mic München – Ungeachtet der gesamtwirtschaftlichen Bremsspuren will der Medienkonzern ProSiebenSat.1 seine Wachstumsziele übererfüllen. Vorstandsvorsitzender Thomas Ebeling kündigte beim Kapitalmarkttag des Unternehmens an, die Prognose 2015 werde bereits Ende 2014 erreicht. Mittelfristig will Ebeling das hohe Tempo ebenfalls halten: “Auch in Bezug auf das Jahr 2018 eilen wir unseren Zielsetzungen voraus.”Unterstützung kann der Vorstandschef dabei durch eine aggressivere Akquisitionsstrategie erwarten. Denn ProSiebenSat.1 kündigte an, vor allem im Digitalbereich auch größere arrondierende Zukäufe zu wagen. Bisher war eher von kleineren Akquisitionen die Rede gewesen. Keine Sorge um KonjunkturDer erweiterte M & A-Ansatz zielt auf Partnerschaften mit finanziellen oder strategischen Teilhabern im Internet-Handelsgeschäft. Bei Online-Spielen kann sich der Vorstand Fusionen vorstellen. Darüber hinaus soll im digitalen Fernsehgeschäft die regionale Expansion vorangetrieben werden. Finanzvorstand Axel Salzmann detaillierte, im vergangenen Jahr habe man 70 Mill. Euro für Firmenkäufe ausgegeben. Aktuell seien es bisher 150 Mill. Euro.Das Digitalgeschäft ist nach Meinung des Vorstands bereits stärker international ausgerichtet. Darum soll die AG in eine europäische Aktiengesellschaft umgewandelt werden. Über den Wechsel in eine SE wird die Hauptversammlung am 21. Mai nächsten Jahres entscheiden.Die wesentlich pessimistischeren Konjunkturprognosen der vergangenen Tage hat der Vorstandsvorsitzende zwar registriert, jedoch zeigte er sich nicht irritiert. Der TV-Markt sei eng verbunden mit dem privaten Konsum, erläuterte er im Gespräch mit den Analysten. Dieser werde sich im kommenden Jahr positiv entwickeln, weil das individuelle Einkommen sich erhöhe bei sinkender Arbeitslosigkeit. Aus seiner Sicht gilt: “Wenn eine Krise kommt, wird sie schnell überwunden sein.”Angesichts der Konjunktursorgen war der Aktienkurs des Medienkonzerns zuletzt in die Knie gegangen. Er sank von knapp 34 Euro Mitte September auf unter 28 Euro (siehe Grafik). Ebeling sagte, die Bewertung sei im Schnitt der Wettbewerber und spiegle damit die überdurchschnittliche Performance seines Unternehmens nicht wider. Auf die Präsentation am Kapitalmarkttag reagierte der Kurs mit einem Plus von 1,1 % auf 29,07 Euro.Salzmann detaillierte, im laufenden Jahr solle der Umsatz auf 2,85 Mrd. Euro zulegen. Damit wird das Ziel, rund 800 Mill. Euro mehr als im Jahr 2010 zu erlösen, zwölf Monate früher als ursprünglich geplant erreicht. Im Vorjahresvergleich würde dies ein Umsatzplus von 9,4 % bedeuten. Offiziell konkretisierte ProSiebenSat.1 zum Kapitalmarkttag die bisherige Prognose, einen Umsatzanstieg im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich zu erreichen, auf die Vorgabe, im hohen einstelligen Prozentbereich zuzulegen.Ebeling deutete aber implizit an, dass der Konzern eher auf einen prozentual zweistelligen Umsatzanstieg zusteuert. Mit bedeutungsschwangerem Lächeln sprach er von einem “sehr soliden” hohen einstelligen Prozentsatz. Mit Blick auf die Ziele 2018 rechnete Salzmann vor, dass nach einem Viertel der Zeit rund ein Drittel der Vorgaben erreicht sei. Neue digitale WettbewerberDer Wachstumsschub stammt vor allem aus zwei Segmenten. Die Digital-Aktivitäten sollen gut 13 % jährlich zulegen. In der ersten Hälfte 2014 lieferte das Segment ein Fünftel der Umsätze und ein Siebtel des operativen Gewinns. Mit 10 % jährlich sollen die Produktion von Inhalten und die internationale Vermarktung ebenfalls stark expandieren. Aktuell steuert das leicht defizitäre Geschäft knapp 5 % zum Umsatz bei.Ebeling versuchte die Bedenken der Investoren zu zerstreuen, dass neue Wettbewerber das Geschäftsmodell untergraben könnten – schließlich erweitert sich auch in Deutschland die Angebotspalette für Spielfilm-Abrufe per Internet. Die Gefahr eines Einbruchs sei weit geringer als in den USA, sagte der Vorstandschef.—– Wertberichtigt Seite 8