Probiodrug sucht frische Mittel
Die 2014 an die Amsterdamer Börse gegangene Biotechfirma Probiodrug muss zwar einen Verlust von der Hälfte des Grundkapitals einräumen. Das Unternehmen aus Sachsen-Anhalt ist aber noch bis Ende September 2019 finanziert. Der Vorstand sucht nun frische Mittel – ob bei Partnern oder an der Börse,wb Frankfurt – Der Vorstand der Probiodrug AG aus Halle muss einen absehbaren Verlust anzeigen, der mehr als die Hälfte des Grundkapitals vernichtet. Das biopharmazeutische Unternehmen, bisher ohne Umsatz, entwickelt neuartige therapeutische Lösungen zur Behandlung von Alzheimer und ist seit 2014 an der Euronext in Amsterdam notiert.Aus Sicht des Managements ist die Anzeige ein Non-Event, denn dafür seien “planmäßige operative Verluste” verantwortlich. Diese resultieren im Wesentlichen aus dem Geschäftsbetrieb der Gesellschaft als einem sich noch entwickelnden Biotech-Unternehmen mit seinem Alzheimer-Programm, das sich auf eine Phase-2b-Kernprogrammstudie vorbereite, die offenbar aufgrund mangelnder finanzieller Mittel nicht beginnt.Die vorhandenen finanziellen Ressourcen sollen ausreichen, um die operative Tätigkeit bis zum Ende des dritten Quartals 2019 zu finanzieren. Das neue Management fokussiere sich aber auf die Stärkung der finanziellen Basis. In Kürze soll eine Hauptversammlung einberufen werden. CEO Ulrich Dauer bezifferte im Gespräch mit der Börsen-Zeitung den Mittelbedarf auf etwa 25 Mill. Euro. Der Börsenwert liegt bei 20 Mill. Euro. Zur Jahresmitte war die Cash-Reserve von 10,3 Mill. auf 6,7 Mill. Euro geschrumpft. Dauer, der im April an die Spitze getreten war und zuvor 14 Jahre für die börsennotierte 4SC als CEO tätig war, legt sich noch nicht fest, ob der Kapitalmarkt angezapft wird oder Mittel über Partnerschaften/Investoren besorgt werden sollen. Der Streubesitz liege bei etwa 40 %.Der operative Verlust war in der ersten Jahreshälfte 2018 um ein Drittel auf 4,1 Mill. Euro gedrückt worden, was auf halbierte Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen zurückgeführt wurde. Der führende Produktkandidat von Probiodrug habe eine Phase-2a-Studie abgeschlossen. Die Pipeline umfasse daneben auch einen spezifischen monoklonalen Antikörper, der sich in der präklinischen Entwicklung befinde. Und man verfüge über 135 Patentfamilien.Probiodrug, die als eines der ganz wenigen Unternehmen mit einer erfolgversprechenden Alzheimer-Studie gelte, hatte beim Börsengang (mit dem Bankhaus Kempen) 23 Mill. Euro vereinnahmt. Die zu je 15,25 Euro ausgegebene Aktie brach jetzt um 11 % auf 2,63 Euro ein. Für CEO Dauer kommt es angesichts des Kursrückgangs seit Mai darauf an, wieder Vertrauen zurückzugewinnen, wie er sagt. Belastet werde Probiodrug davon, dass mehr als 99 % der Alzheimer-Studien von Konkurrenten gescheitert seien. Von neueren Ergebnissen des US-Konzerns Biogen, der auch an Probiodrug beteiligt ist, erhofft sich Dauer Auftrieb für die eigene Forschung. Das Unternehmen wurde 1997 in Halle gegründet und arbeitet an Medikamenten, die die Alzheimer-Krankheit lindern oder den Fortschritt der Demenz bremsen sollen. Bis neue Medikamente zugelassen werden, sind Studien in mehreren Stufen vonnöten. Sie finden zum Teil an der Universität Amsterdam statt – dies war ein Grund für die Wahl des Börsenplatzes. Investoren sind etwa BB Biotech, Edmond de Rothschild und Biogen, die schon bis zum Börsengang 71 Mill. Dollar als Anschubfinanzierung gestellt hatte.