dreimal so viel wie im Vorjahr.