Private Equity verpatzt Scout24-Deal

Blackstone und Hellman & Friedman verfehlen Mindestannahmeschwelle - Aktienkurs gibt moderat nach

Private Equity verpatzt Scout24-Deal

Die beiden US-Finanzinvestoren Hellman & Friedman und Blackstone sind mit ihrem Versuch gescheitert, den Anzeigenportalbetreiber Scout24 mehrheitlich zu übernehmen. Die Bieter verfehlten die Mindestannahmeschwelle deutlich. Scout24 will nun die Expansion aus eigener Kraft vorantreiben.wb/sck Frankfurt/München – Die größte geplante Übernahme eines börsennotierten Unternehmens in Deutschland durch Finanzinvestoren ist gescheitert. Hellman & Friedman (H&F) und Blackstone haben im öffentlichen Übernahmeangebot für Scout24 die vorgesehene Mindestannahmeschwelle von 50 % plus 1 Aktie verfehlt. Das Duo vereinte lediglich 42,8% des Grundkapitals auf sich. Davon stammen 6,2 % von den Bietern, die sie zunächst behalten. Nur 28,5 % wurden zum festgezurrten Preis von je 46 Euro eingereicht und werden nun den bisherigen Inhabern zurückgebucht. Hellman & Friedman (H&F) hatte für den Fall des Scheiterns einen neuen Anlauf innerhalb der nächsten zwölf Monate ausgeschlossen, es sei denn, ein anderer Bieter drohe ihnen zuvorzukommen.Investmentbanker und Finanzinvestoren hatten dem Scout24-Deal Signalwirkung zugeschrieben und teilweise schon eine ganze Welle an Going-Private-Transaktionen erwartet. Diese Hoffnungen haben nun einen empfindlichen Dämpfer erhalten, zumal sich auch Spekulationen über eine Osram-Übernahme bisher nicht realisiert haben.Da die Übernahmefantasie aus der Aktien entwichen ist, gab der Kurs gestern zeitweise um 9 % nach; er berappelte sich zum Xetra-Schluss mit minus 4,9 % auf 43,50 Euro.Außer Spesen nichts gewesen: H&F und Blackstone setzten bei der gescheiterten Offerte auf J.P. Morgan, der Aufsichtsrat des Unternehmens auf die Citi und Scout24, die die zweite Offerte der Bieter unterstützt hatte, auf Morgan Stanley. Sie allen haben sich offenbar verschätzt. Hedgefonds mischen mitDie Transaktion mit dem Online-Portalbetreiber hätte mit 5,7 Mrd. Euro einen Rekord am deutschen Buy-out-Markt darstellen sollen. Die Bewertung implizierte 800 Mill. Euro Nettoschulden. Die beiden US-Fonds zielten – zunächst – nicht auf eine Komplettübernahme. Mit der festgelegten niedrigen Annahmeschwelle, die keinen Zugriff auf den Cash-flow erlaubte, wollten die Investoren Hedgefonds den Wind aus den Segeln nehmen, die andere Transaktionen wie etwa Stada deutlich verteuert hatten. Doch es kauften sich Hedgefonds ein. Die Bieter unterstrichen mehrfach, dass sie weder mit der Bewertung hochgehen noch die Angebotsfrist verlängern würden. Long-only-Fonds, bei denen die Offerte gut angekommen sein soll, tenderten nur teilweise ihre Bestände, da sie weiter an Scout24 beteiligt bleiben wollten. Das Angebot umfasste eine Prämie von 27,4 % auf den Kurs von 36,10 Euro Mitte Dezember, als erste Spekulationen über einen Deal hochploppten. Es umfasste ein Cash-flow-Multiple von 28 auf den 2019 erwarteten Mittelzufluss. Offeriert wurde das 19-Fache des für 2019 geschätzten operativen Ergebnisses des Portalbetreibers von Immobilienscout, Autoscout und Finanzscout.Seit der Interessensbekundung der beiden US-Fonds ist der MDax, dem Scout24 angehört, um 12 % gestiegen: Vor allem legten die Kurse der britischen Vergleichsunternehmen Autotrader und Rightmove um etwa 30 % zu, so dass der Scout-Aufschlag an Attraktivität einbüßte.Seit Mitte Februar unterstützte der Vorstand des Münchner Unternehmens das um 2,50 auf 46 Euro versüßte Angebot. Dabei sind H&F, Blackstone und Scout24 alte Bekannte: Das US-Investorenduo hatte das Unternehmen aus München vor sechs Jahren mehrheitlich von der Deutschen Telekom übernommen – finanziert aus den damaligen Fondsgenerationen – und schon 2015 an die Börse geführt. Zum Emissionskurs von 30 Euro lag die Bewertung bei 4 Mrd. Euro und die Marktkapitalisierung bei 3,3 Mrd. Euro. Expansion ohne PartnerScout24-Chef Tobias Hartmann, der sich im Februar “über unsere gemeinsame langfristige Vision und unser Ziel, Scout24 zu einem führenden europäischen Digitalunternehmen zu machen”, gefreut hatte, muss die Aktionärsabstimmung mit den Füßen respektieren. “Wir verstehen diese Entscheidung als Vertrauensbeweis in die erfolgreiche Zukunft und das Management von Scout24.” Der Konzern, der sich 2018 eine M&A-Kreditlinie über 500 Mill. Euro sichert, hält am Expansionskurs fest. Kurz bevor die Finanzinvestoren ihre Niederlage einräumten, bekräftigte Finanzvorstand Christian Gisy zur Vorlage der Quartalszahlen das Interesse an Teilen des Kleinanzeigengeschäfts von Ebay. Dazu brauche Scout24 einen strategischen Partner “definitiv nicht”. Mit dem Wiedereinstieg der Finanzinvestoren erhoffte sich Hartmann einen Schub für die Expansion mittels Zukäufen. Zur Vorlage der Bilanz bezeichnete der CEO diese als “strategische Ankeraktionäre”.Die Prognose für das laufende Jahr bleibe vom Ausgang des Übernahmeangebots unberührt, teilt Scout24 mit. Prognostiziert werden prozentual zweistellige Wachstumsraten für Umsatz und Ergebnis. Konkret erwartet das Management ein Erlösplus von 16 % sowie eine operative Marge um 53 %. Von Januar bis März stieg der Umsatz um 20 % auf 149 Mill. Euro. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) legte um 11 % auf 71 Mill. Euro zu, was einer operativen Marge von 47,7 (i. V. 51,6) % entsprach. Das Ebitda sackte aber auf 58 (i. V. 61) Mill. Euro ab. Grund hierfür waren gestiegene Personal- und Marketingaufwendungen. Nach Steuern verdient wurden mit 26 (30) Mill. Euro 4 Mill. weniger als vor einem Jahr.