Medienkonzern

ProSiebenSat.1 vertraut auf Jahresendspurt

Der Vorstandsvorsitzende Bert Habets erhofft sich eine Erholung des wichtigen TV-Werbegeschäfts. Die letzten vier Monate eines Jahres sind entscheidend.

ProSiebenSat.1 vertraut auf Jahresendspurt

ProSiebenSat.1 vertraut auf Jahresendspurt

Vorstandschef Habets erhofft sich Erholung des Werbegeschäfts in entscheidenden letzten vier Monaten

jh München

Im ersten Halbjahr 2023 hat sich das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) von ProSiebenSat.1 halbiert, der Umsatz ist um 15% gesunken. Dennoch hält der Vorstand um den Vorsitzenden Bert Habets an der Vorhersage fest, in diesem Jahr ein Ergebnis in etwa auf Vorjahreshöhe zu erreichen und bestenfalls sogar zu übertreffen. Er stützt sich auf die Prognosen von Wirtschaftsforschern, die mit einer Konjunkturbelebung rechnen. Das hochprofitable Geschäft mit Fernsehwerbung ist eng damit verbunden.

Zudem wies der Chef des Medien- und Internetkonzerns in einer Telefonkonferenz mit Journalisten darauf hin, dass sich die Stimmung der Konsumenten in Deutschland verglichen mit der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres erheblich verbessert habe. Auch die Werbekunden seien etwas zuversichtlicher geworden, fügte er hinzu. Hinzu komme eine niedrige Vergleichsbasis, da das Werbegeschäft im Schlussquartal 2022 recht schwach war. Habets betonte, die letzten vier Monate eines Jahres seien für den Umsatz und das Ergebnis im gesamten Jahr entscheidend. Wegen der Weihnachtszeit ist es die mit Abstand erlös- und ertragreichste Saison.

Wie dieses Geschäft laufen werde, werde erst später abzusehen sein. Analysten wie die von J.P. Morgan halten eine starke Erholung des Werbegeschäfts für fraglich. In den saisonal schwachen Monaten Juli und August seien die Werbeerlöse mit einer einstelligen Rate weiter gesunken, berichtete Habets. Im zweiten Quartal gingen die Werbeerlöse im größten Segment, dem Unterhaltungsgeschäft, um 9% zurück, nachdem sie im ersten Quartal um 12% gefallen waren. Habets sprach vom vierten Jahr in Folge in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld.

Stellenabbau kostet

Bereinigt um Portfolio- und Währungseffekte sank der Konzernumsatz von April bis Juni um 10% auf 868 Mill. Euro. Das Ebitda ohne Sondereffekte halbierte sich auf 79 Mill. Euro im Quartal und auf 133 Mill. Euro im Halbjahr. Ziel für das gesamte Jahr sind 550 Mill. bis 650 Mill. Euro nach vergleichbaren 623 Mill. Euro im Vorjahr. Für den Umsatz strebt der Vorstand knapp 4 Mrd. bis 4,25 (i.V. 4,02) Mrd. Euro an.

In der Ergebnisprognose sind Kosten von 69 Mill. Euro für die von Habets angestoßene Neuorganisation des Unternehmens enthalten, die in der ersten Jahreshälfte entstanden sind. Damit verbunden ist ein Abbau von 400 der rund 4.000 Arbeitsplätze in Deutschland. Von den verringerten Personal- und Sachkosten erhofft sich der Vorstand vom nächsten Jahr an eine Kostenersparnis von brutto rund 100 Mill. Euro. Habets betonte, netto werde der Betrag wegen der erwarteten Inflation der Lohn- und Materialkosten niedriger sein.

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