Biotech- und Diagnostikkonzern

Qiagen erwartet Umsatz- und Gewinnanstieg trotz Unwägbarkeiten durch US-Politik

Der Diagnostikkonzern Qiagen hat seine Ziele für 2024 übertroffen. Auch die Prognose für dieses Jahr sieht Wachstum und eine Erhöhung der Profitabilität vor. Doch die unkalkulierbare Politik von US-Präsident Donald Trump – etwa in Bezug auf Importzölle – verunsichert Kunden und Anleger gleichermaßen.

Qiagen erwartet Umsatz- und Gewinnanstieg trotz Unwägbarkeiten durch US-Politik

Qiagen erwartet Erlös- und Gewinnanstieg

Unwägbarkeiten durch US-Politik belasten Diagnostikkonzern – Aktienkurs gibt nach

md Frankfurt

Der Biotech- und Diagnostikkonzern Qiagen hat sein Umsatzziel für 2024 ebenso übertroffen wie die mehrfach erhöhte Prognose für den bereinigten Gewinn je Aktie. Der Ausblick für dieses Jahr sieht spürbares Wachstum und eine deutliche Erhöhung der Profitabilität vor. Dennoch gab der Kurs der im Dax enthaltenen Aktie am Donnerstag zeitweise um 4,1% auf 40,18 Euro nach. Einige Investoren stellen offenbar in Frage, dass das Unternehmen angesichts vieler Unwägbarkeiten – etwa die Zollpolitik der USA – die Jahresziele erreichen kann.

Hälfte des Umsatzes in USA

Qiagen mache knapp die Hälfte des Umsatzes in den USA, sagte Finanzchef Roland Sackers in der Bilanzpressekonferenz. Die Ankündigungen von Präsident Donald Trump, etwa hohe Zölle auf Importe einzuführen, verunsicherten auch die Kunden, was sich gegenwärtig laut dem CFO in einer Zurückhaltung bei langfristigen Investitionen in Qiagen-Produkte niederschlage, die über Jahre abbezahlt werden müssten. Sackers rechne hier aber mit einer Stabilisierung in den nächsten Monaten. Wie die Einführung hoher Zölle und die Senkung von Unternehmenssteuern auf Qiagen wirken werden, sei gegenwärtig schwer abschätzbar.

„Wir haben deutlich mehr Mitarbeiter in den USA als in Deutschland. Aber wir produzieren auch in Deutschland für die USA. Von daher bleibt abzuwarten, was das für uns bedeutet“, sagte Sackers.

Roland Sackers (Jahrgang 1968) arbeitet seit 1999 für Qiagen, zunächst als Vice President Finance. 2004 wurde er Chief Financial Officer (CFO). Foto: Qiagen

Der Konzernumsatz stieg den Angaben zufolge im vierten Quartal 2024 im Vergleich zur Vorjahreszeit um 2% auf 521 Mill. Dollar, während sich der Umsatz zu konstanten Wechselkursen um 3% auf 525 Mill. Dollar erhöhte und damit über der Prognose von mindestens 520 Mill. Dollar lag. Der Kernumsatz, den Qiagen als Erlöse ohne Berücksichtigung eingestellter Produkte definiert, wuchs um 4%.

Marge nahe bei 31 Prozent

Die bereinigte operative Marge erhöhte sich um 2,6 Prozentpunkte auf 30,6%. Dies sei auf Effizienzsteigerungen und die Entscheidung zur Einstellung des Diagnostikgeräts Neumodx zurückzuführen, die Reinvestitionen in Wachstumsinitiativen ermöglicht habe. Der bereinigte verwässerte Gewinn je Aktie lag zu tatsächlichen und konstanten Wechselkursen jeweils bei 0,61 Dollar; hier waren mindestens 0,60 Dollar in Aussicht gestellt worden.

Im Gesamtjahr legte der Umsatz leicht auf 1,98 (i.V. 1,97) Mrd. Dollar zu. Das bereinigte operative Ergebnis stieg um 7% auf 567 Mill. Dollar. Sackers wies auf den „starken Free Cashflow“ hin, der um 63% auf 506 Mill. Dollar gesteigert wurde.

