Private Equity vor dem großen Sprung

Dieses Jahr bisher zahlreiche Transaktionen in Deutschland, aber kein Milliardendeal - Ruhe vor dem Sturm

Private Equity vor dem großen Sprung

Nach einem schwachen ersten Halbjahr für Private Equity in Deutschland steht ein Aufschwung in der zweiten Hälfte 2017 bevor. Zahlreiche Milliardendeals sind in der Mache. Hauptgrund für den relativ niedrigen Transaktionswert ist das Ausbleiben von Deals über 1 Mrd. Euro.wb Frankfurt – Ruhe vor dem Sturm: Finanzinvestoren haben in den ersten sechs Monaten 2017 zwar zahlreiche kleinere und mittlere Transaktionen abgeschlossen, doch Milliarden-Deals machen sich rar. Dabei stand die im ersten Anlauf gescheiterte öffentliche Übernahme des Pharmakonzerns auf der Agenda: Mit über 5,3 Mrd. Euro kann es sich – so der zweite Versuch von Bain und Cinven gelingt – um den bisher größten Buy-out hierzulande überhaupt handeln. Und es stehen weitere große Deals auf der Agenda.Die Zahl der Transaktionen von Finanzinvestoren in Deutschland ist im ersten Halbjahr laut der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY im Vergleich zur Vorjahreszeit von 65 auf 91 gestiegen. Seit 2008 wurde nur im zweiten Semester 2016 eine höhere Schlagzahl erreicht. Gleichwohl blieb der Wert mit 5,3 Mrd. Euro nur leicht über dem Niveau der Vorjahreszeit und macht damit ein Drittel des Rekordes von 15,8 Mrd. Euro aus der zweiten Hälfte 2016 aus. Hauptgrund für diesen niedrigen Wert ist das Ausbleiben einer Großtransaktion mit über 1 Mrd. Euro – das gab es zuletzt 2011. Größter Deal ist 2017 bisher der Trafobauer SGB, den BC Partners für 700 Mill. Euro an One Equity Partners verkaufte, und die Beteiligung von 20 % am Prothesenhersteller Otto Bock, die EQT 630 Mill. Euro wert ist. Viel in der PipelineAlexander Kron, Leiter Transaction Advisory Services von EY im deutschsprachigen Raum, wertet die verhältnismäßig niedrigen Transaktionswerte nicht als Zeichen für Marktschwäche. Er erwartet, dass sich dies im zweiten Halbjahr ändert: “Das dürfte die Ruhe vor dem Sturm sein. Wir sehen eine sehr hohe Aktivität auf dem Markt mit mehreren Milliardentransaktionen in der Pipeline.”In Tat ist einiges in Vorbereitung. Bei Stada geht es um alles. Goldman Sachs leitet die Auktion für den Energiekostenableser Ista, wo es um mehr als 4,5 Mrd. Euro in einem Tertiary Buy-out geht. Die Entscheidung über den Verkauf von Techem in einer ähnlichen Preisklasse soll wie berichtet in Kürze fallen. Des Weiteren wird, wie in Finanzkreisen zu hören ist, ein zweigleisiges Verfahren – Verkauf oder IPO – für Ceramtec gefahren. Den Hersteller technischer Keramik hatte Cinven 2013 für 1,5 Mrd. Euro erworben, sie soll mehr als 2 Mrd. Euro verlangen. Neben Finanzinvestoren (gemunkelt wird über Permira, BC Partners und Partners Group) sollen auch Chinesen dran sein. Ebenfalls “Dual Track” gibt es für Befesa, die Triton 2013 für 1,1 Mrd. Euro gekauft hatte. Das spanische Unternehmen hat wesentliche Aktivitäten im Metallrecycling in Deutschland. Hier sollen CVC, Blackstone und Access Industries Interesse bekundet haben. Die Bewertung wird auf 1,5 Mrd. Euro taxiert. Citi und Goldman beraten. Bei Constantia Flexibles, deren IPO Ende 2013 geplatzt war und die für 2,3 Mrd. Euro an Wendel Investissements ging, soll die Sparte Labels für etwa 1 Mrd. Euro zum Verkauf stehen. Hier ist Goldman Sachs aktiv, ist zu hören. Und Dievini, die Investmentgesellschaft von SAP-Gründer Dietmar Hopp, lote den Verkauf des Medizinpflasterherstellers LTS Lohmann aus. Diese Beteiligungsgesellschaft hatte vor drei Jahren die ihr noch nicht gehörenden Anteile von Novartis und BWK erworben. Das Unternehmen aus Andernach wurde damals mit 1,2 Mrd. Euro bewertet.Noch Zukunftsmusik sind mögliche Verkäufe nach der Übernahme von Linde durch Praxair. Bayer hatte die Prozesse für Radiologie und Dermatologie gestoppt.Auch die Exits gingen in den ersten sechs Monaten zurück: von 50 auf 46. Ihr Wert brach gar von 9,7 Mrd. auf 2,6 Mrd. Euro ein. So fanden die Private-Equity-Firmen insbesondere unter den strategischen Investoren weniger Abnehmer: Die Verkäufe sanken von 36 auf 28. Secondary Buy-outs stiegen von 13 auf 18. Entsprechend entwickelten sich auch die Erlöse, die bei Verkäufen an strategische Investoren von 8,0 Mrd. auf 0,9 Mrd. Euro einbrachen. Bei Secondaries stiegen sie leicht auf 1,7 Mrd. Euro. Zudem gab es im bisherigen Jahresverlauf keinen Börsengang eines von einem Finanzinvestor gehaltenen Unternehmens.