Medienbranche

ProSiebenSat.1 dämpft Gewinnerwartungen

Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 muss wegen der verhaltenen Konsumlaune deutscher Verbraucher seine Ergebnisprognose eindampfen.

ProSiebenSat.1 dämpft Gewinnerwartungen

Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 hat seine Erwartungen für das Gesamtjahr wegen des Rückgangs der TV-Werbeerlöse zurückgeschraubt. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte den angepeilten Zielwert von 575 Mill. nicht erreichen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Finanzvorstand Martin Mildner sagte: „Der für unser TV-Werbegeschäft entscheidende private Konsum hat sich nicht so positiv entwickelt wie von uns zu Jahresbeginn erwartet.“

An der Börse konnte die Aktie dennoch um gut 3% zulegen. Allerdings hatte das Papier am Mittwoch wegen der schwachen Zahlen der Konkurrentin RTL Group fast 7% an Wert verloren und war auf den tiefsten Stand seit 2009 gefallen. Trotz der Erholung nach den am Donnerstag vorgelegten Zahlen gab der Kurs von ProSiebenSat.1 in den vergangenen zwölf Monaten um fast 13% nach.

Der Konzernumsatz fiel im dritten Quartal um 1% auf 882 Mill. Euro, der operative Gewinn sank im Jahresvergleich um 6% auf 104 Mill. Euro. Wegen der andauernden Wirtschaftsflaute und der Konsumzurückhaltung der Verbraucher investieren die Unternehmen weniger in TV-Werbung.

Dieses margenstarke Geschäft dürfte sich auch im laufenden Quartal rückläufig entwickeln, teilte ProSiebenSat.1 weiter mit. Zudem blieb der Umsatz im Segment Dating & Video wegen des „herausfordernden und sehr wettbewerbsintensiven Marktumfelds“ auch im dritten Quartal deutlich unter Vorjahr.

Flaconi-Verkaufsgespräche kommen voran

Weiter gewachsen sind dagegen die digitalen und smarten Werbeumsätze, vor allem dank der Streamingplattform Joyn. Auch die Online-Shops und Plattformen steigerten ihre Umsätze deutlich, besonders der Online-Parfümhändler Flaconi. ProSiebenSat.1 will Flaconi und die Vergleichsplattform Verivox verkaufen und das Geld in Joyn, ins Programm und in den Abbau seiner Schulden investieren. Das Unternehmen schreitet nach eigenen Angaben „in den Gesprächen mit interessierten Parteien voran“.

ProSiebenSat.1 peilt weiterhin einen im Vergleich zum Vorjahr leicht steigenden Konzernumsatz von rund 3,95 Mrd. Euro an – das wären 100 Mill. mehr als im Vorjahr. Aber „aufgrund der sich verstärkt eintrübenden Entwicklung des TV-Werbemarkts erwartet ProSiebenSat.1 derzeit ein bereinigtes Ergebnis unter 575 Mill. Euro“ und damit ein Ergebnis unter Vorjahr. Die untere Grenze der Zielbandbreite von 525 Mill. Euro bekräftigte das Unternehmen.

Die ProSiebenSat.1-Anteile entwickelten sich zuletzt besser als die RTL-Papiere. Der Börsenwert der Bertelsmann-Tochter sackte seit dem November 2023 um 27% auf 3,7 Mrd. Euro ab. Zum Vergleich: ProSiebenSat.1 ist an der Börse nur noch 1,13 Mrd. Euro wert und damit nur noch einen Bruchteil des Rekordwerts von rund 11 Mrd. Euro im November 2015. Kurz danach wurden die Aktien in den Dax aufgenommen – auch diese Zeiten sind längst vorbei. Inzwischen sind die Münchener nur noch im Kleinwertesegment SDax gelistet.