FINANZINVESTOREN

Private Equity noch auf dem hohen Ross

Bewertungen auf Rekordhoch - Dealvolumen bricht zum Jahresauftakt weltweit ein - McKinsey: Ausblick für deutschen Markt robust

Private Equity noch auf dem hohen Ross

Dem Private-Equity-Markt steht 2019 eine holprige Wegstrecke bevor. Auf der Super Return, dem weltweit größten Treffen der Branche und ihrer Investoren, wird nächste Woche in Berlin über die M&A-Perspektiven und Renditeaussichten in Zeiten globaler Konflikte und nachlassender Konjunktur diskutiert.wb Frankfurt – Das laufende Jahr hat für Private Equity in Bezug auf neue Deals enttäuschend begonnen. Nach Angaben von Refinitiv ist das globale M&A-Volumen unter Beteiligung von Finanzinvestoren um 30 % auf 43,2 Mrd. Dollar eingebrochen. Einige Deals wie der von Apollo mit dem Aluminiumkonzern Arconic für 15 Mrd. Dollar sind durchgefallen. Und der Markt für die zur Finanzierung so wichtigen Leveraged Loans stottert in den USA.Dies wird auf dem größten Treffen von Private Equity weltweit, der nächste Woche in Berlin stattfindenden Super Return, Thema sein. Diesmal kommen indes deutlich weniger US-Vertreter als ansonsten üblich zum Stelldichein. Die Fondsmanager stellen sich immer stärker auf eine Marktkorrektur ein und müssen sich vorbereiten. Nach einer Umfrage von BDO bei US-Fonds rechnen 67 % der Fondsmanager mit einer Marktkorrektur in den nächsten ein bis zwei Jahren, 22 % bereits binnen sechs bis zwölf Monaten. Immerhin sind heute Akteure in Führungspositionen, die teils die Krise 2009 noch nicht recht mitbekommen haben, geschweige denn den Hype um 2000.Private Equity wird in Deutschland und weltweit immer wichtiger für die Finanzierung von Unternehmen. Ende 2018 waren nach Analysen der Unternehmensberatung McKinsey & Company 8 000 Unternehmen im Besitz von Beteiligungsgesellschaften, was einer Verdoppelung seit 2006 entspricht. In der gleichen Zeit sank die Zahl börsennotierter Unternehmen um 16 % auf 4 300. Insgesamt stecken 5,8 Bill. Dollar in Privatinvestments – ein Rekordwert. Das Transaktionsvolumen betrug im vorigen Jahr 1,4 Bill. Dollar. Zuflüsse sinken leichtDer Zufluss an neuen Mitteln in die Fonds war allerdings laut McKinsey 2018 geringer als im Vorjahr: 385 Mrd. nach 460 Mrd. Dollar. Samt den anderen privaten Assetklassen Real Estate, Private Debt, Rohstoffe und Infrastruktur betrug der Rückgang der Mittelzuflüsse 11 % auf 778 Mrd. Dollar, hat der Datendienstleister Preqin herausgefunden. In Europa flossen umgerechnet 82 Mrd. Dollar frisch in Investments, was eine Abschwächung von 11 % bedeutet.Laut Lukas Schäfer, Leiter der Private-Equity-Beratung von McKinsey in Deutschland, hat das Transaktionsvolumen von Private Equity global seit 2009 kontinuierlich zugenommen, allerdings stagniert die Zahl der Deals seit 2015 auf hohem Niveau. Die durchschnittliche Größe betrug 2018 global 157 Mill. Dollar, das sind 12 % mehr als im Jahr davor.Die Experten von McKinsey stellen fest, dass es viele Parallelen zwischen der heutigen Situation und der von 2007 gibt: Die Preise sind hoch, die Liquiditätsreserven steigen und jeden Tag treten neue Anbieter am Markt auf, gerade auch in Deutschland. Dennoch bestünden wichtige Unterschiede: “Die Transaktionen sind nicht nur kleiner, sie werden auch weniger mit Fremdkapital belastet. Die Marktteilnehmer haben aus Fehlern der Vergangenheit gelernt”, beobachtet Schäfer. Insgesamt sitzt die Branche auf rekordhohen Liquiditätsreserven: Das sogenannte Dry Powder betrug zuletzt 2,1 Bill. Dollar und ist damit seit 2012 um 14 % pro Jahr gestiegen.Der Ausblick für die Private-Equity-Branche ist in allen Bewertungshöhen nach Einschätzung von McKinsey robust. “Der Markt für sogenannte Secondaries, also Transaktionen zwischen Private-Equity-Gesellschaften, wächst weiter sehr schnell, die zufriedenstellenden Erträge und die Flexibilität der Anlage zieht viele Investoren an”, sagt der Berater. Die Fonds professionalisierten sich zusehends und achteten vermehrt auf die Effizienz auch ihrer eigenen Abläufe, um im Wettbewerb besser dazustehen.In Europa ging das Dealvolumen 2018 laut Pitchbook um 4,5 % auf 396,3 Mrd. Euro zurück, und zwar in 3 208 Deals. Es gab demnach 45 (i.V.40) Akquisitionen über 1 Mrd. Euro, aber mit der Übernahme der Spezialchemie von Akzo Nobel durch Carlyle nur einen Fall nördlich von 10 Mrd. Euro. Infolge der prall gefüllten Fonds sei der Eigenkapitalanteil deutlich gestiegen. Über 10-malWie aus einem von der europäischen Investmentgesellschaft Argos Wityu mit Epsilon Research, einer Online-Plattform für nicht börsennotierte M&A-Transaktionen, entwickelten Index hervorgeht, der seit 2006 die Entwicklung der Unternehmensbewertungen nicht börsennotierter Mid-Market-Firmen in der Eurozone misst, erreichten die Kauf-Multiples im vierten Quartal 2018 ein Allzeithoch: Bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag das Vielfache bei 9,8 – und damit 8 % über Vorjahr. Der Tiefstand lag 2009 bei 6-mal Ebitda. In der Eurozone ist das Multiple 2018 mit 10,1 erstmals zweistellig gewesen.