Prosus will Just Eat schlucken
Nach dem Online-Essensbestelldienst Takeaway.com will nun auch die Internetholding Prosus die britische Just Eat übernehmen. Während die Niederländer einen Aktientausch planen, kündigt Prosus eine Barofferte über 710 Pence je Aktie an. Just Eat steht dem Vorstoß allerdings ablehnend gegenüber.hek Frankfurt – Um den britischen Essensbestelldienst Just Eat ist ein Übernahmekampf entbrannt. Die Internetholding Prosus, die zum südafrikanischen Medienkonzern Naspers gehört, hat ein Kaufangebot über 710 Pence je Aktie präsentiert. Die Barofferte konkurriert mit dem geplanten Zusammenschluss von Just Eat und Takeaway.com, der als Aktientausch konzipiert ist. Just Eat lehnt das Prosus-Angebot ab und hält an der Ende Juli angekündigten Fusion mit den Niederländern fest. Die Zustimmung der Aktionäre beider Gesellschaften zu diesem Deal steht allerdings noch aus.Die Prosus-Offerte gibt den Übernahmespekulationen in der Essenslieferdienstbranche neue Nahrung. Marktteilnehmer setzen darauf, dass die Konsolidierung in dem Sektor weitergeht. Prosus verfolgt nach eigenen Angaben das Ziel, das weltweit führende Essensliefergeschäft aufzubauen. Die Holding hält 23 % an der im MDax vertretenen Delivery Hero, deren Aktie am Dienstag 3,4 % zulegte, und ist auch bei iFood aus Brasilien und Swiggy aus Indien investiert. Seit 2016 habe man in den Sektor 2,8 Mrd. Dollar investiert. Delivery Hero hatte gegen Ende vergangenen Jahres das Deutschlandgeschäft gegen bar und Aktien an Takeaway verkauft. Infolgedessen halten die Berliner jetzt 14,9 % an dem Konkurrenten.Die Just-Eat-Aktie schoss am Dienstag um bis zu 27 % nach oben und ging mit 732 Pence aus dem Handel. Das Angebot von Prosus bewertet das Unternehmen mit 4,9 Mrd. Pfund oder etwa 5,7 Mrd. Euro. Prosus bietet nach eigenen Angaben eine Prämie von 20 % sowohl gegenüber dem vorangegangenen Schlusskurs als auch im Vergleich zur Bewertung der Just-Eat-Aktie auf Basis des jüngsten Takeaway-Kurses. Gemessen am Schlusskurs vor Ankündigung der Fusion von Takeaway und Just Eat, ergebe sich eine Prämie von 12 %. Auch die Takeaway-Aktie machte am Dienstag Boden gut. Hintergrund ist, dass die Offerte für Just Eat im Aktionärskreis durchaus kritisch gesehen wird. Derzeit notieren die Takeaway-Papiere um 16 % unter dem Niveau von Ende August.Just Eat stufte das Prosus-Angebot in einer Stellungnahme als zu niedrig ein. Die Offerte spiegele die Attraktivität des Unternehmens nicht wider. Prosus hingegen wirbt für ihren Vorstoß mit dem Hinweis, dass er Sicherheit und einen überzeugenden Wert für alle Anteilseigner biete. Die Naspers-Tochter (Beteiligung 74 %) war nach eigenen Angaben mit Vorschlägen für eine Transaktion an das Just-Eat-Management herangetreten, doch sei keine Einigung erzielt worden. Nun könnten die Aktionäre von Just Eat die Offerte prüfen. Das nachlassende Orderwachstum im dritten Quartal zeige, dass Just Eat zusätzliche Investitionen vornehmen müsse, was in einer Fusion mit Takeaway nicht wirkungsvoll möglich sei. Prosus kündigt an, in Just Eat zu investieren, und hält sich für besser geeignet, das Wachstum der Briten voranzutreiben. Wachstum lässt nachDie zuvor nahezu unbekannte Prosus war Mitte September fulminant an der Börse Amsterdam gestartet und mit einer Marktkapitalisierung von 120 Mrd. Euro auf Anhieb zum wertvollsten Unternehmen an der Euronext aufgestiegen (vgl. BZ vom 12. September). Seither ist die Aktie allerdings um gut ein Zehntel abgesackt. Kern der Holding ist eine Beteiligung von 31 % an der chinesischen Tencent. Naspers hatte seine Internetbeteiligungen in einem Carve-out verselbständigt und über ein Listing an die Börse gebracht.Die in London ansässige Just Eat beliefert mehr als 27 Millionen Kunden und arbeitet mit 112 000 Restaurants zusammen. Der Konzern ist in Großbritannien, Australien, Neuseeland, Kanada, Dänemark, Frankreich, Irland, Italien, Mexiko, Norwegen, Spanien, Brasilien und der Schweiz präsent. Das am Montag veröffentlichte Update zum dritten Quartal zeigt, dass sich das Wachstum deutlich abgeschwächt hat. So nahmen die Umsätze noch um 25 % auf 248 Mill. Pfund und die Bestellungen um 16 % auf 62 Millionen zu. In den ersten sechs Monaten waren die Erlöse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch um 30 % und die Orders um 21 % gestiegen. Am Ausblick für das laufende Jahr hält der britische Konzern fest. Er erwartet zwischen 1 Mrd. und 1,1 Mrd. Pfund Umsatz. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) soll 185 Mill. bis 205 Mill. Pfund erreichen.Die Aktionäre von Takeaway und Just Eat sollen nach bisherigen Angaben im Dezember über die angestrebte Fusion der beiden Unternehmen entscheiden. Geplant ist, dass die Aktionäre von Just Eat je Anteil 0,09744 Takeaway-Aktien erhalten. Bezogen auf die Schlusskurse vor Ankündigung des Zusammenschlusses entsprach das einer Prämie von 15 %. Die Just-Eat-Aktionäre würden am Ende mit 52,2 % die Mehrheit an dem fusionierten Konzern halten, während 47,8 % auf die Takeaway-Anteilseigner entfallen. – Wertberichtigt Seite 8