Prognose von Hapag-Lloyd wackelt
Die Coronakrise wird sich im laufenden Quartal bei Hapag-Lloyd deutlich bemerkbar machen. Die Reederei zieht das Erreichen der Jahresprognose stärker in Zweifel. Anleger lassen sich davon nicht schrecken: Die Aktie stieg am Freitag um 12,7% auf 186,60 Euro. Seit Jahresbeginn hat sich der Kurs mehr als verdoppelt. ste Hamburg – Die Containerreederei Hapag-Lloyd stellt ihre Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr in Anbetracht der Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie verstärkt in Frage. Das Hamburger Unternehmen erklärte am Freitag bei der Vorlage des Zwischenberichts zum 31. März, dass das obere Ende der in Aussicht gestellten Bandbreiten beim operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) von 1,7 Mrd. bis 2,2 (i. V. 2,0) Mrd. Euro und beim Betriebsergebnis (Ebit) von 0,5 Mrd. bis 1,0 Mrd. (811 Mill.) Euro aus heutiger Sicht kaum realisierbar sein werde, wenn es nicht zu einer früheren und stärkeren Erholung der Nachfrage nach Containertransportleistungen als in Marktstudien kommen sollte. Der jüngste Finanzbericht der weltweit fünftgrößten Containerreederei verweist auf Schätzungen des Branchendienstes Clarksons von April, die von einem Rückgang der globalen Containertransportmenge um 10,6 % in diesem Jahr ausgehen.Die Hapag-Prognose berücksichtigt zusätzliche Einsparmaßnahmen, die während der Coronakrise zu Entlastungen bei den Kosten für Handling und Transport von Containern, den Kosten für das Equipment sowie Schiffssystem- und Overhead-Kosten führen sollen. Die Reederei strebt an, die Kosten um einen mittleren dreistelligen Millionen-Dollar-Betrag zu senken. Die im Zuge des 2017 vollzogenen Zusammenschlusses mit der Reederei UASC bis 2021 in Aussicht gestellten Einsparungen von 350 bis 400 Mill. Dollar pro Jahr wurden zum Großteil bereits 2019 erreicht.Die Prognose für 2020 steht zudem unter der Prämisse, dass der Höhepunkt der Pandemie im zweiten Quartal erreicht wird und sich die Weltwirtschaft vom zweiten Halbjahr an graduell erholt. In den ersten drei Monaten verbuchte Hapag dank Rückenwind zu Beginn des Jahres um 9,2 % auf 3,3 Mrd. Euro erhöhte Umsätze. Dabei stieg die Transportmenge um 4,3 % auf mehr als 3 Mill. Standardcontainer (TEU), die durchschnittliche Frachtrate verbesserte sich verglichen mit dem Vorjahr um 1,4 % auf 1 094 Dollar je TEU. Auch ein im Verhältnis zum Euro stärkerer Dollar förderte das Wachstum.Allerdings kletterten die Transportkosten überproportional zu den Erlösen um 12,9 %, vor allem aufgrund gestiegener Bunkerverbrauchspreise. Durch die höheren Bunkerpreise infolge der neuen IMO- 2020-Klimaschutzvorgaben sowie negative Bewertungseffekte für Bunkerbestände im Zuge des Preisverfalls von Rohöl zum Quartalsende blieben Ebitda und Ebit im Quartal mit 517 (556) Mill. Dollar bzw. 176 (243) Mill. Dollar unter den jeweiligen Vorjahreswerten. Das Periodenergebnis sank auf 25 (96) Mill. Euro.Die Reederei, die laut Vorstandschef Rolf Habben Jansen vom zweiten Quartal an mit “sehr deutlichen Auswirkungen” der Pandemie rechnet, reduziert seit Februar in Abstimmung mit den Partnern des Bündnisses THE Alliance die eingesetzte Schiffskapazität und setzt temporär Dienste aus. Beobachter erwarten, dass alle drei Reederallianzen im Mai und Juni Kapazitäten auf den wichtigen Routen von und nach Asien um mindestens 20 % reduzieren.Zur Sicherung der Liquidität stehen bei Hapag-Lloyd die Investitionen auf dem Prüfstand. Der Konzern sieht von Schiffsneubestellungen aktuell ab. Die Liquiditätsreserve, die sich Ende März auf gut 1,1 (1,06) Mrd. Euro belief, liege auf gutem Niveau, so die Reederei. – Wertberichtigt Seite 6