Medienkonzern

ProSiebenSat.1-CEO setzt auf Joyn

Die Senderkette ProSiebenSat.1 steht vor einem größeren Stellenabbau und führt dazu Gespräche mit dem Betriebsrat. Strategisch setzt der neue Chef Bert Habets große Hoffnungen auf die Streaming-Plattform Joyn.

ProSiebenSat.1-CEO setzt auf Joyn

ProSiebenSat.1 setzt den Rotstift an

Stellenabbau geplant – Bei Joyn ist Gewinn „Langfrist-Ziel“

lis Frankfurt

Die Senderkette ProSiebenSat.1 steht vor einem größeren Stellenabbau, bei dem wohl mindestens mehrere hundert Jobs wegfallen könnten. „Die Verkleinerung, auf die wir uns vorbereiten, ist umfangreicher als die früheren Umstrukturierungen, die wir in unserer Gruppe hatten“, sagte Konzernchef Bert Habets am Dienstagabend vor Journalisten in Frankfurt. Zuletzt seien 2019 etwa 120 Vollzeitstellen weggefallen. „Wir wollen vor allem da Kosten einsparen, wo es Redundanzen gibt und dadurch Prozesse verzögert werden.“

Unter anderem liege das an der Komplettübernahme der Streaming-Plattform Joyn mit 500 Mitarbeitern: Durch die Integration komme es zu Doppelungen. Im Produktionsbereich des Unterhaltungsgeschäftes seien keine Kosteneinsparungen geplant, sagte der Manager. Stand Ende März zählte der Fernsehkonzern 7.385 Vollzeitstellen. Die Gespräche mit dem Betriebsrat laufen, es stehe ein „schwieriger Sommer“ bevor, wenn man die Redimensionierung umsetzen werde. Habets, der den Konzern seit November letzten Jahres führt, will mit niedrigeren Kosten und einer Fokussierung auf das Unterhaltungsgeschäft die Ergebnisentwicklung ankurbeln, die zuletzt unter der Flaute im TV-Werbegeschäft gelitten hatte.

Kooperationen geplant

Große Hoffnungen setzt ProSiebenSat.1 auf die Streaming-Plattform Joyn. Sie soll ihre monatliche Reichweite von vier Millionen Nutzern in eineinhalb bis zwei Jahren etwa verdoppeln. Joyn bleibe in dieser Zeit weitgehend kostenlos, sagte Habets. Danach werde man prüfen, wie man mehr Geld damit verdienen könne. Am Anfang stehe Wachstum im Vordergrund, Gewinn zu machen sei eher ein langfristiges Ziel. „Wir müssen es erst schaffen, dass die Leute Joyn mögen, bevor wir über Profitabilität nachdenken“, so der ProSiebenSat.1-Chef. Er bekräftigte, dass es Kooperationen mit Partnern geben soll, etwa mit den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF.

Größter Investor bei den Unterföhringern ist die italienische MFE – Media for Europe, die von der Familie des jüngst verstorbenen Silvio Berlusconi kontrolliert wird. Nummer 2 ist die tschechische PPF-Gruppe der Milliardärin Renata Kellnerova. Beide Aktionäre stünden klar hinter der Strategie, Unterhaltung noch stärker in den Mittelpunkt zu rücken, betonte Habets.

Wie sich der Tod von Berlusconi auswirken könne, hänge davon ab, was dessen fünf Kinder letztlich entschieden. „Alles, was wir dazu sagen können, wäre spekulativ“, betonte der Manager. „Aber die Tatsache, dass es eine neue Dynamik geben wird, ist für jeden klar.“

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