"Wir haben schon jetzt eine der höchsten Profitabilitäten in unserer Industrie.“

Roland Sackers, CFO von Qiagen

Das Management erwartet, dass sich das solide Wachstumstempo aus dem zweiten Halbjahr 2024 auch 2025 fortsetzen wird. Gerechnet wird mit einem Umsatzwachstum von etwa 4% und einem Kernwachstum von etwa 5%, jeweils zu konstanten Wechselkursen. Die Prognose für den bereinigten verwässerten
Gewinn je Aktie liegt bei mindestens 2,28 (2,20) Dollar zu konstanten Wechselkursen. Ihr liege die Zielsetzung zugrunde, die bereinigte operative Marge um mindestens 150 Basispunkte auf über 30 (28,7)% zu erhöhen und gleichzeitig niedrigere nicht-betriebliche Ergebnisbeiträge als 2024 zu absorbieren. Sackers betonte, dass Qiagen „schon jetzt eine der höchsten Profitabilitäten in unserer Industrie“ habe.

Zielanhebung absehbar

Der Finanzchef bekräftigte die Ziele für 2028, die eine bereinigte operative Marge von mindestens 31% beinhalten. Obwohl schon dieses Jahr 30% getoppt werden sollen, werde es eine Erhöhung dieses Mittelfristziels erst geben, wenn die 31%-Marke tatsächlich erreicht sei.

Wie Qiagen anlässlich eines Kapitalmarkttages in New York im vergangenen Jahr zudem angekündigt hatte, wird bis 2028 ein durchschnittliches jährliches organisches Wachstum von 7% angestrebt. Damit will das Unternehmen schneller vorankommen als der Markt. In der Zeit vor der Corona-Pandemie hatte der Konzern den Umsatz im Schnitt jedes Jahr um 4 bis 5% ausgebaut.

Sackers zufolge habe die Prognose Potenzial für eine Erhöhung, wenn sich die Lage – vor allem in den USA – stabilisiere.

Gedämpfte Erwartungen an das laufende Quartal

Für das erste Quartal 2025 stellt sich Qiagen auf etwas weniger Wachstum ein als im Gesamtjahr. Gerechnet wird mit einem Umsatzplus zu konstanten Wechselkursen von 3%. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll auf mindestens 0,50 Dollar klettern, nach 0,46 Dollar in der gleichen Periode des Vorjahres.

Thierry Bernard (Jahrgang 1964) ist seit Februar 2015 für Qiagen tätig. Anfangs Senior Vice President für das Geschäftsfeld Molekulardiagnostik, wurde er im März 2020 zum Chief Executive Officer (CEO) ernannt, nachdem er diese Position schon ein halbes Jahr interimistisch ausgeübt hatte. Foto: Qiagen

CEO Thierry Bernard sprach von „einer soliden Leistung im vierten Quartal". Die Ergebnisse unterstrichen die Widerstandsfähigkeit des Portfolios mit über 85% an wiederkehrenden Umsätzen. „Unser Vertrauen in die Zukunft von Qiagen spiegelt sich darin wider, dass wir im Januar etwa 300 Mill. Dollar mittels eines synthetischen Aktienrückkaufs zurückgeführt haben“, so CFO Sackers. Bei dem synthetischen Aktienrückkauf wurden jeweils 36 ausgegebene Qiagen-Aktien zu 35 neuen Aktien konsolidiert. Dies führte zu einer Verringerung der umlaufenden Aktien von 2,8%. Nach der Konsolidierung erfolgte eine Kapitalrückzahlung an eingetragene Aktionäre von 1,26 Dollar je vor dem Split gehaltener Aktie.

Deutliche Underperformance im Vergleich zum Dax

Qiagen bringt es auf eine Marktkapitalisierung von 9,3 Mrd. Euro und gehört damit zu den Leichtgewichten im deutschen Leitindex. In den vergangenen zwölf Monaten war die Aktie mit einem Plus von lediglich 3% ein starker Underperformer, da der Dax in der gleichen Zeit um rund 28% zulegte.

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