ProSieben will hohes Tempo halten
Jahresziele, Mittelfristpläne bis 2015 und nun noch ein neuer Ausblick bis 2018: Die Sendergruppe ProSiebenSat.1 hat in den vergangenen Jahren starkes Wachstum gezeigt und will das Tempo auch künftig halten. Mit Blick auf die Entwicklung des bereinigten Konzernüberschusses bleibt das MDax-Unternehmen aber zurückhaltend.jur München – Die Sendergruppe ProSiebenSat.1 nimmt den Capital Markets Day zum Anlass, bei ihrer aktuellen Mittelfristprognose bis 2015 noch einen Schnaps draufzulegen. Bis in zwei Jahren soll der Umsatz, der zum Ende 2012 bei 2,36 Mrd. Euro lag, auf 2,85 Mrd. Euro angeschwollen sein. Gegenüber den Planungen aus dem Jahr 2011 entspricht der Schnaps damit einem zusätzlichen Umsatz von 200 Mill. Euro, der vor allem im Digitalgeschäft generiert werden soll. Diese Nachricht kommt insoweit nicht wirklich überraschend, als bis zum ersten Halbjahr 2013 mit 72 % bereits ein Großteil des geplanten Umsatzwachstums eingefahren wurde. Ein Update der Ziele wurde von Konzernchef Thomas Ebeling für den Analystentag bereits angekündigt.Anders sieht das aber mit dem neuen Sechsjahresplan aus, den die Sendergruppe am Dienstag präsentierte und der auf Basis der Zahlen für 2012 die Entwicklung bis 2018 vorzeichnen soll. 1 Mrd. Euro zusätzlichen Umsatz verspricht Ebeling bis dahin, was einem jährlichen Umsatzwachstum von 6,1 % entspricht. Starker Treiber hinter den neuen Zielen soll weiterhin das Digitalgeschäft sein, mit dem ProSiebenSat.1 bereits die vergangenen Jahre große Zuwächse verzeichnen konnte. Das Segment Digital & Adjacent, in dem das Unternehmen Online-Angebote wie E-Commerce, Games, Musik, Video on Demand und das Venture-Capital-Geschäft mit Online-Start-ups gebündelt hat, soll 2018 rund 28 % des Umsatzes beitragen, sich also im Anteil gegenüber 2012 glatt verdoppeln. Auf Kosten der MargeDiese Strategie geht allerdings auf Kosten der Marge. Denn gemessen am Betriebsergebnis (Recurring Ebitda) in Relation zum Umsatz ist das TV-Geschäft der Sendergruppe eindeutig Spitze mit einer Marge von 30,4 % für das erste Halbjahr 2013. Das Digitalgeschäft kam im gleichen Zeitraum gerade mal auf 21,1 %. Wenn nun dieser Teilbereich des Unternehmens den großen Umsatzschub bis 2018 leisten soll, ist es nur folgerichtig, dass die erwartete Umsatzrendite bezogen auf die 1 Mrd. Euro zwischen 20 und 25 % angegeben wird. Auch wenn der Konzernchef betont, dass man bei Digital & Adjacent Margen erzielen wolle, die “Best in Class” seien, und man sowieso den Fokus auf absolute Zahlen und Gewinnbeiträge lege.Erstmals nennt ProSiebenSat.1 auch längerfristige Ziele zur geplanten Entwicklung des um Sondereffekte bereinigten Konzernüberschusses (Underlying Net Income), der dem Unternehmen als Basis für die Bemessung der Ausschüttung an die Aktionäre dient. Alte und neue Dividendenpolitik bleibt eine Ausschüttung von 80 bis 90 % dieser Gewinngröße, betont Finanzvorstand Axel Salzmann. Die neue Mittelfristplanung bis 2018 sieht vor, dass der bereinigte Konzernüberschuss schneller steigen wird als der Umsatz, sprich um mehr als 6 % pro Jahr, betont der CFO. Damit ist die Sendergruppe aber recht konservativ unterwegs, wurden doch in den letzten Jahren deutlich höhere Wachstumsraten erzielt. Im Gesamtjahr 2012 stiegt der bereinigte Überschuss um 30,5 %, im ersten Halbjahr 2013 wurde ein Plus von 10,2 % erreicht.Offenherzig zeigt sich Salzmann auch mit Blick auf die zu erwartende Entwicklung des Free-Cash-flow. Dieser soll bis 2018 ebenfalls um mehr als 6 % pro Jahr zulegen, kleinere Zukäufe im Digitalgeschäft, die das Unternehmen plant, seien da schon mit eingerechnet.Die Transparenzoffensive mit Blick auf den neuen Zeithorizont, aber auch Gewinn- und Cash-flow-Schätzungen kommen zu einer Zeit des Umbruchs im Aktionärskreis bei ProSiebenSat.1. Die beiden Private-Equity-Investoren KKR und Permira, die über Jahre 44 % des Grundkapitals gehalten haben, wollen sich von ProSieben nun trennen. In einem ersten großen Deal haben sie ihren Anteil bereits im September auf 33 % reduziert, damals allerdings auch eine Haltefrist von 90 Tagen für die verbliebenen Anteile vereinbart.