ProSiebenSat.1 will Sky nicht kaufen
jh München
ProSiebenSat.1 ist nicht an dem Bezahlfernsehsender Sky Deutschland interessiert. „Wir sind kein Käufer von Sky“, sagte Finanzvorstand Ralf Gierig der Börsen-Zeitung. „Wir sind fokussiert auf lineares Free-TV und unseren digitalen Footprint mit Joyn.“ Das wollen wir weiterentwickeln. Joyn ist die Streaming-Plattform, die ProSiebenSat.1 nach dem Rückzug des Partners Warner Bros. Discovery seit Ende Oktober allein betreibt.
Wie berichtet, lotet der US-amerikanische Kabelnetzbetreiber Comcast die Möglichkeiten für einen Verkauf von Sky Deutschland aus (vgl. BZ vom 12. November). Damit wurde der Finanzberater PJT Partners beauftragt. Die Preisvorstellung von Comcast soll bei 1 Mrd. Euro liegen. PJT hat eine kurze Präsentation von Sky Deutschland an vermeintliche Interessenten gesendet, darunter nach Brancheninformationen an ProSiebenSat.1.
Doch das Medienunternehmen, wie Sky mit Hauptsitz in Unterföhring bei München, erkennt, wie zu hören ist, keine Synergien zwischen beiden Geschäftsmodellen. Zudem wäre die Finanzierung eines Kaufs von Sky Deutschland ein dicker Brocken und angesichts der aktuellen Lage der Branche den Aktionären kaum zu vermitteln.
Wegen des schwachen Werbegeschäfts als Folge des stark abgekühlten Konsumklimas senkte ProSiebenSat.1 vor knapp drei Wochen die Jahresprognose für Umsatz, Ergebnis und andere Finanzkennzahlen (vgl. BZ vom 30. Oktober). Im dritten Quartal verringerten sich die Werbeerlöse in der wichtigsten Region Deutschland, Österreich, Schweiz um 10%. Das wirkt sich auch auf das Ergebnis aus, da das Werbegeschäft hohe Margen erzielt. Für das aktuelle Quartal mit dem bedeutenden Weihnachtsgeschäft rechnet der Vorstand mit einem Rückgang der Werbeerlöse um 17%. Ein Grund dafür ist, dass die Sendergruppe keine Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft überträgt. Das gilt auch für den Konkurrenten RTL, dessen TV-Werbeumsatz, wie berichtet, im dritten Quartal in gleichem Maß um 10% zurückgegangen ist.
ProSiebenSat.1-Finanzchef Gierig rechnet zumindest für die ersten Monate des nächsten Jahres mit einem „schwierigen Fahrwasser“ für das Werbegeschäft. „Wir sind aber nicht grundsätzlich pessimistisch“, fügte er hinzu. Als Frühzykliker könne das Unternehmen rasch von einer Erholung der Wirtschaft und des Werbemarkts profitieren.
Die aktuelle Konsumschwäche trifft ProSiebenSat.1 doppelt, denn auch das E-Commerce-Geschäft leidet darunter. Im dritten Quartal wurden deshalb in dieser Sparte Wertminderungen von 313 (i.V. 3) Mill. Euro fällig.
Wertberichtigt Seite 2
ProSiebenSat.1 | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 2930 | 3041 |
Ebitda | 403 | 445 |
Unterhaltung1 | 317 | 367 |
Dating1 | 73 | 87 |
Commerce1 | 32 | 33 |
Betriebsergebnis | −115 | 260 |
Finanzergebnis | −63 | 53 |
Nettoergebnis2 | −150 | 262 |
Freier Cashflow1 | 292 | 303 |
Nettofinanzschulden | 1 739 | 1852 |
1) ohne Sondereffekte; 2) den Aktionären zugerechnet Börsen-Zeitung |