Private Equity mischt Zusatzstoffe neu
Von Walther Becker, FrankfurtDie europäische Beteiligungsgesellschaft Cinven hat den nächsten großen Deal in petto: Kurz nachdem in Großbritannien die Life-Science-Company LGC für 3 Mrd. Pfund erworben wurde, geht es jetzt um die niederländische Barentz, einen global tätigen Händler von Inhaltsstoffen für Lebensmittel, Pharma sowie Körperpflege und Tiernahrung. Weder die Bewertung noch die Namen der Verkäufer werden auf Anfrage genannt. Der Umsatz liegt bei 1,1 Mrd. Euro, Angaben zu Ergebnissen werden nicht gemacht. Die Branche durchläuft einen Konzentrationsprozess, in dem vor allem die prall gefüllten Buy-out-Fonds eine Schlüsselrolle spielen.Das Amsterdamer Handelshaus wurde 1953 von Herman Barentz gegründet. Er wollte die Unabhängigkeit wahren und gründete eine Stiftung, die auch nach dem Einstieg des Finanzinvestors engagiert bleibt. Laut “Het Finacieele Dagblat” stiegen 2015 mehrere reiche Familien ein, um die internationale Expansion zu finanzieren. Finanzinvestoren habe der seit 1988 im Unternehmen tätige CEO Hiiden Van der Wal die kalte Schulter gezeigt. So soll er 2015 die Absage so begründet haben: “Die satteln einem hohe Schulden auf und wollen nach fünf bis sieben Jahren wieder Kasse machen.”Jetzt wollten wohl die Familien Kasse machen und drängten auf einen Börsengang nach dem Vorbild von Wettbewerber IMCD, der 2014 an die Börse ging und auch im dortigen Leitindex notiert ist. Van der Waal sei der Ansicht, Barentz sei noch zu klein dafür und will nun mit Cinven in den USA, Indien und China wachsen. In seinen Augen wäre für einen Börsengang ein operatives Ergebnis (Ebitda) von mindestens 100 Mill. Euro erforderlich. Barentz habe zuletzt 40 Mill. eingefahren. Zum Vergleich: IMCD kam zuletzt bei 2,4 Mrd. Euro Umsatz auf ein Ebitda von 208 Mill. Die Marktkapitalisierung liegt bei 4 Mrd. Euro. Auf HochtourenDie Konzentrationswelle in der Distribution läuft seit Jahren in Europa auf Hochtouren. So akquiriert etwa die börsennotierte Brenntag global immer weiter kleinere Anbieter, ebenso die belgische Univar. Bei Duft- und Aromastoffen gab es dies mit Private Equity schon früher. US-Multi Archer Daniels Midland aus den USA kaufte 2014 Wild Flavors and Specialty Incredients in Heidelberg für 2,3 Mrd. Euro dem Finanzinvestor KKR ab. Wer im Geschäft bleiben will, muss über M&A mitmischen, um die Kunden in den sich ebenfalls konzentrierenden Abnehmerbranchen international beliefern zu können. Das 1970 vom Rotterdamer Unternehmer Joop van Caldenborgh gegründete Handelsunternehmen Caldic, das Produzenten von Lebensmitteln, Körperpflege und Pharma beliefert, ging 2017 an Goldman Sachs. Und im Juni 2018 schlug EQT in Gent zu und kaufte die 2001 aus einer Fusion entstandene Azelis für über 2 Mrd. Euro Apax ab.Barentz vertreibt Inhalts- und Zusatzstoffe für Produkte an mehr als 15 000 Kunden weltweit. Standorte sind in Europa, Nordamerika sowie in Asien. Das Unternehmen ist heute in mehr als 60 Ländern tätig und beschäftigt rund 1 100 Leute. Cinven investiere in Barentz, weil das Unternehmen in strukturell wachsenden Märkten präsent sei. Dem Unternehmen böten sich signifikante Buy-and-Build-Möglichkeiten in dem stark fragmentierten Markt. Barentz habe M&A-Erfahrung, eine starke Performance und Cash-Generierung. Synlab vor Milliarden-Exit?Bei einer anderen Buy-and-Build-Story prüft Cinven indessen den Exit: dem Labordienstleister Synlab International. Die Private-Equity-Gesellschaft könnte Anfang 2020 den Verkaufsprozess einleiten, berichtet Bloomberg. Cinven strebe für das Unternehmen in Augsburg eine Bewertung von 5,5 Mrd. Euro an. Synlab würde wahrscheinlich andere Beteiligungsfonds anziehen.