ProSieben zeigt sich zuversichtlich
jh München – Der Vorstand von ProSiebenSat.1 verbreitet Zuversicht für die zweite Jahreshälfte. Doch an der Börse verpuffte dies zum Wochenschluss: Der Aktienkurs des Fernseh- und Internetkonzerns kam unter die Räder und sackte zeitweise um fast 15 % ab – auf den tiefsten Stand seit Ende April. Begründen lässt sich dies zum einen mit dem Nettoverlust von 54 Mill. Euro im zweiten Quartal. Zum anderen fehlt nach wie vor ein konkreter Ausblick für das gesamte Geschäftsjahr. Die Unsicherheit bleibt.Der Vorstandssprecher Rainer Beaujean begründet seinen Optimismus mit zunehmenden Anzeichen für eine Erholung der Konjunktur in Deutschland. Für ProSiebenSat.1 schlägt sich dies in einem abgeschwächten Rückgang der für den Umsatz und noch stärker für den Gewinn wichtigen Werbeerlöse nieder: Für August zeichne sich ein Minus von rund 10 % ab, berichtete Beaujean. Für Juli rechnet er mit etwas weniger als 20 %. Im zweiten Quartal spiegelt der Umsatzrückgang des Unterhaltungssegments von 34 % auf 398 Mill. Euro “nahezu ausschließlich” die geringeren Werbeerlöse wider. Im April waren sie sogar um 40 % abgestürzt. Der Konzernerlös fiel in den drei Monaten von April bis Juni um ein Viertel auf 709 Mill. Euro.Die Analysten des Bankhauses Lampe halten die Aussagen zum aktuellen Werbegeschäft für “ein Licht am Horizont”. Barclays bewertet den Ausblick ebenfalls positiv.Beaujean kündigte allerdings an, es werde nicht möglich sein, bis zum Jahresende den von der Coronakrise verursachten Rückstand im Ergebnis aufzuholen. Dennoch seien die Monate September bis Dezember entscheidend für die Geschäftsentwicklung im gesamten Jahr. In den vier Monaten erwirtschaftete das Unternehmen bisher rund die Hälfte des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). In den ersten sechs Monaten rutschte diese Größe um mehr als die Hälfte auf 180 (i. V. 403) Mill. Euro ab. Dennoch hält Warburg Research die Profitabilität von ProSiebenSat.1 für solide. Kaum StornierungenAbgesehen von “ein paar Themen” in der Tourismusbranche hätten Werbekunden Aufträge nicht storniert, sondern nur verschoben, sagte Beaujean der Börsen-Zeitung. Auf der anderen Seite habe das Unternehmen neue Kunden für die zweite Jahreshälfte gewonnen. Als Beispiele nannte er Reklame für neue Elektroautos, Spielekonsolen und Telefontarife.Dass er trotz der “Besserungstendenzen” und eines “konsequenten Kostenmanagements” einen Verlust für das zweite Halbjahr nicht ausschließt, begründet Beaujean allein mit den Unsicherheiten wegen der Pandemie: “Das ist das Hauptproblem.” Er verweist auf die Schätzungen von Analysten, die keinen Verlust für das zweite Halbjahr erwarteten. Ende August werde das Bild klarer sein. Eine Jahresprognose kündigte er zur Veröffentlichung der nächsten Quartalszahlen am 5. November an.