Qinetiq kämpft mit Auftragsverzögerungen
Rüstungskonzern Qinetiq schwächelt
Britische Sparanstrengungen belasten Rüstungskonzern
hip London
Der britische Rüstungskonzern Qinetiq rechnet wegen Auftragsverzögerungen und Gegenwind in den USA im laufenden Jahr mit weniger Wachstum. Die Sparanstrengungen der britischen Regierung belasten die Firma ebenfalls.
Wie die FTSE-250-Gesellschaft mitteilte, haben sich die bereits im dritten Quartal beobachteten schwierigen Marktbedingungen im Schlussquartal fortgesetzt. Für das dritte Quartal hatte das Unternehmen, dessen Angebot von Cybersicherheit über Pilotentraining bis Robotik reicht, einen Auftragseingang von 300 Mill. Pfund gemeldet.
Gegenwind in den USA
Üblicherweise ziehe das Unternehmen pro Quartal Aufträge in Höhe von 400 Mill. bis 450 Mill. Pfund an Land, notierten Analysten von der Investmentbank Panmure Liberum. Es gebe „Gegenwind“ bei der Auftragsvergabe in den Vereinigten Staaten, hieß es im Januar.
Nun teilte Qinetiq mit, die jüngste „geopolitische Ungewissheit“ wirke sich auf die sonst im Schlussquartal üblichen lukrativen Aufträge aus den USA aus. Das Unternehmen will mit Blick auf das Marktumfeld und die operative Performance 140 Mill. Pfund auf das US-Geschäft abschreiben. Konkrete Zahlen aus dem vierten Quartal hat Qinetiq bislang noch nicht vorgelegt.
Mehr Fluch als Segen
„Es gab große Hoffnungen, dass sich die Versprechen europäischer Länder, die Verteidigungsausgaben hochzufahren, in eine Vielzahl neuer Aufträge übersetzt“, sagte Susannah Streeter, Head of Money & Markets bei der britischen Investmentfirma Hargeaves Lansdown. Doch habe sich die mit den Veränderungen der traditionellen Allianzen verbundene Ungewissheit für Qinetiq „mehr als Fluch denn als Segen“ erwiesen.
„Entlassungen im US-Verteidigungsministerium könnten die derzeitigen Probleme verschärfen“, sagte Streeter. Kurzfristige US-Aufträge seien bereits stark betroffen. Es habe den Anschein, dass im Pentagon angesichts der Ungewissheit Entscheidungen über Ausgaben verzögert werden. Allerdings hatte der US-Rüstungskonzern General Dynamics schon vor der Einrichtung des Department of Government Efficiency (DOGE) auf ein schwieriges Marktumfeld hingewiesen.
Aktienrückkäufe statt M&A
Bei Panmure Liberum wertete man „angesichts der schwachen Performance der jüngsten großen US-Akquisitionen“ positiv, dass zuletzt weniger von Zukäufen die Rede war. Qinetiq hatte 2019 den Sensor-Experten Manufacturing Techniques (MTEQ) und 2022 die auf autonome Systeme spezialisierte Avantus Federal übernommen.
Qinetiq legt den Schwerpunkt inzwischen nicht mehr so stark auf Übernahmen und stattdessen mehr auf Aktienrückkäufe. Dafür sollen in den kommenden zwei Jahren bis zu 200 Mill. Pfund ausgegeben werden.
Ehemaliges Staatsunternehmen
Qinetiq ging 2001 aus der staatlichen Defence Evaluation & Research Agency (DERA) hervor. Ein Jahr später stieg der US-Finanzinvestor Carlyle Group ein. Drei Jahre später ging das Unternehmen an die London Stock Exchange. Seitdem wurden zahlreiche Zukäufe getätigt.