Medienkonzern

ProSiebenSat.1 kürzt Dividende und verpflichtet neuen CFO

Der schwache Werbemarkt hat ProSiebenSat.1 im abgelaufenen Geschäftsjahr stark belastet. Nun kürzt der Medienkonzern die Dividende drastisch und beruft einen neuen Finanzvorstand.

ProSiebenSat.1 kürzt Dividende und verpflichtet neuen CFO

Massive Dividendenkürzung und ein neuer Finanzchef, Gewinn- und Umsatzrückgang, dazu Ärger mit der Staatsanwaltschaft. ProSiebenSat.1 hat die Investoren am Donnerstagabend mit vielen Nachrichten überrascht. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen der Hauptversammlung 2023 eine Dividende von 5 Cent je Aktie nach 80 Cent je Aktie im Vorjahr vor. Das Volumen würde damit von 181 Mill. Euro auf nur noch 11 Mill. Euro sinken.

ProSiebenSat.1 legte auch seine Geschäftszahlen für 2022 vor. Demnach sank der Umsatz wegen schwacher Werbemärkte um 7,4% auf 4,16 Mrd. Euro und der operative Gewinn (bereinigtes Ebitda) fiel um fast 20% auf 678 Mill. Euro. Für dieses Jahr setzt der Konzern auf einen stagnierenden Umsatz von 4,1 Mrd. Euro, der um 150 Mill. Euro nach oben oder unten abweichen könne. Der operative Gewinn dürfte auf etwa 600 Mill. Euro sinken.

Zudem trennt sich ProSiebenSat.1 mit sofortiger Wirkung und in gegenseitigem Einvernehmen von Finanzchef Ralf Gierig. Der 57-Jährige war seit über 20 Jahren beim Unternehmen und seit Anfang 2022 im Vorstand. Sein Nachfolger soll zum 1. Mai Martin Mildner werden. Der 53-Jährige war zuletzt Finanzvorstand von United Internet. Er habe die Konzerntochter Ionos erfolgreich an die Börse gebracht, erklärte ProSiebenSat.1. Dies könnte daraufhin hindeuten, dass Mildner die Dating-Sparte des TV-Konzerns, die Parship Meet Group, an die Börse bringen soll, wenn sich die Lage am Kapitalmarkt beruhigt hat. Dieses Vorhaben liegt seit dem Ukraine-Krieg auf Eis.

Verlässt ProSiebenSat.1 nach mehr als 20 Jahren: Ralf Gierig
Quelle: Seven One/Robert Brembeck

Für Probleme sorgten zuletzt regulatorische Fragen zum Geschäft der Gutschein-Tochter Jochen Schweizer Mydays. Deshalb hatte ProSiebenSat.1 seine Bilanz-Vorlage verschieben müssen und wäre fast vorübergehend aus dem MDax geflogen. Es war die Frage aufgekommen, inwieweit Teile der Geschäftstätigkeit von Jochen Schweizer und Mydays unter das sogenannte Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG) fallen. Nun hieß es, das Produktangebot wurde im März angepasst und könnte ohne Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) weiter betrieben werden.

Abstimmung mit der BaFin

Derzeit stimmten beide Firmen Details mit der BaFin ab, um die Gutscheinprodukte abzuwickeln, die vor der Angebotsanpassung ausgegeben wurden und einer Erlaubnis der BaFin nach dem ZAG bedurften. “Gleichzeitig läuft aktuell bei ProSiebenSat.1 eine unabhängige interne Untersuchung durch eine externe Rechtsanwaltskanzlei mit dem Ziel, etwaiges Fehlverhalten aufzuklären”, erklärte der Fernsehkonzern. “Zudem hat die Staatsanwaltschaft München I einen Beobachtungsvorgang eingeleitet.” ProSiebenSat.1 und die betroffenen Töchter kooperierten umfassend mit den zuständigen Behörden. “Die möglichen finanziellen Belastungen für den Konzern im Zusammenhang mit den behördlichen Untersuchungen sind derzeit noch nicht abschätzbar, könnten aber erheblich sein.”

Konzernchef Bert Habets betonte, man arbeite intensiv daran, das “Entertainment-Geschäft rund um die Streaming-Plattform Joyn mit voller Kraft voranzubringen”. Man habe ein striktes Kostensenkungsprogramm gestartet. Zugleich schlage man den Aktionären für 2022 eine deutlich reduzierte Dividende vor und wolle künftig die generelle Dividendenpolitik flexibler gestalten. “All das ist der Grundstein einer sicheren und erfolgreichen Zukunft unseres Unternehmens.”

Ende März hatte der Konzern überraschend den Abbau von Arbeitsplätzen angekündigt, aber keine konkrete Zahl genannt. Wegen der Verzögerung der Bilanz-Vorlage findet die eigentlich für den 2. Mai geplante Hauptversammlung nun am 30. Juni statt. Zudem sollen die Zahlen für das erste Quartal erst Ende Mai veröffentlicht werden.