Qiagen gerät wegen Steuerpraktiken in die Kritik
ak Köln – Der Biotech- und Diagnostikkonzern Qiagen ist wegen seiner Steuerpraktiken öffentlich in die Kritik geraten. Die niederländische Nichtregierungsorganisation SOMO hat einen 26-seitigen Bericht vorgelegt, in dem sie dem Unternehmen aggressive Strategien zur Steuervermeidung vorwirft. SOMO schätzt, dass Qiagen seine Steuerlast in den Jahren 2010 bis 2018 um 93 Mill. Euro gedrückt hat. Das MDax-Unternehmen habe steuerliche Harmonisierungslücken zwischen Luxemburg und den USA sowie Luxemburg und Irland ausgenutzt. Darüber hinaus seien über konzerninterne Kredite und Kapitalflüsse, die über Briefkastenfirmen in Luxemburg und Malta gelaufen sein sollen, weitere bis zu 49 Mill. Euro Steuern vermieden worden sein. Konzern wehrt sichQiagen bezeichnete in einer Stellungnahme die Berechnungen von SOMO als rein fiktiv und nicht nachvollziehbar. Wie viele Unternehmen versuche auch Qiagen, unter strenger Beachtung der geltenden Regeln seine globale Steuerposition zu optimieren. “Wir versuchen dabei stets, einen angemessenen Ausgleich zwischen Unternehmens-, Mitarbeiter- und Shareholder-Interessen einerseits und öffentlichem Interesse andererseits zu erzielen”, sagte ein Sprecher.Genau das jedoch ziehen Politiker in Zweifel. Denn Qiagen, die mit Covid-19-Tests und den benötigten Reagenzien dafür derzeit hohe Gewinne einfährt, hat kürzlich eine Förderung von 18,3 Mill. Euro vom Land Nordrhein-Westfalen für den Ausbau der Produktionskapazitäten für Corona-Labordiagnostik erhalten. “Es ist skandalös, wenn eine Firma öffentliche Förderung kassiert, sich aber ihrer Steuerverantwortung entzieht”, kritisierte der Grünen-Europapolitiker Sven Giegold. “Qiagen profitiert von der Pandemie durch Gewinne, schadet aber dem Gemeinwohl durch Steuertricks. Der Fall Qiagen belegt die Notwendigkeit von mehr Steuertransparenz, um Steuervermeidung einzudämmen.”Fakt ist: Der Konzern verfügt laut Geschäftsbericht neben der Qiagen Deutschland Holding GmbH auch noch über eine gleichnamige SARL in Luxemburg sowie eine Tochtergesellschaft auf Malta, die Qiagen Finance (Malta) Ltd.. Zu dem Zweck beider Gesellschaften gab Qiagen auf Nachfrage keine Auskunft. Für Irland ist eine Qiagen U.S. Finance Ltd eingetragen. Sitz in VenloDie Konzernholding von Qiagen ist eine niederländische NV. Nach Auskunft des Unternehmens arbeiten in Venlo gerade mal 50 Beschäftigte, in der eigentlichen Zentrale im rheinischen Hilden sind es 1 200.